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Ein ganzes Leben lang das Trauern lernen

23.11.2007, 17:33

Sangerhausen/MZ. - Sich darin nicht allein und ohnmächtig zu fühlen, ist das Anliegen der Hospiz Initiative Sangerhausen. Marion Rohland befragte für die MZ deren Initiatorin, Andrea Jungnitzsch, zum Umgang mit Trauer und Verlust.

Wo kommen Sie gerade her?

Andrea Jungnitzsch: Aus der Sprechzeit, die unsere Initiative regelmäßig im Stift St. Spiritus in der Kyselhäuserstraße in Sangerhausen anbietet. Davor sprach ich mit Schülern über das Sterben.

Mit Schülern?Wie kam es dazu?

Jungnitzsch: Wir werden unter anderem von Lehrern angefragt, die im Lernstoff der 9. und 10. Klasse das Thema Tod und Sterben behandeln. Für uns ein wichtiger Moment unserer Arbeit, denn wir erleben viel Hilflosigkeit gerade bei Pädagogen, Kindern und jungen Menschen. Es ist eine besondere Herausforderung, mit dem Tod eines Kindes, eines Mitschülers, eines Freundes, einer Freundin umgehen müssen.

Welche Hilfe kann ein unmittelbar betroffener Mensch von Ihnen erwarten?

Jungnitzsch: Unsere Arbeit setzt nicht erst nach dem Ableben eines Menschen an und endet nicht mit der Beisetzung. Wir bieten mit einer ambulanten Begleitung im häuslichen Milieu psychosoziale Unterstützung während der letzten Lebensphase - für den Betroffenen wie auch für die Angehörigen. Weiterführend helfen wir bei der Gestaltung der Abschiedskultur und begleiten darüber hinaus in der so wichtigen Trauerzeit. Immer in dem Maß, wie es die Betroffenen wünschen.

Reicht ein großes Herz, um diese schwierige, emotionale Arbeit leisten zu können?

Jungnitzsch: Diese, von uns rein ehrenamtlich bewältigte Aufgabe, braucht eine fachliche Qualifizierung. Zur Zeit arbeiten drei ausgebildete Hospizhelfer in unserer Initiative. Diese werden von weiteren Engagierten unterstützt.

Wer kann sich Ihrer Initiative anschließen?

Jungnitzsch: Jeder, der bereit ist, sich mit Tod und Sterben auseinander zu setzen. Motivation für eine Mitarbeit sind auch die eigene Unsicherheit im beruflichen Umgang mit dem Sterben und persönliche Erfahrungen, wie bei Rettungssanitätern, Arzthelferinnen.

Sie sind Partner für Sterbende und Angehörige. Wer ist Ihnen ein Partner?

Jungnitzsch: Gute Partner sind das Kriseninterventionsteam und die Kirchen. In der Landesarbeitsgemeinschaft der Hospizbewegung haben wir zur Zeit nur Gaststatus, da uns das Geld für die Mitgliedschaft fehlt.

Welche Visionen hat Ihre Gruppe für die eigene Arbeit?

Jungnitzsch: Dass wir noch aktiver gerufen werden - von Menschen, die Begleitung im Sterben und in der Trauer wünschen. Dass wir eine noch engere Zusammenarbeit mit Hausärzten, Pfarrern, der Diakonie und dem Krankenhaus gestalten. Dass wir es schaffen, den nötigen Eigenanteil von 20 Prozent zur Finanzierung unserer ehrenamtlich Arbeit aufbringen.

Hospiz Initiative Sangerhausen

Kontakt: (0171)24 23 367