Ausgleichsmaßnahmen Ausgleichsmaßnahmen: Thyra profitiert vom Bau des Wippraer Hochwasser-Rückhaltebeckens

Uftrungen - Das kommt dem Kreisanglerverein Sangerhausen entgegen: Der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt lässt zurzeit umfangreiche Bauarbeiten an der Thyra vornehmen, um den Fluss an mehreren Stellen wieder naturnah zu gestalten und das Vorkommen von Arten wie Groppe und Bachneunauge zu fördern. Die Arbeiten an der Thyra kosten knapp 380.000 Euro und gehören zu den Ausgleichsmaßnahmen für den Bau des Hochwasser-Rückhaltebeckens bei Wippra, der einen erheblichen Eingriff in die Natur darstellt.
An der Thyra werden mehr naturnahe Lebensräume geschaffen
Frank Gabriel, Geschäftsführer des Kreisanglervereins Sangerhausen, begrüßt das Projekt: „Unser Verein steht jeder sinnvollen Renaturierung unserer Fließgewässer offen gegenüber.“ Die Idee, an und in der Thyra wieder mehr naturnahe Lebensräume zu schaffen, stamme von Ökologen des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) und dem Fischereibiologen Guntram Ebel aus Halle. An der Wipper oder Alten Wipper, so Gabriel, seien nicht genügend Ausgleichsmaßnahmen möglich. Der Landesanglerverband sei im Vorfeld einbezogen worden, erzählt Gabriel. „Wir konnten die Entwürfe ansehen und fanden sie gut.“ Zum Schutz der Fische seien sie vor Beginn der Arbeiten elektrisch abgefischt worden. Das habe die obere Fischereibehörde genehmigt. „Die Fische werden leicht betäubt und können abgesammelt werden. Sie sind in andere Bereiche der Thyra umgesetzt worden.“
Durch die Arbeiten, erklärt Projektleiter Andreas Kruse vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt, würden bestimmte Lebensräume, speziell von Westgroppe und Bachneunauge, geschützt und nachhaltig entwickelt. „Wir haben tiefere Kolke künstlich angelegt, außerdem Flachwasserzonen für Jungtiere der beiden Fischarten.“ Kolke sind kleine, wassergefüllte Vertiefungen. Stellenweise wurden Profil und Linienführung des Flusses verändert. Böschungen wurden mit großen Wasserbausteinen gesichert. Im Fluss wurden über ein Dutzend Buhnen aus großen Granitblöcken gebaut. Hinzu kamen 30 Bruchsteinblöcke, um die Strömung zu lenken. „Im Uferbereich wurden an mehreren Stellen Weiden und Erlen gepflanzt“, fügt Kruse hinzu. Das sind einheimische Gehölze, die zu diesem Standort passen.
Wie Gabriel sagt, profitierten von der Baumaßnahme sowohl die geschützten als auch die für Angler interessanten Arten. „Dazu zählen Äsche, Groppe, Bachneunauge, Elritze und Bachforelle.“ Die Thyra sei nämlich nicht nur für Bachneunauge oder Groppe als Laichgebiet wichtig. „Sie ist auch für unsere wenigen Äschen ein gutes Laichgewässer und für die natürliche Reproduktion der Bachforellen sogar lebensnotwendig.“
Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft hat Ideen für Arbeiten in Rottleberode
Diese Arten könnten mittlerweile bei Hochwasser in die Helme abdriften oder verließen auf natürliche Weise die Thyra, um in die Helme zu schwimmen. Dank der guten Wasserqualität komme die Mühlkoppe schon bis zur Mündung in die Unstrut vor, das Bachneunauge sei am Wehr Hornissenberg nachgewiesen worden. „Im vorigen Frühjahr wurden Bachneunaugen unterhalb der Talsperre Kelbra beim Laichen beobachtet.“
Wunschlos glücklich sei man an der Thyra trotzdem noch nicht, so Gabriel. „In Rottleberode gibt es zwei Stellen an der Straßenbrücke und in der Nähe des alten Bahnhofs, die kein Fisch überwinden kann.“ Es gebe aber schon Ideen beim LHW, freut er sich, wie man das lösen könnte. (mz)