Unerlaubte Geländefahrten Unerlaubte Geländefahrten : Motorradfahrer heizen durch den Wald

Gernrode/Stecklenberg - Es hätte eine schöne Wanderung werden können. Vom Anhaltinischen Saalstein, einer Felsklippe, südlich von Bad Suderode ging es zur „Spinne“, einer Wegkreuzung, und von dort sollte der Weg zum Försterblick, einem Aussichtspunkt oberhalb von Gernrode, führen. Doch statt Natur pur erlebten die Frau, die im Landkreis Goslar lebt, und ihr Sohn an jenem Tag Wald-Rowdys in Aktion.
Sechs geländegängige Motorräder kamen den Wanderern entgegen
Mitten im Wald – sie selbst hatten sich etwas verfranzt und waren deshalb abseits des Weges unterwegs – kamen den beiden insgesamt sechs geländegängige Motorräder entgegen. Hintereinander seien die Fahrer den steilen Hang hinab-, den Gegenhang hochgefahren und dann auf einem Rückeweg in hohem Tempo weiter durch den Wald gerast, schildert die Wanderin die Situation.
Sie spitzte sich zu, als ihr Sohn begann, die Wildfahrer zu fotografieren: „Einer drohte damit, ihm die Kamera wegzunehmen.“ Die Wanderung war gelaufen. Auch auf der zweiten Runde - ab Stecklenberg - begleitete die beiden Unbehagen.
Aus der Ferne vernahmen sie erneut Motorradlärm. „Wir hatten ziemliche Sorgen, dass sie die Drohung wahrmachen und meinem Sohn die Kamera entreißen würden“, erklärt seine Mutter. Doch zu einer erneuten Begegnung kam es nicht. In ihrem Ärger wandte sich die Wanderin auch an den Forstbetrieb Ostharz. Dessen Leiter Hans Christian Schattenberg hatte das Thema erst kürzlich wieder aufs Tapet gebracht: Denn immer wieder machen illegale Geländefahrer den Wald zu ihrer Rennpiste.
Naturvandalen ist alles egal
Dass sie durch Naturschutzgebiete heizten, Pflanzen zerstörten, den Waldboden zerfurchten, das Wild aufscheuchten und andere Waldbesucher in Gefahr brächten - all das sei ihnen völlig egal, beklagten erst vor wenigen Tagen Schattenberg und der Rübeländer Revierförster Tom Hartung im Gespräch mit der MZ.
Der Landkreis bestätigte, dass immer wieder Verstöße gemeldet würden, weil sich Motorrad- und Quadfahrer nicht an das Befahrverbot der Wälder hielten.
Ihnen nachzukommen - schwierig, auch für die Polizei. Wenn, dann erwische man mal zufällig einen, hieß es damals. Erschwerend kommt hinzu: Die Maschinen haben keine Nummernschilder, die Fahrer tragen Helme, sind also nicht ohne Weiteres zu identifizieren.
Auch die Wanderin weiß, dass die Chance gering sei, diese Leute zur Verantwortung zu ziehen. Sie hoffe aber, dass ihre Fotos etwas brächten, vielleicht zur Identifizierung beitrügen - und „dass das für die Fahrer nicht ohne Konsequenzen bleibt“. Laut Schattenberg wurde Anzeige erstattet. (mz)

