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Wird Schule wieder nach Sigmund Jähn benannt?

Von Frank Ruprecht 21.03.2008, 19:34

Hedersleben/MZ. - Die Vorschläge allerdings trafen auf wenig Gegenliebe. "Die kann man einfach nicht nehmen", so Bürgermeisterin Cornelia Bodenstein (prtl.) und nennt das Beispiel "Grundschule am Hakel", Mit dem Hakel haben die Schule und auch Hedersleben wenig zu tun, meinte die Ortschefin.

Was sie und der Gemeinderat wollen, ist der alte Name der Schule, der ihr 1980 verliehen wurde. Sie trug damals als Polytechnische Oberschule (POS) den Namen des berühmten Fliegerkosmonauten Sigmund Jähn. Und würde ihn wohl noch heute tragen, wenn nicht die Wende gekommen wäre.

In der damaligen Euphorie, möglichst alle sichtbaren Spuren des DDR-Regimes zu beseitigen, wurde zwischen 1990 und 1991 per Anweisung des damaligen Schulamtes des Landkreises Aschersleben, zu dem Hedersleben einst gehörte, verkündet, dass die Bildungseinrichtung nach der Schulreform den Namen "Sigmund Jähn" nicht mehr tragen sollte. "Wir durften den Namen nicht verwenden, wurde uns von oben angewiesen", erinnert sich der damalige Schulleiter Bernd Schulze. Zu diesem Zeitpunkt sei die Schule auch in Sekundar- und Grundschule geteilt worden. Aber ob die Anweisung schriftlich erfolgte oder nur mündlich, daran kann er sich nach all den Jahren nicht erinnern. "Das war ein bisschen ärgerlich. Ich habe gegen diesen Namen nichts gehabt", so Schulze. Und Gerüchte, er selbst habe das Namensschild der Schule mit dem Schriftzug "Sigmund Jähn" abmontiert, weist er zurück. "Es gab nie ein Namensschild, welches hätte abgeschraubt werden können", so der Ex-Schulleiter. Das einzige Schild sei das dem Jahr 2003 mit dem Namen "Grund- und Sekundarschule".

Ob die Anweisung aus der Verwaltung des Ex-Landkreises Aschersleben oder nicht kam - das lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. Dazu gibt es "keine Akten", wie aus dem neuen Salzlandkreis von Pressesprecherin Ursula Rothe zu erfahren war: "Da können wir nicht mehr nachkommen".

Über die Namensstreichung hatte der damalige Bürgermeister Hermann Schakowsky den Namenspatron selbst per Brief informiert. Und Dr. rer. nat. Sigmund Jähn antwortete am 1. Dezember 1991 schriftlich darauf: "Sie werden sicher verstehen, dass ich mich nicht zum Namen der Schule äußern möchte. Ich habe damals, als man Ihre und auch andere Schulen nach dem ersten deutschen Kosmonauten benannte, meine Person nicht überbewertet und war bestrebt, mich dieser Ehre würdig zu erweisen. Mit Hedersleben verbinden mich in diesem Zusammenhang gute Erinnerungen ... Freilich habe ich auch Verständnis für den jetzigen Schulleiter. Wenn die Bildungspolitik der DDR verfehlt war, ist es nur folgerichtig, ihre Spuren zu beseitigen. Ich trauere der Geschichte nicht nach, zumal ich erleben durfte, dass die Grenze verschwand."

Und weil es für Bürgermeisterin Bodenstein keine Unterlagen zur Namensstreichung gibt, ist für sie der Name "Sigmund Jähn" auch nicht offiziell aberkannt. Also stehe dem Ansinnen des Rates und des Schulfördervereins nichts im Wege, der Grundschule diesen Namen wiederzugeben.