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AWO-Ortsverein Gerbstedt AWO-Ortsverein Gerbstedt: Töpfertante mit Knirpsen

Von Jochen Miche 19.02.2002, 18:40

Gerbstedt/MZ. - Seit zehn Jahren gibt es den Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt in Gerbstedt. Seine vielfältige Arbeit geschieht vor allem in der AWO-Begegnungsstätte in der Karl-Liebknecht-Straße 12. Sie wird dem Verein quasi kostenfrei von der Stadt überlassen.

Warum? Darauf antwortet Bürgermeister Siegfried Schwarz: "Weil die Arbeiterwohlfahrt eine hervorragende Freizeitarbeit leistet und sie vielen Menschen - auch jungen - eine sinnvolle Beschäftigung und die Möglichkeit gibt, miteinander ins Gespräch zu kommen." Seinen Glückwunsch an die AWO zum Jubiläum verbindet er mit dem Satz: "Wir können uns das Leben in der Stadt nicht mehr ohne die Arbeit der AWO und ihres Ortsvorsitzenden, Herrn Bläsing, vorstellen."

Erich Bläsing (62) ist Mitbegründer des Ortsvereins und seit Mai 1994 Ortsvorsitzender. Seine Vorgängerin, Hannelore Franz, konnte seinerzeit aus beruflichen Gründen den zeitaufwändigen ehrenamtlichen Job als Vorsitzende nicht mehr wahrnehmen, so dass sich fortan Bläsing darum kümmerte. Besonders nach seiner Zeit als Mitarbeiter der Kreisverwaltung, der er seit den ersten freien Wahlen 1990 angehörte, konnte er sich verstärkt der Wohlfahrtsarbeit widmen - zuverlässig unterstützt von seiner Frau Edith.

Die AWO hatte bei ihrer Gründung 86 Mitglieder. Heute sind es 148, und "nach oben sind keine Grenzen gesetzt", wie Erich Bläsing schmunzelnd meint. Allerdings wollen so viele Mitglieder auch untergebracht sein. Deshalb findet zum Beispiel der allwöchentliche Senioren-Kaffeenachmittag an zwei Tagen statt, damit alle Leute Platz finden. Jeden Dienstag und Donnerstag ist die Seniorenbegegnungsstätte voll - dienstags kommen die Mitglieder aus Zabenstedt und Adendorf, zwei Tage später die aus Gerbstedt und Heiligenthal.

Bei den Treffs wird gemütlich Kaffee getrunken und werden Neuigkeiten ausgetauscht, da gibt es Vorträge zu Gesundheit und Wohlbefinden (Schminken im Alter) oder Beratungen durch Polizeibeamte (Vorsicht vor Haustürgeschäften, Schutz vor Trickbetrügern oder Einbrechern), aber auch Lichtbildervorträge. Breiten Raum in der Seniorentätigkeit nimmt der touristische Bereich ein. Ein großes Lob hat Bläsing für Hannelore Fischer übrig: "Sie macht ihre Sache wirklich gut. Organisiert völlig selbstständig Busfahrten, die immer gern angenommen werden."

Zu den regelmäßigen Angeboten des Freizeitzentrums gehört montags der "Klub geschickte Hände". Dort finden sich in den Vormittagsstunden Frauen ein, die häkeln und sticken. Die fertigen Erzeugnisse stellen sie gern bei Feiern vor - und wecken damit regelmäßig Begehrlichkeiten. Der Vorsitzende meint: "Die Frauen machen so schöne Sachen - aber verkaufen wollen sie nichts. Sie würden es reißend los. Sie schenken es lieber den Verwandten oder Freunden - was man ja völlig versteht." "Mit Ach und Krach kriegt mal der Vorsitzende etwas", ergänzt er schmunzelnd.

Freitags steht der Herrenklub, Interessengemeinschaft Gesellschaftsspiele, auf dem Programm. Hier kommen im Schnitt zehn Männer zusammen, die sich auch nicht scheuen, manche handfeste Aufgabe zu übernehmen, wie sich im vorigen Jahr zeigte, als die Freifläche vor der Begegnungsstätte neu hergerichetet werden musste.

Überhaupt die Herren: "Bei allen Veranstaltungen sind die Männer wirklich gern gesehen. Aber oft bleiben sie zu Hause, sind zu schüchtern, mit zum Kaffeenachmittag zu kommen", beklagt Bläsing. Immerhin kann er auf ein paar treue Männer bauen, wie zum Beispiel Jürgen Hense, der gern für die musikalische Umrahmung sorgt, und auch in Hettstedt als ehrenamtlicher ADAC-Ortsclubvorsitzender seinen Mann steht. Ein wichtiger Partner in der Weihnachtszeit ist Herbert Thiele, "unser qualifizierter Weihnachtsmann, ohne den wir manchmal aufgeschmissen wären", so Bläsing.

"Mittwochs fahren unsere Frauen auf die Dörfer", sagt er, und meint damit die drei ABM-Leute und seine ehrenamtlich tätige Ehefrau Edith Bläsing. Dann wird in der früheren Schule in Friedeburgerhütte ein Kaffeenachmittag für die AWO-Mitglieder aus Adendorf, Zaben- stedt und Friedeburgerhütte und am Mittwoch der Woche darauf einer in Heiligenthal gestaltet.

Dass sich die AWO in Gerbstedt nicht nur um die ältere Generation kümmert, zeigt der Keramikzirkel. Den hat vor einigen Jahren die gelernte Keramikmalerin Marion Fischer aufgebaut und entwickelt. Hier sind auch Nicht-Awo-Mitglieder gern gesehen, betont sie. Mit Begeisterung formen hier die Mädchen und Jungen der Gerbstedter Kindergärten Figuren, oder fertigen die Bewohner des Bellebener Kinderheimes etwas Kunstfertiges aus Ton, das dann einige Tage getrocknet und danach mindestens einmal, bei Aufbringen einer Glasur ein weiteres Mal gebrannt wird. "Die Vereinstätigkeit lebt von Höhepunkten", meint der Ortsvorsitzende. Deshalb wird oft und gern gefeiert, so der Fasching, das Frühlings-, Sommer- und Altweibersommerfest bis zu den Feiern der Herbst- und Winterzeit. Es sind Gelegenheiten zur Begegnung.

Möglich sei dies alles dank einer guten Zusammenarbeit mit der Stadt Gerbstedt, betont Bläsing. Der Nutzungsvertrag mit der Stadt werde mit Leben erfüllt. Er betrachtet das kooperative Miteinander als wichtigen Teil eines angenehmen Lebens in seiner Heimatstadt beziehungsweise in der Region.

In den nächsten Jahren werde das Bewährte der jüngsten Zeit beibehalten. Einen Traum hat Erich Bläsing aber dennoch: das bisherige altersgerechte Wohnen im Nebengebäude der AWO-Begegnungsstätte zu einem Betreuten Wohnen weiter zu entwickeln. "Wir könnten Einkäufe für die Leute organisieren, sie zum Friseur fahren, rundum sozial betreuen", denkt Bläsing, der jeden einzelnen der Bewohner persönlich kennt. Denn sie sind auch Stammkunden bei den regelmäßigen Kaffeenachmittagen in der Begegnungsstätte.