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Zweijähriger Tim getötet Zwejährger Tim in Querfurt erordet: Mordprozess um misshandeltes Kind beginnt. Angeklagt sind die Mutter und ihr Lebensgefährte.:

Von Robert Briest 20.11.2020, 12:00
Viele Nachbarn nahmen Anteil am Tod– einige erhoben Vorwürfe
Viele Nachbarn nahmen Anteil am Tod– einige erhoben Vorwürfe Briest

Querfurt/Halle (Saale) - Der Prozess um den gewaltsamen Tod eines zweijährigen Jungen in Querfurt beginnt noch in diesem Jahr. Wie Wolfgang Ehm, Sprecher des Landgerichts Halle, am Donnerstag auf Anfrage erklärte, ist der erste Verhandlungstag in Halle für den 14. Dezember, also den Montag nach dem dritten Advent, terminiert. Auf der Anklagebank werden dann die Mutter des Kindes sowie deren 30-jähriger Lebensgefährte sitzen. Letzterer ist der Hauptbeschuldigte.

Die Staatsanwaltschaft Halle wirft ihm Mord in Tateinheit mit schwerem sexuellem Missbrauch sowie in vier Fällen teils schweren sexuellen Kindesmissbrauch sowie Körperverletzung und gefährliche Körperverletzung in fünf Fällen vor. Die 36-jährige Mutter soll sich wegen Misshandlung von Schutzbefohlen in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung verantworten.

Filmaufnahmen der Tat

Der Tod des kleinen Tims hatte Anfang Juli für großes Entsetzen in Querfurt und bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt. Die Mutter hatte die Rettungskräfte in die Wohnung in einem Plattenbau im Süden der Stadt alarmiert. Die konnten jedoch nur noch den Tod des Jungen feststellen.

Die Obduktion ergab, dass er missbraucht und schwer misshandelt worden war. So stellten die Gerichtsmediziner schwere Verletzungen an Kopf und Oberkörper des Jungen fest. Der Zustand der Leiche schockierte sogar erfahrene Ermittler. Die fanden auch Handyaufnahmen, die der 30-Jährige offenbar selbst anfertigte und die Übergriffe auf den Jungen zeigen sollen: Der Vorwurf gegen ihn lautet jedenfalls, dass er sich im Juni und Juli 2020 wiederholt aus „einer sadistischen Grundeinstellung und aus sexuellen Beweggründen“ heraus nachts ins Kinderzimmer begeben habe.

Eskalation am 10. Juli

Dort soll er den Zweijährigen „auf grausame Weise“ gequält haben, um sexuelle Befriedigung zu erlangen. „Darüber hinaus soll er den Jungen wiederholt kräftig mit der Faust oder dem Handrücken ins Gesicht geschlagen oder mit dem Fuß gegen den Kopf getreten haben und ihm so blutende Verletzungen zugefügt haben“, schrieb das Landgericht zu den Vorwürfen gegen den Querfurter.

Am 10. Juli ist die Situation nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft dann vollends eskaliert. Der Beschuldigte soll das Kind in dieser Nacht auf noch brutalere Weise gequält und dann den Entschluss gefasst haben, es zu töten, „um eine Aufdeckung der Strafverfolgung zu verhindern“. Nach Ansicht der Ermittlungsbehörde schlug der Erwachsene dabei so lange auf Tim ein, bis er „kein Lebenszeichen mehr habe feststellen können“. Dann habe er das Kind im Gitterbett liegen lassen, wo es an den vielfältigen Verletzungen an Kopf und an inneren Organen verstarb und am nächsten Morgen von der Mutter gefunden wurde.

Mutter habe nichts unternommen

Dieser wirft die Staatsanwaltschaft vor, die erheblichen Verletzungen ihres Kindes, in der Zeit vor der Tötung zwar bemerkt, aber nicht zum Anlass genommen zu haben, um Schutzmaßnahmen für den Jungen zu ergreifen, etwa die Taten anzuzeigen. Ihr droht im Falle einer Verurteilung nun laut Landgericht eine Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr.

Den Hauptangeklagten könnte eine lebenslange Freiheitsstrafe erwarten. Er hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht eingelassen.
Das Gericht wird im Prozess gut zwei Dutzend Zeugen hören. Bisher sind neun Verhandlungstage angesetzt. Der letzte für Anfang Februar. (mz)