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Allstedter Wigbertiturm Allstedter Wigbertiturm: Im Bauwerk soll ein Museum entstehen

Von Lucas Wölbing 19.08.2016, 14:00
Blick auf den Wigbertiturm
Blick auf den Wigbertiturm Maik Schumann

Allstedt - Wenn das Handy leuchtet, ist alles gut. Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) freut sich über das grüne Leuchten auf seinem Bildschirm, als er in der Weimarischen Straße unterwegs ist. Direkt vor ihm - so sagt es die App - müsste sich der Wigbertiturm befinden. Die App soll Allstedter hierher locken, doch auch so wäre das Stadtoberhaupt froh, wenn sich demnächst wieder mehr Menschen dort sehen lassen.

Ob die Gründungsurkunde der Wigbertikirche im Mittelalter gefälscht wurde, bleibt umstritten. Angeblich schenkte Karl der Große die Kirche 777 dem Kloster Hersfeld.

Der Legende nach hat Thomas Müntzer im Turm gewohnt, was jedoch als unwahrscheinlich gilt. Er soll hier seine Otilie von Gersen geheiratet haben.

Die Turmuhr stammt von 1906. Bis etwa 2000 hat sie 24 Stunden lang geschlagen. Das habe allerdings, so der Bürgermeister, die Anwohner in ihrer Nachtruhe gestört.

Erst seit 2015 funktioniert das Glockenspiel dank der Initiative des Allstedters Martin Gärtner wieder. Durch eine Zeitschaltuhr schlägt es 22 Uhr letztmalig. (lwö)

Denn der „Dom“ genannte Wigbertiturm soll wieder leben. Seit einem Jahr gibt es sogar konkrete Bemühungen, das alte Gemäuer zu nutzen. Genauso lange hat der Turm nämlich einen Paten: den Allstedter FDP-Ortsverband.

Und wenn der Bürgermeister jetzt das verwaiste Kirchenschiff betritt, bietet sich ihm ein ganz anderes Bild als noch vor Monaten: Alles wirkt leerer und aufgeräumter, Unkraut ist verschwunden und die Turmglocke ist viertelstündlich zu hören. „Der Wigbertiturm war lange Zeit eine der wenig beachteten Stellen unserer Stadt“, bedauert Richter. „Wir haben nach Leuten gesucht, die hier ehrenamtlich aktiv werden.“

Als eine mögliche Patenschaft für die vergessenen Ecken Allstedts im Ortschaftsrat diskutiert wurde, habe er aufgehorcht, erzählt FDP-Ortsvorstand Harald Blesse. „Wir haben uns dann bereit erklärt, hier einige Pflegearbeiten zu leisten.“

Anbringung von LED-Leuchten eines der nächsten Projekte am Wigbertiturm

Doch dabei ist es nicht geblieben: Blesse präsentiert eine ganze Liste mit Maßnahmen, die am Turm bereits geschafft wurden oder noch in Planung sind. Letztes Großprojekt war die Sanierung der Sandsteintreppe mitsamt Geländer für mehr als 4.000 Euro. Folgen sollen eine Instandsetzung der Elektroanlagen sowie die Anbringung von LED-Leuchten, zählt Blesse weiter auf.

Der Wigbertiturm galt lange Zeit als Sorgenkind der Stadtverwaltung. Seit den 90er Jahren liegt er brach, Versuche einer touristischen Nutzung waren um die Jahrtausendwende gescheitert.

Erst 2015 wurde wieder heftig über ihn diskutiert, weil die Wohnungsgesellschaft ein Mietshaus davor errichtete, sprachen sich Bürger für den „freien Domblick“ aus. Allstedts Museumsleiter, Adrian Hartke, sieht in der verwaisten Kirche jedenfalls großes Potenzial: „Hier, in dieser Gegend, liegt die Wurzel unserer Stadt“, erklärt er.

Außerdem sei der Wigbertiturm bereits 1952 - mehr als 20 Jahre vor dem Schloss - als Müntzergedenkstätte genutzt worden. Hartke ist jedenfalls mit im Boot, wenn die Stadt und der Heimatverein in der Turmstube ein Museum errichten wollen. Ein Zeitfenster gibt es dafür noch nicht, doch das Thema steht bereits fest: „Wir wollen Stadtgeschichte erzählen. Angefangen beim steinzeitlichen Beil bis hin zum Schwarz-Weiß-Foto“, kündigt der Historiker an.

Der „Dom“ soll endlich wieder ein Treffpunkt werden. „Darauf laufen doch auch unsere Arbeiten hinaus“, sagt Harald Blesse. Ob das funktioniert, wolle man erstmals am 26. August um 17.30 Uhr bei einem Sommerfest austesten. Dann wird im Kirchenschiff gegrillt, und der Turm ist für Besucher offen. Auch die als Hexe Tilly bekannte Allstedterin Renate Becke sei dabei, fügt Blesse hinzu. „Sie will den Dom bei Gelegenheit schmücken und zusammen mit Herrn Hartke hier Führungen veranstalten.“

Bürgermeister hofft auf Spenden für Sanierung

Doch auch, wenn jetzt wieder viele Ehrenamtliche am Werk sind, fehlt der Stadt Allstedt das Geld. „Am Turm wurde viel gemacht“, sagt der Bürgermeister. „Doch eine Menge ist noch zu tun.“ Er ruft darum Bürger auf, für ihren „Dom“ zu spenden. Stadt und FDP haben dafür zwei Konten geöffnet. „Gerade die Ehrenamtlichen vor Ort würde es freuen. Schließlich muss bei der Sanierung einiges investiert werden.“

Harald Blesse ist sich sicher, dass sich solche Investitionen auszahlen. „Wir glauben nicht an den sofortigen Besucheransturm. Da sind wir realistisch“, meint er und ergänzt: „Aber die Option, den Turm vielleicht einen Samstag pro Monat zu öffnen, besteht.“ (mz)

Spenden können auf das Konto der Stadt Allstedt eingezahlt werden: IBAN: DE 91 8005 5008 0610 0045 90. BIC: NOLADE21EIL. Verwendungszweck: Wigbertiturm.

Spenden können auch auf das Sonderkonto der FDP eingezahlt werden: IBAN: DE 79 8005 5008 0300 1884 55 Verwendungszweck: Dom