Bier fließt aus der Gießkanne

Emseloh/MZ. - So ist nicht er, sondern sein Vorgänger an der Reihe, die zehn Liter Gerstensaft zu bezahlen.

Das "Gießkannentrinken" im Festsaal im Park unter musikalischer Begleitung der Pölsfelder Lausbuben war sicherlich einer der Höhepunkte beim Pfingstfest in Emseloh. Seit 125 Jahren, das beweisen alte Chroniken, wird es in der Gemeinde gefeiert. Dabei griffen die Urahnen der heutigen Pfingstburschen allerdings noch nicht zur Gießkanne. Der Brauch der Emseloher Pfingstburschen, das Pfingstfest am Freitagabend mit dem Trinken aus der Gießkanne zu eröffnen, besteht erst seit 1971. Als "Erfinder" gilt Herbert Kirchhof, der eben in jenem Jahr von einem Polterabend kommend eine Gießkanne ergriff, sie mit Bier füllen ließ und herum reichte. Das gefiel den Emselohern anscheinend so gut, dass sie die Neuerung schlichtweg sofort zum festen Bestandteil ihres Pfingstprogramms machten.

Auch im Jahr 2006 leerten die Burschen im Festsaal wieder so manche Gießkanne. Und das unter den kritischen Augen der Alt-Burschen und zahlreicher Gäste. So waren Vertreter aller Vereine vertreten, um den Burschen zum 125. Geburtstag bei der Festsitzung zu gratulieren. Als Geschenk gab es folgerichtig fast immer ein Fass Bier und einen Rückblick in die Geschichte, der von Herbert Kirchhof sehr humorvoll gehalten wurde und für manchen "Brüller" sorgte.

Doch nicht nur die offizielle Jubiläums-Feier garantierte dafür, dass die rund 40 Pfingstburschen im Alter von 16 bis 60 Jahren auf den Beinen waren. Zahlreiche weitere Veranstaltungen, wie der Umzug durch den Ort mit der "Eierkiepe", das Wett-Kegeln, das große "Eier-Wettessen" und natürlich viel Tanz und Musik sorgten an den folgenden Tagen dafür, dass kaum einmal Ruhe einkehrte. "Es ist vier Tage lang der blanke Stress", bringt der Vereinsvorsitzende Hans-Georg Krüger die Geschichte auf den Punkt. Stress, den sich die durch das Gießkanne-Trinken erprobten Emseloher allerdings auch im 125. Jahr des Vereins sehr gern wieder antun.