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Mindestgebot: 1.000 Euro Auktion in Leipzig: Deutsche Bahn lässt Empfangsgebäude am Riestedter Bahnhof versteigern - Mindestgebot: 1.000 Euro

Von Helga Koch 08.11.2017, 14:43
Der Bahnhof in Riestedt hat schon bessere Tage gesehen. Jetzt soll er bei einer Auktion unter den Hammer kommen.
Der Bahnhof in Riestedt hat schon bessere Tage gesehen. Jetzt soll er bei einer Auktion unter den Hammer kommen.  Maik Schumann

Riestedt - Position 98 im neuen Katalog der Sächsischen Grundstücksauktionen AG sorgt für einigen Wirbel: Das Empfangsgebäude des Riestedter Bahnhofs soll am 25. November in Leipzig unter den Hammer kommen. Das Mindestgebot: gerade mal 1.000 Euro. Riestedts Ortsbürgermeister Helmut Schmidt (SPD) ist überrascht: „Davon weiß ich nichts.“ Er befürchtet jedoch, dass unter Umständen künftig keine Züge mehr in Riestedt halten könnten.

Das Riestedter Bahnhofsgebäude macht zurzeit einen reichlich verwahrlosten und heruntergekommenen Eindruck. Die Türen sind verschlossen, Mauern mit Graffiti besprüht, ein großer Teil der Fenster ist mit Brettern zugenagelt oder kaputt. Eine nette Visitenkarte für durchreisende Bahngäste ist das kaum.

Versteigerung: Gebäude am Bahnhof Riestedt kommt unter den Hammer

Rund zwei Kilometer liegt der Riestedter Bahnhof vom Ortskern entfernt, direkt am Wald. Eigentümer des zugehörigen, über einen Hektar großen Grundstücks ist die Deutsche Bahn AG. Das Empfangsgebäude, das um 1904 erbaut worden ist und eine Brutto-Geschossfläche von 2.800 Quadratmetern hat, steht sogar unter Denkmalschutz. „Ich bin Ur-Riestedter“, sagt Schmidt. „Früher war dort eine Gaststätte drin. Nun steht es schon lange leer.“ Wie lange, vermag er nicht zu sagen.

Doch seit Jahren scheint sich niemand mehr um das Denkmal an der viel befahrenen Bahnstrecke Nordhausen - Sangerhausen - Halle gekümmert zu haben. Möglicherweise steht das Gebäude sogar schon länger zum Verkauf. Inzwischen sind die Dächer undicht, heißt es im Auktionskatalog. Vandalismusschäden und Müllablagerungen sind festgestellt worden. Es sind sogar Decken durchgebrochen, wissen Leute aus der Nachbarschaft zu berichten. Dass das Bahnhofsgebäude stark sanierungsbedürftig ist, dürfte eine eher harmlose Umschreibung sein.

Die Stadt Sangerhausen, zu der Riestedt als Ortsteil gehört, kaufe es nicht, sagt Sprecherin Marina Becker. „Die Stadt hat kein Interesse daran und es wurde uns auch nicht zum Kauf angeboten.“

Bürgermeister Schmidt hat Bedenken: Bleibt Bahnstation Riestedt bestehen?

Die Bedenken von Ortsbürgermeister Schmidt drehen sich aber weniger um die Zukunft des denkmalgeschützten Bauwerks. Zurzeit sind auf dem Fahrplanaushang noch über 20 Abfahrtszeiten vermerkt. „Wenn das Gebäude versteigert werden soll, bleibt dann überhaupt noch die Bahnstation bestehen?“ Er habe Angst, dass sie womöglich geschlossen wird. „Einige Leute aus Riestedt und Beyernaumburg steigen hier ein oder aus“, sagt der Ortsbürgermeister. Wie viele, könne er aber nicht sagen.

Schmidt erinnert sich an ein Gespräch mit dem Sangerhäuser Landtagsabgeordneten André Schröder (CDU), in dem es unter anderem schon mal um den Riestedter Bahnhof gegangen sei. Er habe sich damals dahingehend geäußert, sagt der Riestedter, dass der Haltepunkt erhalten bleiben müsse. Denn wenn erst mal was geschlossen oder verkauft sei, werde eine solche Entscheidung nicht wieder rückgängig gemacht.

Bahnsprecher Jörg Bönisch betont jedoch, dass der Bahnbetrieb und das Gebäude zwei verschiedene Dinge seien. Das Gebäude werde für den Betrieb der Bahn nicht mehr benötigt: „Wir haben inzwischen schon viele Gebäude, die wir nicht mehr brauchen, verkauft oder abgerissen.“

Die Auktion findet am Samstag, 25. November, ab 11 Uhr im NH-Hotel Leipzig Neue Messe statt. Auf den Zuschlagspreis wird eine Courtage erhoben. (mz)