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Ökologiestation Sangerhausen Ökologiestation Sangerhausen: Auf der Suche nach den Fledermäusen

05.09.2016, 11:30
Gerrit Georges hat die Ultraschallgeräusche mit dem Batdetektor.
Gerrit Georges hat die Ultraschallgeräusche mit dem Batdetektor. Rohland

Othal - Letizia (9) ist tapfer: Erstaunt betrachtet sie das kleine Fellbüschel mit den angezogenen Flügeln auf ihrer Hand. Im Münchner Tierpark haben sie und ihr Bruder Jonathan schon Fledermäuse gesehen, aber hautnah erleben konnten sie die Tiere nun erstmals bei der Fledermausnacht am Freitagabend am Othaler Teich.

Streng geschützte Fledermäuse dürfen nur mit Genehmigung gefangen werden

Natürlich waren es zunächst Präparate, welche Lutz Seeber, Leiter der Ökologiestation Sangerhausen, in der großen Runde zeigte. „Die streng geschützten Tiere dürfen nur mit besonderer Genehmigung gefangen werden“, sagte er.

Über 20 Interessierte waren Seebers Einladung zur Fledermausnacht gefolgt, um etwas über die nachtaktiven fliegenden Säuger zu erfahren. Fledermäuse sind unwahrscheinlich anpassungsfähig. „Es gibt sie seit 50 Millionen Jahren“, berichtete Seeber. Aber der Bestand sei so gefährdet wie nie zuvor.

Ursache dafür ist, dass zu den natürlichen Feinden wie Greifvögeln, Eulen und Raubtieren vor allem veränderte Umweltbedingungen kommen. „Durch die Veränderungen in der Kulturlandschaft gehen den Fledermäusen Quartiere für den Winterschlaf in Kellern, Höhlen und Stollen oder die Sommerschlafplätze und Wochenstuben auf Dachböden oder in alten Bäumen verloren.“

2.000 bis 3.000 Mücken frisst eine Fledermaus pro Nacht

Auch der Nahrungsmangel, durch den Einsatz von Insektiziden verursacht, mache den Tieren zu schaffen. „2.000 bis 3.000 Mücken frisst eine Fledermaus im Durchschnitt pro Nacht“, berichtete Lutz Seeber. „Das entspricht einem Fünftel ihres Körpergewichts. Ein Spitzenwert wären 5.000 Mücken.“

Bereits in den frühen Abendstunden konnten die Interessierten einige Fledermäuse entdecken. Sie huschten lautlos über ihre Köpfe aus dem nahen Wald zum Othaler Teich, einem beliebten Jagdrevier.

Mit einem Batdetektor, der die Ultraschalltöne hörbar macht, Taschenlampen und einem Nachtsichtgerät wurden die Tiere sichtbar und hörbar. „Es ist schon beeindruckend, wie geschickt die Tiere hier fliegen und jagen“, sagte Maria Hinz. Die Oma der Münchner Kinder hatte bisher auch nur Gelegenheit gehabt, Fledermäuse in der Heimkehle zu sehen. (mz/sro)