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Aus für Fahrscheinagentur Aus für Fahrscheinagentur: Reisecenter im Bahnhof Sangerhausen muss schließen

Von FRANK SCHEDWILL 10.02.2015, 07:50
Dorit Gill in ihrer Fahrscheinagentur im Sangerhäuser Bahnhof. Bis Ende Februar hat sie noch geöffnet: Montags bis freitags von 5.30 Uhr bis 12 Uhr sowie samstags von 8 bis 12 Uhr.
Dorit Gill in ihrer Fahrscheinagentur im Sangerhäuser Bahnhof. Bis Ende Februar hat sie noch geöffnet: Montags bis freitags von 5.30 Uhr bis 12 Uhr sowie samstags von 8 bis 12 Uhr. SCHUMANN Lizenz

Sangerhausen - Zehn Jahre lang hat sie Reisende beraten, Verbindungen und günstige Tickets herausgesucht. In wenigen Tagen ist nun Schluss. Ende Februar schließt Dorit Gill ihr privat betriebenes Reisecenter im Sangerhäuser Bahnhof.

Warum, daraus macht die 46-Jährige keinen Hehl: Sie habe sich mit dem neuen Bahnbetreiber Abellio nicht über die künftigen Konditionen einigen können. Abellio übernimmt ab 15. Dezember dieses Jahres das über Sangerhausen führende Saale-Thüringen-Südharz-Netz von der Bahn.

In den nächsten Wochen will die Stadt mit den eigentlichen Arbeiten zum Umbau des Bahnhofs beginnen. Bauende soll im Herbst 2016 sein. Laut Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) hat die Stadt für das Gebäude auch einen ortsansässigen Gastronomiebetrieb gewinnen können. Eine zwischenzeitlich geplante Nutzung durch eine Spielothek werde nicht weiter verfolgt.

„Die Firma zahlt ganz einfach zu wenig Provision“, sagt Gill. Die Fahrscheinagentur rechne sich dadurch nicht mehr. Sie müsse deshalb notgedrungen schließen, betont die Geschäftsfrau. „Ich hätte gerne weitergemacht. Aber das Leben geht manchmal seinen eigenen Weg.“

Viele Kunden, mit denen die MZ sprach, bedauern das Aus für die Einrichtung. Sind sie doch ab Ende Februar zumindest vorerst auf den einzigen Fahrkartenautomaten im Gebäude angewiesen. Insbesondere ältere Menschen schimpfen über dessen komplizierte Bedienung, mit der sie oftmals nicht klarkommen. „Einige wollten sogar schon Unterschriften sammeln“, sagt Gill. „Das hat aber meiner Meinung nach keinen Zweck.“

Laut Abellio-Pressesprecher Jörg Puchmüller wird es aber ab Dezember neben Automaten auch wieder einen Fahrscheinverkauf mit Bedienung im Sangerhäuser Bahnhof geben. Die Stadt als Eigentümer will das Gebäude in den nächsten Monaten umfangreich sanieren. Puchmüller sagt: „Wir planen einen Shop, der grundsätzlich über die bisherige Schalterlösung hinausgeht.“ So könnten neben Fahrkarten zum Beispiel auch Zeitungen, Reisewaren oder ähnliches angeboten werden.

Dazu habe man im Dezember vergangenen Jahres auch Kontakt mit der Betreiberin des bisherigen Reisecenters aufgenommen. Ihr sei neben einer Provision auch eine Anschubfinanzierung für den Aufbau des neuen Shops angeboten worden. Nur habe sie die Gespräche dann schnell von sich aus abgebrochen, sagt der Abellio-Sprecher.

Sein Unternehmen sei aber durchaus weiter an einer Zusammenarbeit interessiert. „Generell kann man dabei auch über die Prozente reden, vorausgesetzt das Gesamtkonzept des Shops stimmt“, sagt der Sprecher. Der Ball liege jetzt einzig und allein bei Frau Gill.

Unklar ist, was die Shopbetreiberin von dem Angebot hält. Die MZ hätte am Montagnachmittag gern noch einmal mit ihr darüber gesprochen. Sie war aber nicht zu erreichen. (mz)