Besondere Tiere im Landkreis Besondere Tiere im Landkreis: Giftige Exoten aus Sangerhausen

Sangerhausen - Langsam nähert sich Horst Dohndorf der Glasscheibe, schiebt sie zurück und lässt seinen Blick über die Äste und Blätter wandern. Dort liegt sie: seine Königsnatter. Fast schon tut es ihm leid, ihre Ruhe zu stören. „Stört mein Blitz“, fragt der Fotograf, doch der Züchter winkt ab. kaum hat er das Tier gefasst, beginnt es sich sanft um seinen Arm zu schlingen. So, als ob es etwas sucht. „Sie spürt meine Körperwärme“, erzählt der Sangerhäuser, der mehr als 30 Schlangen ganz unterschiedlicher Arten sein Eigen nennt. Für viele Menschen undenkbar, doch für den 63-Jährigen eine große Faszination. „Diese Tiere sind ganz anders als ihr Ruf“, sagt er und fügt hinzu, dass es bei ihm zu Hause keine Spur vom berüchtigten Gift gibt.
Wie mit Waffen ohne Waffenschein
„Mit Giftschlangen ist das wie mit Waffen ohne Waffenschein“, stellt er klar, als er seinen Liebling zurück ins Terrarium legt. Alles dort drinnen wirkt wie in der Heimat der Schlange: Äste, Blätter und Holz. Es sei wichtig, genügend Versteckmöglichkeiten zu schaffen, erklärt Dohndorf. Vieles sei zu beachten, wenn man sich so eine Natter anschafft. Ob das kompliziert sei, wird der Züchter gefragt. „Unkompliziert? Das gibt es bei keinem Tier“, antwortet er prompt. „Das geht bei meinen Schlangen schon beim Kauf los. Der Herkunftsausweis ist das A und O. Wir Züchter sind in der Pflicht.“
Nicht alle Menschen als Halter geeignet
Die allererste Regel: Geduld bewahren und Gedanken zusammen nehmen, nur so klappt das Zusammenleben mit den Kriechtieren ohne unangenehme Vorfälle. Nicht jeder, der so eine Schlange hübsch findet, sei auch als Halter geeignet, erklärt Horst Dohndorf. Vor allem bei Kindern, die sich nur zu oft für seine Exoten interessieren, mahnt er zur Vorsicht. „Meine Enkeltochter ist zwar auch hin und weg und bekommt sicher irgendwann eine Schlange“, erzählt er. „Aber erst ab einem gewissen Alter.“
Einer, der sich gleich um mehrere außergewöhnliche Tiere kümmert, ist Lutz Seeber. Allerdings macht er das beruflich als Leiter der Ökologiestation Sangerhausen. Eine Boa Constrictor betreut er dort genauso wie die leguanähnliche Agame Norbert und einige tropische Insekten. „Den Kuschelfaktor gibt es hier natürlich nicht“, sagt er. „Für Naturfreunde und Beobachter sind sie darum eher geeignet.“ Und wünschen sich auch hier die Kinder oft Echsen oder Tausendfüßler. Dagegen spricht, wie Seeber sagt, nichts, so lange sie einen Erwachsenen zur Unterstützung haben. Und so lange sie sich regelmäßig um die Tiere kümmern.
Tierpatenschaften für Kinder möglich
Er selbst schreckt schon lange nicht mehr zurück vor den Exoten; auch wenn so ein Riesentausendfüßler schon mal ziemlich doll gekratzt hat. Da ist also Aufmerksamkeit geboten. Junge Gäste, die vielleicht keinen Exoten zu Hause haben können, dürfen in der Ökostation Tierpatenschaften übernehmen. Und soll das mit dem Haustier fürs Leben sein? „Dann doch eher Wasserschildkröten“, meint Lutz Seeber. „Die kaufst du als Jugendlicher und hast sie als Rentner noch.“ (mz)


