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Axel Prahl in Sangerhausen Axel Prahl in Sangerhausen: Tatort-Kommissar schwitzt in der Rosen-Arena

Von Evelyn Lange 28.07.2013, 15:33
Ohne Handtuch ging nichts!
Ohne Handtuch ging nichts! Schumann Lizenz

Sangerhausen/MZ - Es ist kurz nach acht, da betritt er den „Tatort“. Ohne Fahrrad, ohne den üblichen Schlagabtausch mit seinem Vermieter-Pathologen Börne, aber mit dem wohlbekannten rau-herzlichen „Moinsen“: Axel Ferdinand Konstantin Prahl. In voller Größe. Mit Angler-Weste, Outdoor-Hose, barfuß in Korkschlappen und einem knallrotem Handtuch um den Hals. Das Thermometer zeigt noch weit über dreißig Grad Celsius. Was Wunder, ist es doch jetzt, kurz nach 20 Uhr, eigentlich erst nach sieben der Sonne nach. Und die denkt um die Zeit überhaupt nicht daran, sich zu verdrücken.

„Was wollt ihr für einen Aufguss?“

Unter dem Zeltdach der Sangerhäuser Rosen-Arena staut sich die Hitze dieses letzten Juli-Sonnabends. Die Scheinwerfer tun ihr Übriges. So fragt er rundheraus, der selbst ernannte Bademeister: „Na, was wollt ihr für einen Aufguss?“ und hat sofort die Lacher auf seiner Seite. „Bratwurst-Aufguss“, wird er später konstatieren, der Axel Ferdinand Konstantin, und eine junge Frau aus dem Publikum wird ihm kurzerhand eine bringen.

Ja, auch Zuschauer können spontan sein. Aber bis dahin hat er zur arbeiten in der Hitze der Nacht. „Blick aufs Mehr“ heißt das Debütalbum des Sängers und Schauspielers, der im früheren Leben einmal Lehramt studierte und mangels der notwendigen „Scheine“ gegangen wurde von der Uni. Er wollte halt etwas machen, bei dem er möglichst viele Ferien hat. Wer nicht. Prahl kokettiert mit seiner Biografie und er tut das, von Kopf bis Fuß Mime, brillant. Eigentlich sei er ja ein Ossi, aus Ostholstein und Schleswig-Holstein ist auch so ein Arbeiter- und Bauernstaat. Mit dem Hammer habe sich der achtjährige Knabe seine erste Gitarre zurecht gekloppt. Die Oma aus dem Quelle-Katalog bestellte und die zu spielen er hätte eine Leiter gebraucht. Irgendwann kam dann das ergonomisch unbedenkliche Instrument. Und viel später die Schauspielschule. Dann endlich war er das, was er heute ist: die Rampensau, die das Publikum heiß und innig liebt. Vier Tage sei es her, beschwört der kleine große Prahl das Publikum, dass sein Erstlingswerk erschien, und er beschwört es diesen Abend noch öfter, neben den Herzen auch die Börsen zu öffnen. Die machen das, die Leute. Mit ein wenig Verspätung trifft dann auch sein Inselorchester ein, eine grandiose Soundmaschine, die die heiße Luft zum Höllenfeuer schürt. Danny Dziuk, Arrangeur, Keyboarder und Freund habe ihn wieder und wieder ermutigt, dieses Album zu machen. Prahl kann es nicht oft genug betonen. Mit Georg Gershwins „Summertime“ legt er los und er röhrt das wirklich gut, der kleine blonde Satchmo. Wie alle anderen seiner, zum großen Teil selbst geschriebenen Songs auch. Die haben Beat, die haben Power und vor allem, sie haben Substanz. Handfeste Lebenserfahrung verarbeitet zu geistiger Vollwertkost.

Sie sind geschrieben für Damen des Herzens, Verflossene, als sie noch aktuell waren und aktuelle Verflossene, für Menschen seines Herzens. Es geht um Beziehungen und Liebe. Jene weltumspannenden Themen eben, zu denen auch das Wetter zählt. Und das setzt Prahl und seinem Inselorchester merklich zu.

Der Künstler gibt alles

Nichtsdestotrotz zieht er sein Programm durch, schwitzend, auf die Gitarre hämmernd und mit dem Prahl-Timbre in der Stimme. Das ganze Album singen und spielen sie ab, die Vollblut-Inselorchestrianer, und Prahl gibt alles, sogar den Klops. Kein Problem, man nimmt es ihm ab: die grundhafte Sanierung der unsäglichen Roy Black-Schnulze „Du bist nicht allein“, „Passagiere“, „Liebe hat mir den Tisch gedeckt“, „Polonaise Internacional“ genauso wie „Blablabla“ und erst recht „Ich bin nun mal so wie ich bin“.

Er müsse sich mit den Zugaben beeilen, verklickert er nach zweieinhalb schweißtreibenden Stunden dem begeisterten Publikum, das ihm und seiner Tournee-Truppe stehende Ovationen zollt und unerbittlich ist im Zugabe-Verlangen. Man spiele schließlich in einem Wohngebiet. Er ist nun mal so wie er ist. Und das ist gut so.