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Verärgerung beim DRK-Kreisverband Verärgerung beim DRK-Kreisverband: Altkleiderbehälter als Mülleimer genutzt

Von Detlef Horenburg 16.03.2016, 14:18
Jens Becker mit Teerpappe und Spanplattenresten.
Jens Becker mit Teerpappe und Spanplattenresten. Chris Wohlfeld

Quedlinburg/Thale - Was eigentlich für einen guten Zweck gedacht ist, verkommt zunehmend zur illegalen Müllentsorgung: die Kleidercontainer. Mit deren eigentlichem Inhalt, noch gut erhaltenen Kleidungsstücken, soll bedürftigen Menschen geholfen werden. Doch steckt nicht immer das in den riesigen Metallkisten, was deren Beschriftung verspricht. Jens Becker, der über einen Euro-Job beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für das regelmäßige Entleeren der rund 20 Sammelbehälter im Altkreis Quedlinburg zuständig ist, kann nur noch mit dem Kopf schütteln, was ihm dort alles entgegenpurzelt: Kleinwerkzeug, Elektrogeräte, ausgediente Fritteusen, vergammelte Fleischpakete, sogar ein verdorbener acht Kilogramm schwerer Schinken war dabei. Auch nicht zugestellte, adressierte Postwurfsendungen habe er schon in den Kleiderbehältern gefunden.

Böswillige Tat

Den Schwerpunkt der illegalen Müllentsorgung bildeten die Container in Thale. Besonders im Bereich der Roßtrappenstraße oder am Lidl-Parkplatz häuften sich die Vorfälle. „Erst Anfang dieser Woche hat jemand die Container mit Sperrholz gefüllt“, berichtete Becker. Im Spätherbst fand er sogar drei Säcke mit Kohlenruß darin. „Das ist eine Sauerei. Dies ist schon böswillig“, schimpfte er. Als Einsammler hat man schließlich keine Möglichkeit, sich unterwegs zu waschen. Auch gebrauchte Einwegspritzen landen im Kleiderbehälter. Zwar trage er Handschuhe, doch bohren sich die feinen, gebrauchten Nadeln schnell einmal durch und gefährden so die Gesundheit der Sammler.

An ein weiteres Extrem erinnert sich Becker, der nicht nur mit seiner Tätigkeit den sozialschwachen Menschen helfen will, sondern ehrenamtlich als Bereitschaftsführer im Katastrophenschutz des DRK tätig ist: „Zwei Altkleidercontainer waren Anfang des Jahres in Friedrichsbrunn mit alten Styroporplatten vollgestopft - obwohl in der Nachbarschaft ein Sammelplatz für diese Stoffe für den Gelben Sack ist. Ich verstehe das nicht, man kann doch alles über die Sperrmüllentsorgung bequem vor der Haustür abholen lassen, anstatt zum nächsten Container zu fahren. Auch im Wertstoffhof in Westerhausen kann man seinen Sperrmüll und Kleingeräte kostenfrei entsorgen“, sagte er. Und über noch einen Vorfall ärgert sich der DRK-Mitarbeiter. So habe er in einem Container einen 5-Liter-Behälter mit Motor-Altöl entdeckt. Dies habe mehrere Kleidungsstücke verunreinigt. Die mussten dann als Sondermüll entsorgt werden. Dabei seien dem DRK zusätzliche Kosten entstanden - Geld, das für andere soziale Dinge hätte besser verwendet werden können. Becker: „Es ärgert mich einfach, dass gut erhaltene Kleidungsstücke so unbrauchbar werden.“ Viele Hilfebedürftige seien darauf angewiesen, weil ihr Einkommen nicht gerade üppig sei

Jegliche Art von Kleidung angenommen

Bis zu 25 Menschen suchen jeweils an den drei Ausgabetagen in der Woche die Kleiderkammer in der Ballstraße 22 auf, weiß Carola Paproth. Sie ist dort seit zwei Jahren für die Ausgabe verantwortlich. Etwa 70 Prozent der Bedürftigen, die gut erhaltene Kleidungsstücke suchen, sind Deutsche - von der jungen Mutti bis hin zum Rentner. Dank der guten Spendenbereitschaft können etwa 350 Kleidungsstücke in der Woche ausgegeben werden. Neben der Kleiderkammer in Quedlinburg betreibt der DRK-Kreisverband Quedlinburg/Halberstadt noch eine weitere in Halberstadt. Grundsätzlich werde jegliche Art von Bekleidung angenommen, sagte sie. Besonders auch größere Größen werden nachgefragt. Aber auch Bettwäsche, Gardinen, Kissen, Steppdecken werden gesucht. Spenden können, so Carola Paproth, aber auch persönlich in der Kleiderkammer abgegeben werden.

Kleiderkammer, Ballstraße 22 (DRK-Zentrum), Tel.: 03946/77 00 33; geöffnet Dienstag und Donnerstag von 9-12 und 13-16 Uhr; Freitag von 9-12 Uhr. (mz)