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Amtstierarzt rät zur Vorsicht Amtstierarzt rät zur Vorsicht: Fledermäuse - nur gucken, nicht anfassen

Von Beate Thomashausen 22.09.2016, 16:30
Eine Fledermaus
Eine Fledermaus Noctalis Fledermaus-Zentrum

Sangerhausen - Kuscheltouren mit Wildtieren? Michael Döring wendete sich nach einem Bericht über die jüngste Fledermausnacht der Sangerhäuser Ökologiestation an die MZ. Er halte es für verantwortungslos, so nah an die Tiere heranzugehen. „Fledermäuse sind keine niedlichen Streicheltiere, sondern können die tödliche Fledermaustollwut übertragen, vor der das Robert-Koch-Institut regelmäßig warnt“, schreibt der MZ-Leser.

Bei Fledermausbeobachtungen kommen Präparate zum Einsatz

Lutz Seeber, der in der Sangerhäuser Ökologiestation schon seit Jahren Umweltbildung betreibt, sieht die direkte Gefahr für Leib und Leben nicht. „Die Kinder kommen bei unseren Fledermausbeobachtungen nicht mit lebenden Fledermäusen in Berührung. Sie dürfen mal ein Fledermauspräparat in der Hand halten. Und anhand des Präparates zeige ich auch die winzigen, spitzen Zähne der Fledermäuse, die durchaus in der Lage sind, auch Schutzhandschuhe zu durchdringen“, erklärt Seeber.

Ganz davon abgesehen, stehen Fledermäuse unter Schutz und dürfen nicht einfach so zum Spaß eingefangen werden. „Wir beobachten wie die Tiere über den Othaler Teich gleiten und hören mit dem Bat-Detektor die Laute der Fledermäuse.“ Und selbstverständlich gehöre es dazu, dass er die Kinder umfassend darüber aufkläre, wie man sich Wildtieren gegenüber verhalte. Oberstes Gebot: Nicht anfassen!

Angst vor Tollwut haben muss man im Landkreis Mansfeld-Südharz eigentlich nicht. Amtstierarzt Lothar Seibt sagt, dass es in seiner Amtszeit - immerhin seit 1999 - keinen Fall von Fuchstollwut in der Region gegeben habe. Bis 1995/96 seien sogar noch Impfköder in den Wäldern ausgelegt worden. Danach sei das nicht mehr nötig gewesen. Nicht nur in der Region, sondern deutschlandweit gilt die Fuchstollwut als ausgerottet. Die Fledermaustollwut hingegen noch nicht.

Allein 2016 wurden 18 Fälle von Fledermaustollwut beim Löffler-Institut gemeldet, so Amtstierarzt Seibt. „Man sollte schon vorsichtig sein. Und wer regelmäßig mit Fledermäusen zu tun hat, sollte sich auch gegen Tollwut immunisieren lassen.“ Denn Verletzungsgefahr besteht immer. „Natürlich greifen sie nicht wie Vampire an. Aber wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, kann es schon passieren, dass sie zubeißen.“ In einem solchen Fall, wie generell bei einer Verletzung durch ein Wildtier, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Eine Tollwuterkrankung endet immer tödlich

Ob ein Tier tollwütig ist oder nicht, lässt sich nur im Labor feststellen. Seibt: „Es werden Hirnschnitte gemacht, um den Erreger nachzuweisen. Die Humanmediziner bitten uns manchmal um Mithilfe, wenn ein Mensch von einem Tier gebissen wurde, um genauer entscheiden zu können, ob eine Behandlung nach dem Kontakt mit Erregern eingeleitet werden soll.“ Fakt ist: Eine Tollwuterkrankung endet immer tödlich.

Tierarzt Seibt hat einen dringenden Hinweis: „Es gilt auch heute noch die Regel, die uns schon in der Kindheit beigebracht wurde, dass man um Tiere, die ein verändertes Wesen zeigen, einen Bogen machen sollte.“ Ein Reh, das plötzlich zutraulich auf einen zuläuft oder der Schoßhund, der aggressiv wird - „all das können Zeichen für eine Tollwuterkrankung sein. Es muss nicht das rasende Tier mit Schaum vorm Maul sein.“ Das gelte vor allem für Reisen ins Ausland.

Vor allem in Sachen Fuchstollwut droht vornehmlich Gefahr aus angrenzenden Ländern. Insbesondere an den östlichen Bundesgrenzen könnte eine Gefährdung bestehen, wenn infizierte Tiere einwandern.

Und: „Aus falsch verstandener Tierliebe nehmen manche Leute Straßenhunde mit nach Deutschland. Ohne zu wissen, welche Krankheiten sie schon haben“, sagt der Tierarzt kopfschüttelnd. Aus seiner Sicht sei es besser, Tiere aus den hiesigen Tierheimen aufzunehmen, denn diese werden auf jeden Fall tierärztlich betreut. (mz)