1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Ungleiche Löhne: Ungleiche Löhne: Betriebsrat warnt vor «tickender Zeitbombe» am Harzklinikum

Ungleiche Löhne Ungleiche Löhne: Betriebsrat warnt vor «tickender Zeitbombe» am Harzklinikum

Von Ingo Kugenbuch 31.01.2013, 15:35

Quedlinburg/MZ. - Es gibt Unruhe im Harzklinikum. Grund: Das nichtärztliche Personal in Wernigerode verdient mehr als die Kollegen in Quedlinburg. Nach Angaben des Klinikums beträgt die "durchschnittliche Differenz der Gehälter in Quedlinburg und Wernigerode im Pflegedienst monatlich etwa 250 Euro brutto". Auch nach der Fusion der beiden Kliniken im vergangenen Jahr bekommen die Wernigeröder - Ärzte ausgenommen - grundsätzlich mehr Geld. Das hat auf einer Informationsveranstaltung der Geschäftsführung in Quedlinburg vor einer Woche zum Eklat geführt. Klinik-Chef Peter Redemann bestätigt: "Es gibt Unmut wegen dieser Situation - und die Befürchtung, dass sich die Gehaltsangleichung verzögert." Es werde taktiert, es gebe "gegenseitige Schuldzuweisungen".

"Schon vor der Fusion (im vergangenen Jahr - d. Red.) war bekannt, dass es unterschiedliche Lohnniveaus gibt. Der Betriebsrat hat damals darauf hingewiesen, dass das eine tickende Zeitbombe ist", sagt Roland Lucht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats. Darum habe es bei einer Betriebsversammlung in der vergangenen Woche "gekracht", sagt der Oberarzt in der Quedlinburger Unfallchirurgie. Mitarbeiter verließen die Veranstaltung unter Protest, unter ihnen auch Betriebsratsmitglieder.

Der Betriebsrat wolle, sagt Lucht, mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten. "Wir wollen gemeinsam die Synergieeffekte der Fusion nutzen", so der Betriebsratschef. Er wolle, "dass der Betrieb erhalten bleibt". Aber die wirtschaftliche Situation des fusionierten Klinikums sei "doch schlechter als erhofft", sagt Lucht. Dennoch müssten die Gehälter des nichtärztlichen Personals - das betrifft 800 bis 900 Mitarbeiter in Wernigerode und rund 700 in Quedlinburg - angeglichen werden. "Wernigerode hat einen guten Tarifabschluss, Quedlinburg einen schlechten", sagt Lucht.

In Wernigerode gelte ein Haustarifvertrag, der sich an den Regelungen für den öffentlichen Dienst aus dem Jahr 2010 orientiert, die Quedlinburger würden nach dem nicht mehr existierenden Bundesangestelltentarifvertrag Ost von 2002 bezahlt. "Wir wollen einen Haustarifvertrag für das gesamte Klinikum abschließen", sagt Redemann. "Bis Ende März müssen die Verhandlungen mit Verdi dazu beendet sein." Allerdings geht es dabei zunächst erst einmal um die gemeinsame Tarifstruktur - die Gehaltsunterschiede bleiben erhalten. "Eine Angleichung der Gehälter kann es nur so weit geben, wie es die wirtschaftliche Situation des Unternehmens zulässt", sagt Redemann.

Das Klinikum schrieb 2012 in beiden Häusern rote Zahlen.

Weitere Fakten und ein Kommentar zu dem Thema in der Freitagausgabe der MZ.