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Christliches Jugenddorf Christliches Jugenddorf: Sangerhausen als Mutter

02.01.2015, 10:51
Jugenddorfleiter Wilhelm Grangé ist seit 1. Januar Gesamtleiter des CJD in Sachsen-Anhalt.
Jugenddorfleiter Wilhelm Grangé ist seit 1. Januar Gesamtleiter des CJD in Sachsen-Anhalt. Steffi Rohland Lizenz

Sangerhausen - Das CJD im Land Sachsen-Anhalt reformiert seine Strukturen. Die Einrichtungen in Sangerhausen, Weißenfels, Zeitz, Schönebeck, Salzwedel, Billberge und Genthin rücken enger zusammen. Ähnliche Angebote an verschiedenen Standorten werden unter ein fachliches Dach gestellt. Das Mutterschiff im neuen Fahrwasser ist das Sangerhäuser Jugenddorf. Sangerhausens Jugenddorfleiter Wilhelm Grangé ist ab diesem Jahr nicht mehr nur allein für Sangerhausen zuständig. Seit dem 1. Januar 2015 ist er der Gesamtleiter für alle CJD-Angebote im Land Sachsen-Anhalt gemeinsam mit seinem kaufmännischen Kollegen Andreas Demuth. Redakteurin Beate Thomashausen sprach mit ihm über das Jahr 2014 und die Veränderungen, die 2015 anstehen.

Was ist der Zweck der Strukturreform?

Grangé: Das CJD ist bundesweit in vielen sozialen Dienstleistungsbereichen ein Qualitätsanbieter. Und bundesweit wollen wir uns noch stärker positionieren. Deshalb bilden wir auf Länderebene Verbünde, um Synergieeffekte zu erzielen. Einfach gesagt: In den Jugenddörfern an den verschiedenen Standorten gibt es Dopplungen in den Angeboten. Die wollen wir fachlich verzahnen, um uns so qualitativ weiter zu entwickeln.

Das ist sehr global. Was heißt es konkret?

Grangé: Nehmen wir das Beispiel begleitete Elternschaft. Hier hat Sangerhausen eine Vorreiterrolle. Die fachlichen Standards in Sachsen-Anhalt in diesem Angebotsfeld werden hier vom CJD Sangerhausen mit formuliert. Wir bieten an, dass geistig behinderte Paare auch ihre Elternschaft leben können. Dieses Projekt ist auf große Resonanz gestoßen. Wir haben Wartelisten. Viele Menschen wollen unter unserem Dach dieses Angebot nutzen. Denn ohne diese spezielle Unterstützung behinderter Menschen ist es nicht die Regel, dass die Kinder bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können. Wenn allerdings Eltern aus dem ganzen Land auf Grund zu weniger Plätze zu uns nach Sangerhausen kommen, werden sie aus ihrer sozialen Struktur herausgerissen. Das sind alles zusätzliche Belastungen, die sich vermeiden lassen, wenn auch an anderen CJD-Standorte die begleitete Elternschaft angeboten wird. In Genthin zum Beispiel gibt es eine Mutti mit Zwillingen, die bereits ein älteres Kind hat. Mit ihr wird zur Zeit Stück für Stück ein Projekt wie das in Sangerhausen entwickelt.

Wo wird noch kooperiert werden?

Grangé: Bei unseren Schulen. Die Christophorusschulen aus Sangerhausen und die Schulen in Weißenfels und Droyßig werden ebenfalls künftig unter einem fachlichen Dach stehen. Das CJD ist im Süden Sachsen-Anhalts als Schulträger mit spezialisiertem Angebot bekannt und geschätzt. Die Erfahrungen, die wir beispielsweise mit unserer Förderschule mit Ausgleichsklassen gesammelt haben, können wir in Weißenfels weitergeben.

Das Besondere an unserem Angebot in Sangerhausen ist ja, dass wir eine ganze Förderkette anbieten - angefangen bei der Kindertagesstätte und der Frühförderung über das Therapie- und Betreuungszentrum mit all seinen Angeboten bis hin zu den Förderschulen und ergänzenden Jugendhilfeangeboten wie dem Familienbesuchsdienst, die Hilfen der Familienhebammen oder die Tagesgruppe.

Kommt das gesamte Know-how ausschließlich aus Sangerhausen?

Grangé: Auf keinen Fall. Jeder CJD-Standort hat seine Stärken. Seien es nun die Berufsausbildung, Berufsvorbereitung und Jugendhilfe in Billberge oder die Werkstätten in Schönebeck und Salzwedel oder aber die Beratungsstelle in Genthin. Überall treffen wir auf kompetente Mitarbeiter. Genauso wie in Sangerhausen.

Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den anderen CJD-Standorten vor?

Grangé: Wir haben vor Weihnachten noch an allen Standorten Mitarbeitervollversammlungen durchgeführt. Die Mitarbeitenden sollten uns besser kennenlernen. Wir haben uns ihren Fragen gestellt und ihnen das Angebot unterbreitet, sich direkt in die Weiterentwicklung des Standortes einzubringen. Herr Demuth und ich wollen zuhören und uns ihren Fragen stellen. Wir wollen vielmehr ein Angebot unterbreiten, dass jeder Mitarbeiter die Chance bekommt, sich weiterzuentwickeln. Auf keinen Fall wollen wir, dass die Sangerhäuser so in den anderen Standorten ankommen: Hoppla jetzt kommen wir. Wir wollen zuhören, hinschauen und sehen, dass wir jeden mitnehmen können. Auf einen gemeinsamen Weg. Und jeder der sich entwickeln und weiterbilden möchte, ist dazu eingeladen. Hierzu ist die Fort- und Weiterbildung eines jeden Einzelnen entscheidend.

Haben Sie einen Wunsch?

Grangé: Ja. Ich hoffe darauf, dass alle Mitarbeiter aus allen Standorten ihre Ideen einbringen. Was wir gemeinsam aufbauen wollen, soll qualitativ sehr gut und zukunftsfähig sein. Dabei ist die Anfangsphase bei einer so großen Strukturreform, mit allen tiefgreifenden Neuerungen immens wichtig. (mz)