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Bürgermeister Jürgen Richter im Interview Bürgermeister Jürgen Richter im Interview: Viele kleine Baustellen in Allstedt

05.01.2015, 10:14
Bürgermeister Jürgen Richter bei der feierlichen Eröffnung und Übergabe der Zweifelderhalle in Allstedt.
Bürgermeister Jürgen Richter bei der feierlichen Eröffnung und Übergabe der Zweifelderhalle in Allstedt. Schumann Lizenz

Allstedt - Für Allstedt war das Jahr 2014 sehr ereignisreich: Seit dem Sommer lenkt ein neuer Stadtrat die Geschicke der Stadt.

Die Zwei-Feld-Halle ist fertig, und auf Burg & Schloss Allstedt gibt es eine neue Dauerausstellung über das Wirken Thomas Müntzers in Allstedt. Obwohl die Stadtkasse ziemlich leer ist, wurden neben den Pflichtaufgaben diese beiden großen Brocken geschultert. Mit dem Bürgermeister der Stadt Allstedt, Jürgen Richter (CDU), sprach Redakteurin Beate Thomashausen über das vergangene Jahr und Aussichten für 2015.

Herr Richter, das größte Bauprojekt der Stadt Allstedt, die Zwei-Feld-Halle, steht. Ist die Auslastung gut?

Jürgen Richter: 3,1 Millionen Euro sind eine riesige Bausumme, die bewältigt werden musste. Am Eröffnungstag war die Halle proppenvoll. Ganz viele Allstedter wollten reinschauen. Ein Plan für die Nutzung der Halle liegt vor. Es war lange vor Baubeginn klar, dass viele Sportgruppen Interesse an Hallenzeiten anmelden würden. Und so ist es auch gekommen.

Wird es öffentliche Veranstaltungen in der neuen Halle geben?

Richter: Natürlich. Dafür ist die Halle mit 200 Zuschauerplätzen ausgelegt. Die Rollhockeymannschaft kann ihre Bundesligaspiele darin austragen. Ein Fußballturnier der Alten Herren aus Allstedt und den Ortsteilen ist schon bald geplant.

Ein kompliziertes Thema ist der Bauhof. Wie geht es 2015 weiter?

Richter: Der zeitweilige Ausschuss arbeitet daran, die Bauhöfe der Stadt möglichst effektiv zusammenzuführen. Wie ein Damoklesschwert schwebt die Forderung des Landkreises über uns, dass wir die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren haben. Pro 1 000 Einwohner soll es je ein voll beschäftigter Mitarbeiter sein. Das wären also nur acht Mitarbeiter. Wir wollen umstrukturieren, aber niemanden entlassen müssen. Zum einen scheiden Mitarbeiter aus Altersgründen aus, andere müssen wir anders einsetzen. Wir werden Lösungen finden.

Der Bauhof hat doch aber gut zu tun im großen Stadtgebiet.

Richter: Das stimmt. Aber die Ausdehnung eines Ortes spielt bei der Bemessung keine Rolle. Hier geht es um die Einwohner. Und die werden wir auch 2015 ganz bestimmt ansprechen, ob sie nicht im Interesse ihrer Stadt mit anpacken. Niederröblingen ist Vorreiter. Von dort gab es Signale, dass Bürger öffentliche Flächen pflegen wollen. Auch in anderen Orten ist es gang und gebe, dass die Bürger die Flächen vor ihrem Haus ganz selbstverständlich in Ordnung halten. Ohne diese Mithilfe könnten wir gar nicht alles in Schuss halten. Es ist wirklich aller Ehren wert, dass unsere Bürger von sich aus mitmachen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite mehr über Jürgen Richters Pläne für das Jahr 2015.

Was kommt in diesem Jahr auf die Allstedter zu?

Richter: Wir werden uns in diesem Jahr den vermeintlich kleinen Aufgaben zuwenden. Die Spielplätze in den Ortschaften liegen mir sehr am Herzen. Aber auch sonst tun sich überall Baustellen auf. Wir haben es im Amt grob überschlagen: Der Investitionsstau beläuft sich schon jetzt auf rund fünf Millionen Euro. Auch wenn es uns gelingt, in viele gute Förderprogramme zu kommen, um unseren Eigenanteil möglichst gering zu halten, werden wir nur ein Bruchteil der Sachen anpacken können, die nötig sind. Und in diesen fünf Millionen Euro ist die ominöse Drehleiter für die Feuerwehr noch nicht einmal mit eingeflossen. 2015 wird auf jeden Fall ein Jahr sein, in dem wir straff sparen müssen.

Womit fangen Sie an?

Richter: Ich fange damit gleich selbst zum Jahresbeginn an: Auch in diesem Jahr wird es keine Einladung zu einem Neujahrsempfang am Dreikönigstag geben. Das ist kein Zeichen dafür, dass ich als Bürgermeister den Gewerbetreibenden, den Vereinen und Institutionen nicht dankbar bin für alles, was sie für Allstedt im Jahr 2014 geleistet haben. Ganz im Gegenteil. Aber ich glaube, es ist in diesen Zeiten, wo sparen angesagt ist, das falsche Signal, so eine Feier auszurichten.

Wie wollen Sie den Investitionsstau aufarbeiten?

Richter: Ob das so schnell möglich ist? Fakt ist, wir können noch so viel sparen - doch wenn wir keine Einnahmen haben, beißt sich irgendwann die Katze in den Schwanz. Da in absehbarer Zeit wohl kein großer Investor für Allstedt in Sicht ist, werden sich unsere Steuereinnahmen auch nicht gravierend erhöhen. Gut, wir können die Steuern erhöhen - und unsere Haushaltslage zwingt uns ja auch dazu. Aber an dieser Stellschraube können wir nicht unendlich drehen. Wenn die Steuerlast zu hoch ist, schreckt das neue Investoren noch mehr ab und belastet die Betriebe, die bereits in und um Allstedt arbeiten. Riesig gefreut habe ich mich, dass die Firma EMK in ihren Standort investiert hat. Und die Agrargesellschaft Riethnordhausen hat in Einzingen ein Millionenprojekt geschultert. Die Biogasanlage in Niederröblingen ist errichtet. Mehr solcher Nachrichten wären auch in diesem Jahr schön.

Haben Sie denn einen Wunsch für 2015?

Richter: Nicht nur einen, es sind eigentlich mehrere Wünsche: Wir hoffen in der Stadt sehr auf einen Investor. Platz für eine Ansiedlung haben wir zum Beispiel in Niederröblingen und in Nienstedt. Vielleicht gelingt es, wieder einen Großmarkt in die Stadt zu holen. Toll wäre es, wenn es uns gelänge, alle Spielplätze der Stadt zu sanieren und das Löschwasserproblem in Allstedt zu lösen. Und ich wünsche mir, dass wir im Stadtrat alle Aufgaben gemeinsam anpacken. Denn die Stadträte sind es in erster Linie, die bestimmen, wohin die Fahrt für Allstedt geht. (mz)