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Ehemann in Sangerhausen zerstückelt Ehemann in Sangerhausen zerstückelt: Sechs Jahre Haft für Axt-Attacke

Von Petra Buch 19.02.2014, 08:53
In diesem und einem weiteren Garten der Anlage „Bergfrieden“ in Sangerhausen waren die Leichenteile versteckt.
In diesem und einem weiteren Garten der Anlage „Bergfrieden“ in Sangerhausen waren die Leichenteile versteckt. RALF KANDEL Lizenz

Halle (Saale)/Sangerhausen/MZ - Gefasst, auch erleichtert, wirkt die schwarz gekleidete 60-Jährige auf der Anklagebank, als der Richter am Mittwoch das Urteil verkündet. Sechs Jahre muss die Frau aus der Kleinstadt Sangerhausen im Südharz wegen Totschlags ins Gefängnis - weil sie ihren Ehemann 2009 in der gemeinsamen Wohnung mit voller Wucht mit einer Axt den Schädel eingeschlagen hat. Sie hatte zum Prozessauftakt am Landgericht Halle vergangene Woche ein Geständnis abgelegt, stundenlang, mit grauenvollen Details.
Demnach hatte sie die Leiche des 65-Jährigen damals mit einer Elektrosäge und einem scharfen Messer zerstückelt und anschließend in ihrem Garten in elf Müllsäcken versteckt. Vier Jahre behielt sie das für sich. „Und hatte bis September 2013 Zeit, sich etwas zurechtzulegen. Was ganz genau geschehen ist, das werden wir wohl nie erfahren“, sagte Staatsanwalt Hendrik Weber. Er hatte für die Frau sieben Jahre Haft gefordert wegen Totschlags. So lautete auch die Anklage.
Verurteilt wird die Frau wegen eines minderschweren Falls. Mit der Strafe kommt sie relativ glimpflich davon, weil unter Umständen - so der Staatsanwalt - bei Totschlag lebenslange Haft möglich gewesen wäre.

Richterin kritisiert Gleichgültigkeit in der Familie und Gesellschaft

Das Gericht hielt ihr vor allem das umfangreiche Geständnis zugute. Das Motiv der Frau sahen Richter, Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gutachterin in der Ehe der Frau begründet. Das rechtfertige die Tat keineswegs, hieß es zugleich übereinstimmend. Man hätte sich zum Beispiel scheiden lassen können. „Sie hat keine Trennung auf die Reihe gekriegt“, hielt der Richter der Frau vor.

Und mit monatlich rund 1100 Euro Rente des früheren Bergmanns habe sie es sich bequem gemacht, keinerlei Arbeit gesucht - und die Rente auch nach der Tat jahrelang kassiert. Eine Tochter hatte ihren Vater erst im März 2013 bei der Polizei als vermisst gemeldet. So kamen die Ermittlungen ins Rollen. Die Frau hatte jahrelang erzählt, ihr Mann habe sie verlassen und sei zu seinem Bruder ins Erzgebirge gezogen. „Und alle waren froh, dass er weg war“, kritisierte der Richter die Gleichgültigkeit in der Familie und Gesellschaft.

Verteidigung forderte nur drei Jahre Haft

„Diese Tötung ist eine ganz schlimme Sache“, sagte die Verteidigerin der Angeklagten, Sabine Grunow. Drei Jahre Haft, nicht viel mehr, hatte sie für ihre Mandantin gefordert. „Die Beseitigung der Leiche war nicht geplant, wie auch die Tat nicht geplant war“, sagte Grunow. Die Frau habe ein unauffälliges Leben geführt, sei fleißig, bescheiden, uneigennützig gewesen. Sie habe sich um alles gekümmert, die Kinder, den Mann, den Haushalt und die Finanzen. Erst Friseurin, dann Wirtschaftskauffrau an der Abendschule gelernt, arbeitete sie nach eigener Aussage unter anderem in der DDR bei der Staatsbank.
Ihre 25-jährige Ehe schilderte sie gegenüber der Psychologin als zermürbend. Sie sei für sie zur Hölle geworden. Misshandlungen, Schläge, Demütigungen ihres alkoholabhängigen Mannes habe sie hingenommen. Das habe sie zu einem anderen Menschen werden lassen - ohne dass sie es gemerkt habe, beschrieb die Gutachterin Renate Reichel die Psyche der 60-Jährigen. Als „Mistschlampe, dumme Kuh“ soll ihr Ehemann sie tituliert haben. Jahrelang habe sie Misshandlungen „in sich hineingefressen“.

Eine 60-jährige Frau aus Sangerhausen hat ihren Mann getötet, den Leichnam zerstückelt und in Mülltüten verpackt versteckt. Familie und Freunden erzählte sie, der Vater sei zu seinem Bruder nach Oberwiesenthal ins Erzgebirge gezogen. Die Bluttat fiel erst nach vier Jahren auf: Im März 2013 wollte eine ihrer Töchter die Geschichte des Umzugs nicht mehr glauben und erstattete Anzeige bei der Polizei, die die Leichenreste im Garten der Frau entdeckte.

Vor 20 Jahren töteten Zigarettenhändler in Halle zwei Konkurrenten auf offener Straße. Die Verdächtigen stehen bis heute oben auf der Fahndungsliste - ohne große Chance, je gefasst zu werden.

Am 15. Juli 1997 wird die Deutsch-Russin Jekatarina Dronova (27) an der Wendeschleife in Halle-Süd tot aufgefunden. Sie liegt in einem Schlafsack und wurde wahrscheinlich lebendig begraben. Die Drogensüchtige wurde seit Mai 1996 vermissst. (Quelle: Volksstimme)

Der Mosambikaner Sergio Paipe (28) wird am 12. Juli 1996 im Musikcafé Dahms in Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) mit einem Billardstock erschlagen. Als tatverdächtig gilt der Pakistaner Jabal Meher. (Quelle: Volkstimme)

Ein 47-Jähriger aus Sachsen wurde 2004 offenbar Opfer der organisierten Kriminalität. An den Füßen des Toten fand die Polizei Betongewichte.

Nach Außen habe die fünffache Mutter und Großmutter immer versucht, das Bild einer heilen Familie aufrecht zu erhalten, die Eheprobleme und den Alkoholkonsum des Mannes verdrängt und vertuscht. „Sie hatte keine Freundin, keine Freunde, war nur fixiert auf diese Beziehung“, sagte die Gutachterin.

Kurz nach der Silberhochzeit brachte die Frau ihren Ehemann um, nachdem der sie im Wohnzimmer plötzlich mit der Axt bedroht habe. Zwei Tage zuvor hatte sie ihm gesagt, sie wolle sich von ihm trennen - endgültig.

Der Angeklagten (M.) werden neben ihrer Rechtsanwältin Sabine Grunow (l.) die Handschellen von einer Justizbeamtin (r.) vor Prozessbeginn im Landgericht Halle (Saale) abgenommen.
Der Angeklagten (M.) werden neben ihrer Rechtsanwältin Sabine Grunow (l.) die Handschellen von einer Justizbeamtin (r.) vor Prozessbeginn im Landgericht Halle (Saale) abgenommen.
dpa Lizenz