Verletzter Wanderfalke Verletzter Wanderfalke: Schwede stürzt am Harzrand ab

Thale/Quedlinburg - Ein junger Wanderfalke hat einen Wirbelsäulenbruch überstanden. Er kam aus Schweden und wollte nach Afrika fliegen. Doch bis dorthin gelangte er nicht, sondern wurde in einem Garten in Neinstedt mit schweren Verletzungen gefunden. Die Verletzungen zeigten sich aber erst, als der Vogel geröntgt wurde. Zuvor war er in den Tierpark auf dem Hexentanzplatz Thale gebracht worden, der auch als Auffangstation für verletzte und aufgefundene Wildtiere fungiert.
„Eigentlich hätte der Falke tot sein müssen“, sagt Eckhard Kartheuser, stellvertretender Leiter des Tierparks Thale, verwundert. Die Untersuchung und das Röntgenbild bei Tierarzt Andres Pohl in Haldensleben, einem Spezialisten für Greifvögel, der jahrelang in Arabien tätig war, ergab, was vorher nicht erkennbar war, dass die Wirbelsäule gebrochen war.
Der Wanderfalke (Falco peregrinus) gehört zur Familie der Falken (Falconidae). Er zählt zu den größten Vertretern der Familie. Der Wanderfalke ist laut Wikipedia die am weitesten verbreitete Vogelart der Welt; er besiedelt bis auf Antarktika alle Kontinente.
Wanderfalken sind primär Felsbrüter und bewohnen in erster Linie gebirgige Landschaften aller Art sowie Steilküsten. In den letzten Jahrzehnten hat die Art in vielen Teilen des Verbreitungsgebietes auch Städte und Industrieanlagen mit ihren zahlreichen „Kunstfelsen“ besiedelt.
Wanderfalken sind hochspezialisierte Vogeljäger; die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen Vögeln, die im freien Luftraum erjagt werden. Die Sturzflüge aus großen Höhen bei der Jagd und die dabei erreichten hohen Geschwindigkeiten sind spektakulär.
Der durch das Insektizid DDT verursachte Bestandseinbruch und die anschließende Bestandserholung mit der Ansiedlung in vielen Städten haben den Wanderfalken zu einer der weltweit bekanntesten Greifvogelarten gemacht
Zudem musste ein Zeh amputiert werden, da er sich entzündet hatte. Doch nach etwa drei Wochen hatte sich der Vogel erholt. Da in Thale in der Falkenvoliere kein Platz mehr ist, betreut ihn Eckhard Kartheuser auf seinem Grundstück in Quedlinburg. Hilfe bekam er für einige Zeit von der Praktikantin Vanessa Hoffmann, die ihre Zeit in Thale verlängerte, im Einverständnis mit dem Arbeitskreis für Greifvögel- und Eulenschutz Sachsen-Anhalt (Agesa).
„Dass der Wanderfalke aus Schweden stammt, ist der Beringung zu entnehmen“, erklärt Eckhard Kartheuser. Dort steht eine Identitätsnummer und Königlich Schwedische Vogelwarte Stockholm. „Wanderfalken weisen eine Besonderheit auf“, weiß der passionierte Naturschützer und Jäger: „Im ersten Jahr nach dem Schlüpfen aus dem Ei sind sie Zugvögel, fliegen im Winter bis Afrika oder Arabien.
Auf dem Weg dorthin ist dieser Wanderfalke aus nicht bekanntem Grund hier gestrandet.“ Was ihm bei seinem Flug zugestoßen ist, da könnte Eckhard Kartheuser nur mutmaßen. Darauf will er sich aber nicht einlassen. Die Rückmeldung über die Identität des Falken von der Vogelwarte Stockholm liegt ihm gerade jetzt vor. Danach stammt er aus Nordschweden, geschlüpft in der Nähe des Ortes Umea an der Küste des Landes. Beringt wurde der Wanderfalke am 6. Juni dieses Jahres. Bis Neinstedt hatte er 1500 Kilometer zurückgelegt. (mz)
