Eisernes Hochzeitspaar in Blankenheim Eisernes Hochzeitspaar in Blankenheim: Mit Paragraf 1 durchs Leben

Blankenheim/MZ - „Am 10. Oktober 1949 hätte man ganz Thondorf ausrauben können“, sagt Kurt Franke (85). „Da standen nämlich alle Einwohner auf der Straße und wollten uns, das Brautpaar, sehen.“
Brigitte und Kurt Franke hatten sich bereits einen Tag zuvor in Siersleben, in der guten Stube des Standesbeamten Fischer, das Ja-Wort gegeben.
Brigitte Franke (83) erinnert sich noch genau: „Der Standesbeamte hat uns angelacht und gesagt: 'Ihr beide bleibt zusammen.'“ Im Heimatort der Braut gab es den kirchlichen Segen. Pfarrer Fritz Lohmeyer, der für Siersleben und Thondorf zuständig war, kannte das Brautpaar von Kindesbeinen an. Er hatte sie getauft, konfirmiert und schließlich getraut.
Zuvor hat er gefragt: „Soll ich mit der großen oder der kleinen Glocke läuten?“
Da hat der Bräutigam schelmisch geantwortet: „Mit der großen Glocke läuten, ab und zu mit der kleinen bimmeln.“
Der Start ins Eheleben begann mit dem herrlichsten Wetter, erinnern sich beide. Auch in den folgenden Jahren trübte keine Wolke den Himmel. „Wir sind unbeschwert durchs Leben gegangen“, sagt die Jubelbraut. „Wie wir das gemacht haben, weiß ich auch nicht.“ Ihrem Ehemann kommt in den Sinn: „Wir hielten uns an den Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung, der da lautet: Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme.“
Sie kamen beide aus Bergarbeiterfamilien mit jeweils drei Geschwistern. Auf dem Tanzsaal hatten sie sich kennengelernt. Damals gab es ja öfters Tanz, erinnert Brigitte Franke. Kurt Franke hat Dreher gelernt. „Als dann der Pfennig geteilt werden musste, wurde ich Bergmann“, sagt er augenzwinkernd.
„Da gab es mehr Geld.“ 25 Jahre hat er auf dem Vitzthum-Schacht, dem späteren Ernst-Thälmann-Schacht, und in Sangerhausen auf dem Thomas-Münzer-Schacht Unter Tage im Vortrieb und der Ausrichtung als Sprengmeister gearbeitet. Die Arbeit hat Spuren hinterlassen, er hört schwer. Brigitte Franke hat Schneiderin gelernt. Nachdem 1950 und 1952 die Söhne Kurt und Herbert geboren waren, arbeitete sie mehrere Jahre in der Konditorei in Sangerhausen. Sie zogen der Arbeit hinterher. Von Siersleben nach Sangerhausen und seit 20 Jahren leben sie beim Sohn in Blankenheim/Klosterrode.
„Wir sind dankbar für unsere Familie“, sagt Brigitte Franke. „Wir vertragen uns alle sehr gut.“ Dazu gehören inzwischen vier Enkel und vier Urenkel. So war es auch eine fröhliche Gesellschaft, die am Freitagabend in Blankenheim gemeinsam feierte.