Was für die Halbe 0 so alles gebaut wurde
Quedlinburg/MZ. - Die Spur H0, die Halbe 0 also, 16,5 Millimeter Spurweite, in einem Maßstab von 1:87, erlebte ihre allgemeine Verbreitung erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Bereits in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatten renommierte Hersteller aber mit der damals kleinsten Spurweite experimentiert, wollten Leuten mit wenig Platz, auch die Chance bieten, eine Modellbahn aufstellen zu können. Doch zunächst war dem kein Erfolg beschienen. Das änderte sich nach 1945.
Für die sowjetische Besatzungszone und später die DDR gab es jedoch ein Problem. Alle Modelleisenbahnhersteller befanden sich im Westen Deutschlands. So entwickelte sich eine eigenständige Herstellergruppe. Kleine Handwerker, unter anderem in Sachsen und Thüringen, verlegten sich auf die Produktion von Modellbahnen. "Erstaunlich, was bei dem Wenigen, was damals verfügbar war, entstanden ist", sagt Museumsbetreiber Klaus Breitschuh. In der Sonderausstellung sind Leihgaben des privaten Sammlers Heiko Mundt und des Jugend-Modelleisenbahn-Clubs Magdeburg-Neustadt zu sehen.
Die ersten Modelle der Firmen Herr, Gützold, Gebert, Hruska, und wie sie alle hießen, waren aus Duroplast. "Selbst die Schienen wurden aus diesem Material gefertigt", weiß Modellbahnsammler Ernst-Ulrich Jürgens. "Hier ist im Prinzip die ganze Palette der Lokomotiven der Spur H0, die zu DDR-Zeiten von 1949 bis in die 70er Jahre gefertigt worden sind, aufgereiht. Dies in dieser Zusammenstellung zu sehen, ist ein Muss für jeden H0-Modellbahnfreund", denkt Klaus Breitschuh.
Er ist zugleich erstaunt, wie viel Interesse für die Spur H0 heute besteht und welche Wertsteigerung die Bahnen aus DDR-Zeiten erfahren haben: "Sie stehen Modellen von renommierten westdeutschen Firmen kaum mehr nach." Das Sammler-Interesse dürfte wohl auch deshalb groß sein, weil es ein abschlossenes Gebiet ist. Die vielen kleine Betriebe existierten viele Jahre, bis die letzten 1972 mehr oder weniger mit Zwang verstaatlicht worden sind.
Doch nicht nur die verschiedenen Lokomotiven werden in der Sonderausstellung gezeigt, sondern auch Zubehör, wie Wagen, Automodelle, Figuren und Gleismaterial sowie unterschiedliche Trafos. Bei vielen Zügen sind noch die Originalverpackungen vorhanden sowie das obligatorische Heftchen oder der Zettel als Anleitung zum Aufbau und zur Wartung. So sollte die Lok des Pico-Express' nach zehn bis zwölf Stunden Betrieb mit harzfreiem Öl leicht eingeschmiert werden. Zu den Raritäten der Ausstellung gehört eine Schnellzugdampflok mit zwei Antriebsaggregaten, sowohl in der Lok als auch im Tender. Ein anderes seltenes Stück ist eine Hochbahn von Pico, an deren Hauptsitz in Sonneberg noch heute produziert wird.
Das Mitteldeutsche Eisenbahn- & Spielzeugmuseum in der Blasiistraße 21 in Quedlinburg ist von Montag bis Sonnabend von 10 bis 16 Uhr (ab April bis 17 Uhr) und am Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung ist vorerst bis zum 30. April zu sehen.