1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Tödlicher Brand in Morgenrot: Tödlicher Brand in Morgenrot: Der Schock sitzt tief

Tödlicher Brand in Morgenrot Tödlicher Brand in Morgenrot: Der Schock sitzt tief

Von Detlef Anders 02.01.2014, 20:11
Die Brandursachenermittler machten einen Defekt an einer elektrischen Leitung als Ursache aus.
Die Brandursachenermittler machten einen Defekt an einer elektrischen Leitung als Ursache aus. Detlef Anders Lizenz

Morgenrot/MZ - Fassungslos stehen Marianne Haase und Hannelore Feldmann am Donnerstag an der Bushaltestelle des Quedlinburger Ortsteils Morgenrot und blicken auf das Haus an der Kreuzung zur alten B6. Ein Absperrzaun und drei leere Fenster im Erdgeschoss zeugen von dem Wohnungsbrand, der hier am Vortag im Erdgeschoss ein Todesopfer forderte. Ein 82-jähriger Mann konnte von der Feuerwehr noch lebend aus der brennenden Wohnung geborgen werden, verstarb dann aber noch am Brandort.

„Wir sind alle geschockt“, sagt Marianne Haase. Jeder in dem kleinen Ort habe ihn gekannt, berichtet Hannelore Feldmann, deren Vater in Morgenrot lebt. Brandursachenermittler der Polizei sind in der Wohnung und suchen nach Hinweisen darauf, wie es zu diesem Unglück kommen konnte. Obwohl das Tageslicht hereinscheint, benutzen sie Taschenlampen, um in dem rauchgeschwärzten Wohnzimmer Details zu erkennen. Es wird vermessen, fotografiert und debattiert. Sie müssten das, was die Feuerwehr aus dem Fenster warf, wieder dort platzieren, wo es am Vortag noch stand, erklärt einer der Ermittler und macht wenig Hoffnung auf schnelle Erkenntnisse. Niemand sonst darf die Wohnung betreten. Auch der Enkel, der im Obergeschoss wohnt, nicht. Er sei bei Verwandten im Ort untergekommen, heißt es.

Doch am Donnerstagnachmittag war es dann klar. „Brandursache war ein Defekt an einer elektrischen Leitung“, teilte Peter Pogunke, der Sprecher der Polizeidirektion Halberstadt, mit. „Fremdverschulden können wir ausschließen.“ Über die Höhe des Schadens konnte noch keine Aussage getroffen werden. „Die Statik beurteilen wir nicht, das machen Versicherungsgutachter.“

Die Quedlinburger Feuerwehr hat den Wohnungsbrand als Mittelbrand eingestuft. „Vor Ort angekommen, ging der Angriffstrupp des Tanklöschfahrzeuges mit einem C-Rohr unter schwerem Atemschutz zur Personensuche in das Gebäude“, beschreibt ein Feuerwehrsprecher auf der Webseite die Situation bei der Ankunft. Ein zweiter Trupp nahm mit einem weiteren Rohr die Brandbekämpfung von außen vor.

Unerwartete Hilfe

„Nach kurzer Zeit fand der An-griffstrupp im Eingangsbereich mittels Wärmebildkamera die vermisste leblose Person.“ Im Hofbereich begann das Rettungsdienstpersonal sofort mit der Reanimation. „Der zufällig an der Einsatzstelle vorbeikommende Organisatorische Leiter des Ascherslebener Rettungsdienstes unterstützte dabei“, lobte der Sprecher. Doch alle Maßnahmen waren vergeblich. Der Mann verstarb.

Der Brand wurde bald unter Kontrolle gebracht. „Um mögliche Glutnester aufzuspüren, entfernte man Teile der Deckenverkleidung und den Brandschutt aus der Wohnung“, so der Feuerwehrsprecher.

Zollhaus vor Quedlinburg

Das Haus Nummer 2 sei lange Jahre stets Wohnung des Chefs des landwirtschaftlichen Betriebes hier gewesen, ist von alten Morgenrötern zu hören, die Morgenrot noch als „Kamerun“ kennen. „Das war mal das Zollhaus“, berichtete ein Nachbar, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Der 82-Jährige Bewohner des Hauses hatte sich um seine drei Katzen und die Hühner gekümmert, die er sich erst kürzlich angeschafft hatte, um eine Aufgabe zu haben, schilderte der Nachbar. Zwei der Katzen konnte die Feuerwehr am Mittwoch nur noch tot aus der Wohnung bringen. Doch ein roter Stubentiger, der beim Brand offensichtlich nicht im Haus war, stromerte am Donnerstagvormittag verunsichert auf dem Hof der sogenannten Kaserne, dem dahinter stehenden großen Backsteinhaus herum. „Foxi“, wie ihn einer nannte, hat das Unglück überlebt. Ein Hoffnungsschimmer an diesem für die Morgenröter immer noch rabenschwarzen Unglückstag.

Verrußte Möbel und der Rollator des Rentners stehen auf dem Hof.
Verrußte Möbel und der Rollator des Rentners stehen auf dem Hof.
Detlef Anders Lizenz