Sangerhausen Othal Sangerhausen Othal: 60-Jährige gesteht Tötung ihres Mannes

SANGERHAUSEN/MZ - Hat sich im Sangerhäuser Stadtteil Othal ein Gewaltverbrechen ereignet? Diese Frage versuchen seit Mittwoch Ermittler von Polizei und hallescher Staatsanwaltschaft zu klären. Unterstützt von Mitgliedern des Technischen Hilfswerks (THW) rückten sie in die Gartenanlage „Bergfrieden“ am Rande des Plattenbaugebietes aus DDR-Zeiten aus. Mit Hilfe von Schaufeln und Spaten fanden sie dort schließlich menschliche Überreste. Sie stammen höchstwahrscheinlich von einem 65-jährigen Mann. Seine Ehefrau, so die Ermittler, soll ihn umgebracht und in der Gartenanlage verscharrt haben, wo sie nach Angaben von Anwohnern gleich drei Gärten bewirtschaftete.
In Paragraph 211 des Strafgesetzbuches heißt es: „Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.“
Ein Mörder wird mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe bestraft.
„Gegen die 60-Jährige wird wegen Mordverdachts ermittelt“, sagte Polizeisprecher Ralf Karlstedt. Die Frau war bereits am Dienstagnachmittag in ihrer Wohnung in einem Block im Sangerhäuser Stadtteil Othal festgenommen worden. Die Wohnung wurde am Mittwoch ebenso stundenlang von der Spurensicherung untersucht wie die nur wenige hundert Meter davon entfernt liegenden Gärten.
Der Mann war bereits vor genau vier Jahren, im September 2009, verschwunden. Aber erst im März dieses Jahres erstattete eine seiner Töchter Vermisstenanzeige. Die Frau, die im thüringischen Sömmerda lebt, sei zuvor von der Mutter immer mit Ausreden hingehalten worden und habe diese lange geglaubt, heißt es.
Die Ermittler versuchten daraufhin herauszufinden, wo sich der Mann aufhält. „Dabei verdichteten sich die Hinweise, dass er Opfer einer Gewalttat geworden sein könnte“, so Karlstedt. Die Staatsanwaltschaft Halle ließ die 60-Jährige vorläufig festnehmen und verhörte sie. Karlstedt: „Dabei legte die Frau ein Geständnis ab. Die Leiche habe sie auf dem Gelände des Kleingartenvereins verschwinden lassen.“ Bereits am Dienstag hatte sie die Ermittler dorthin geführt.
Zum jetzigen Zeitpunkt wollen sich aber weder der Polizeisprecher noch die zuständige hallesche Oberstaatsanwältin Heike Geyer zum Tathergang äußern. Auch zum Motiv der Frau gibt es bisher keine offiziellen Angaben. Von Nachbarn ist zu erfahren, dass die Ehe der beiden nicht intakt gewesen sei. Während die 60-Jährige als adrett, hilfsbereit und immer freundlich beschrieben wird, soll er „gerne einen getrunken“ haben. Und: Der kräftige Mann wäre auch schon mal gewalttätig geworden. Viele seien deshalb froh gewesen, dass er, wie es hieß, im September 2009 zu seinem Bruder ins Erzgebirge gezogen sei.
Eine andere Tochter des Paares sagte am Mittwoch der MZ: „Auch ich hatte keinen Grund an den Angaben meiner Mutter zu zweifeln.“ Die Frau fiel am Mittwoch aus allen Wolken, als sie vom Mordverdacht gegen ihre Mutter erfuhr. Ebenso zeigten sich Nachbarn geschockt: „Das Ganze ist unvorstellbar.“ Solch eine Tat sei der Frau nicht zuzutrauen. Viele vermuten, dass sie vielleicht in Notwehr gehandelt und sich dann aus Angst nicht offenbart haben könnte.
Das Sangerhäuser Amtsgericht hat dagegen Mittwochnachmittag Haftbefehl wegen Mordverdachts gegen die Frau erlassen, wie es die Staatsanwaltschaft beantragt hatte. Die 60-Jährige wurde dann in die Untersuchungshaftanstalt Halle gebracht.
Die am Mittwoch in der Kleingartenanlage gefundenen Leichenteile werden rechtsmedizinisch untersucht. „Erst dann kann definitiv gesagt werden, ob es sich tatsächlich um den verschwundenen Mann handelt“, sagte Karlstedt. Ergebnisse würden wahrscheinlich erst in einigen Tagen vorliegen.
