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Ein Abend für und über Alban Hess

Von STEFFI ROHLAND 28.04.2010, 16:13

SANGERHAUSEN/MZ. - Für die Sangerhäuser Buchhändlerin Karla Tentrup-Klein war der Abend eine Möglichkeit, Alban Hess, den Gründer der Sankt-Michael-Buchhandlung in Sangerhausen kennen zu lernen. Familienmitglieder und Freunde von Alban Hess waren gekommen, um seiner an seinem 40. Todestages zu gedenken.

Andere Gäste wollten die Sangerhäuser Persönlichkeit einfach kennen lernen. Die Initiative "Erinnern und Gedenken" hatte Alban Hess (1891-1970) in der Flugschrift Nummer 2 vom März 2010, einen Artikel unter dem Thema "Christlicher Widerstand in Sangerhausen" gewidmet. "Wir sind zwar nicht mehr in der originalen Buchhandlung", sagte Karla Tentrup-Klein. "Aber schaut man sich um, sind hier von jeder Station, von der Bücherstube bis zur Sankt-Michaels-Buchhandlung in der Kylischen Straße, Möbel vorhanden." Selbstverständlich auch das Schild, das einst über der Ladentür hing. Es zeigt Sankt Michael mit einer Lanze, der einen grünen Drachen besiegt. "Das Schild hat der Sangerhäuser Künstler Wilhelm Schmied in den 50er Jahren gemalt", sagte Rudi Endrejat (77), der erste Lehrling des Buchhändlers Hess. Er konnte sich erinnern, dass "der Drache eigentlich rot sein sollte. Das musste aber geändert werden".

Gottfried Appel, Mitinitiator der Gedenkveranstaltung, sagte einleitend: "Wir haben es hier mit einem Buchhändler zu tun, der selbst nicht viel geschrieben hat." Allerdings fand man Texte von Dietrich Bonhoeffer, dessen Schriften auch von Alban Hess verkauft wurden, passend. Aus diesen wurde von Rudi Endrejat gelesen. Aber im Vorfeld der Veranstaltung waren doch noch einige Tagebuchnotizen von Alban Hess aufgetaucht. Diese trug Wolfgang Steffen (68) vor, der selbst von 1955 bis 1970 mit Alban Hess und für ihn gearbeitet hat. Einen kurzen Lebenslauf beginnt Alban Hess mit den Worten: "Ich bin ein Kind dieser Stadt und mit Gonna-Wasser getauft." Nach dem Besuch der Mittelschule und der kaufmännischen Berufsschule, muss er von 1914 bis 1918 als Soldat in den Krieg nach Frankreich. Nach der englischen Kriegsgefangenschaft kommt er nach Sangerhausen zurück, um dort "mit den edelsten aller Waren zu handeln". Er gründet 1922 die Alban-Heß-Bücherstube in der Göpenstraße, gegenüber dem Ochsenpalast. Er lehnt deutlich den aufkommenden Nationalsozialismus ab. "In seiner Buchhandlung wurde Hitlers 'Mein Kampf' nie verkauft", wusste Wolfgang Steffen zu berichten. 1941 wurde Alban Hess verhaftet. Es folgen zwei Jahre Zuchthaus und im März 1944 die Einlieferung in das KZ Buchenwald. Nach seiner Befreiung kehrt er nach Sangerhausen zurück und gründet die Sankt-Michael-Buchhandlung.

Er engagiert sich sofort im politischen Leben der Stadt, zum Beispiel als Mitbegründer der CDU. Ab 1949 erfolgt allerdings bereits sein Rückzug aus dem politischen Leben. Er wurde mehrfach inhaftiert. Es erfolgte die Aberkennung der der Rente für die Verfolgten des Naziregimes (VDN). In Sangerhausen erfuhr Alban Hess bereits im Jahr 2000 eine Würdigung, als die Leninstraße in Alban-Heß-Straße umbenannt wurde. Der Gedenkabend fand im Beisein der Witwe, Christa-Angelika Hess statt. Sie lernte Alban Hess nach dem Krieg kennen. "Wir waren 24 Jahre verheiratet", sagte die 89-Jährige. Der Buchhandel begann zuerst in unserer guten Stube. Zur Gründung des christlichen Verlages, kam es nicht."

Von den Begleitern seines Lebensweges wird Alban Hess als Mann mit "Visionen" charakterisiert. Das unterstrich auch seine jüngste Tochter, Adelheid Johanna Hess (60), die den Abend mit eigenen Liedern und Gedichten umrahmte.