25 freie Stellen in der Gastronomie 25 freie Stellen in der Gastronomie: Warum bleiben viele Jobs in Restaurants unbesetzt?

Sangerhausen - Marcel Wunderlich ist froh, dass er die Personalnot der Anfangszeit jetzt überwunden hat. Im März übernahm er mit seinem Geschäftspartner Julian Teufel die Sangerhäuser Traditionsgaststätte, den „Ratskeller“. „Wir haben die alten Kollegen wieder in den Ratskeller zurückgeholt“, sagt Wunderlich und freut sich darüber sehr, dass das geklappt hat.
Denn in der Gastronomie ist es heutzutage alles andere als einfach, Personal zu finden und schließlich auch zu halten. Vier Angestellte, einen Lehrling und eine Aushilfe sind im „Ratskeller“ tätig. Dass der Koch auch mal am Tresen aushilft oder eine Bestellung aufnimmt, ist eine ganz normale Sache. „Es geht nur, wenn alle zusammen arbeiten“, sagt Wunderlich, der selbst ebenfalls überall im Einsatz ist.
Es wird nicht nur in der Gastronomie immer schwieriger, vakante Stellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen
„Es wird, so wie in anderen Branchen auch, zunehmend schwieriger, vakante Stellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen“, weiß Frank Lehmann, Leiter der Geschäftsstelle Sangerhausen der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Lehmann sieht hier nicht nur eine direkte Konkurrenz zwischen den Restaurants und Gaststätten selbst. Hotels und Gaststätten konkurrieren mit dem Dienstleistungssektor insgesamt.
Der Ratskeller der Stadt Sangerhausen blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Bereits das erste Rathaus, das wohl im Jahr 1250 gebaut wurde, soll im Erdgeschoss einen Ratskeller beherbergt haben. Erstmalig erwähnt wurde dieser im Jahr 1365. Er ist die älteste Gaststätte in Sangerhausen.
Im Rathausneubau am Markt 4 hielt er im Jahr 1510 Einzug. Er wurde von der Stadt an Wirte verpachtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war übrigens die Stadtküche in dem Gebäude untergebracht, wo Angestellte versorgt wurden. 1971 erst wurde wieder ein Ratskeller im Rathaus eröffnet. Und im Jahr 1998 gab es nach einer Pause eine Wiedereröffnung des Restaurants. (mz)
Lehmann: „Fachkräfte können auswählen.“ Unternehmer sollten sich deshalb seiner Ansicht nach dringend die Frage stellen, warum jemand in ihrem Betrieb arbeiten soll, wenn auch andere Angebote vorliegen. Hier müsse also verstärkt über die Attraktivität der zu besetzenden Stellen nachgedacht werden. Denn die demografische Entwicklung, die eine wesentliche Ursache für den Fachkräftemangel ist, werde sich mittelfristig nicht ändern.
Im Prinzip könnten die offenen Stellen im Gastronomieservice im Landkreis sofort mit Fachkräften besetzt werden. Bei der Agentur für Arbeit Sangerhausen sind aktuell 25 offene Stellen im Gastronomieservice gemeldet und 61 Fachkräfte befinden sich auf der Suche nach einem neuen Job. Im Helferbereich sind es fünf offene Arbeitsstellen bei 22 Arbeitssuchenden.
Arbeit am Wochenende und geringe Bezahlung: Jobs in der Gastronomie sind unattraktiv
Aber Arbeitszeiten am Wochenende und an den Feiertagen und geringes Entgelt seien Ursachen dafür, dass es so schwierig in der Gastronomie sei, Personal zu finden, sagt Uta Mayer, Pressesprecherin der Arbeitsagentur in Sangerhausen. „Viele junge Frauen können den Beruf aufgrund fehlender Kinderbetreuung in den Randzeiten nicht ausüben.“
Junge Leute haben überhaupt kaum noch Interesse an einer Ausbildung in der Gastronomie. „Bis Ende September waren der Agentur 22 Lehrstellen gemeldet worden, aber es gab nur sechs Bewerber“, so Mayer. Habe sich dann tatsächlich jemand für einen Ausbildungsberuf in der Branche entschieden, sei aber noch lange nicht gesagt, dass er auch bei der Stange bleibe. Mehr als die Hälfte der angehenden Köche oder Hotelfachleute brechen ihre Ausbildung ab. (mz)