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E-Bon gegen Papierflut Bonpflicht: Bäckerei Feist nutzt QR-Code gegen Papierflut

Von Frank Schedwill 02.02.2021, 14:45
Eine QR-Code-Kasse in einer Filiale der Bäckerei Feist.
Eine QR-Code-Kasse in einer Filiale der Bäckerei Feist. Maik Schuman

Sangerhausen - Die Bonpflicht für Kleinbeträge, unter anderem in Bäcker- und Fleischereien, sorgt seit einem Jahr für Unmut. Kunden und Geschäftsinhaber schimpfen über sinnlose Berge an Thermopapier. Die Bäckerei Feist GmbH aus Sangerhausen geht deshalb einen anderen Weg: Der Traditionsbetrieb, der rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, ist dabei einer der Vorreiter in der Region.

Auch Feist musste sich auf die Bonpflicht einstellen, mit der das Bundesfinanzministerium Steuerflucht bekämpfen will. „Wir haben bei der notwendigen Umrüstung aber gleich in besondere Kassen investiert“, sagt Mitarbeiterin Kristin Schade-Killge. Sie sind seit Mitte vergangenen Jahres im Einsatz. Die 21 Kassen in den insgesamt 15 Feist-Filialen in Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellen nun auf dem Display, auf dem der Einkäufer den Preis seines Einkaufs sieht, automatisch einen QR-Code.

QR-Code als Lösung gegen die Papierflut

Den können Kunden mit dem Handy scannen, sich diesen dann auf ihrem Smartphone ansehen und speichern, wenn sie dies möchten. „Die gesetzliche Pflicht erfüllen wir mit diesem E-Bon“, sagt Schade-Killge. Kunden könnten aber auch jederzeit weiterhin einen Bon aus Papier ausgedruckt bekommen. Die Erfahrungen bei Feist mit dem neuen System sind sehr positiv: „Wir finden, dass sich die Umrüstung gelohnt hat und sehen das auch als ein Stück Umweltschutz“, sagt sie. Die Lösung mit den QR-Code-Kassen sei zwar recht teuer. „Wir sparen aber im Gegenzug zig Rollen an recht kostenintensivem Thermopapier ein, das wegen seiner speziellen Beschichtung nicht im Papier- sondern im Restmüll aufwendig entsorgt werden müsste. “

Konkrete Zahlen, wie viele Kunden das papierlose Angebot in den Bäckereifilialen nutzen und sich den Code scannen, hat Schade-Killge nicht. „Wir führen darüber kein Buch“, sagt sie. Die Rückmeldungen seien aber fast immer positiv. Das Bundesfinanzministerium hatte im Rahmen der praktischen Umsetzung des seit vergangenem Jahr gültigen Kassengesetzes ausdrücklich vorgesehen, dass anstelle eines Papierbelegs auch ein elektronischer Bon erstellt werden kann - wenn der Kunde zustimmt.

Handwerkskammer Halle kritisiert die Bonpflicht weiter

Kritik an der Lösung mit dem E-Bon hatte es vor allem wegen der Kosten gegeben. Die technische Umrüstung der Kassensysteme auf die QR-Code-Lösung sei sehr teuer und könne längst nicht von allen Betrieben schnell umgesetzt werden, kritisierten Bäckereiverbände. Deshalb seien die QR-Code-Kassen bisher nur in wenigen Firmen in Deutschland im Einsatz. Die Verbände sprachen sich stattdessen für eine sogenannte Bagatellgrenze aus, bei der Kassenzettel erst ab einem bestimmten Einkaufswert Pflicht sind. So etwas gibt es beispielsweise in Nachbarländern wie in Frankreich.

Auch die Handwerkskammer Halle kritisiert die Bon-Pflicht weiter: Sie hatte bereits vergangenes Jahr die Betriebe aufgerufen, die Bons zu sammeln und ihr zu schicken. Sie sollen der Bundesregierung bei einer Protestveranstaltung nach der Corona-Pandemie übergeben werden, denn die Bonpflicht müsse wieder weg, sagte Handwerkskammer-Präsident Thomas Keindorf dazu. (mz)