Tierparkfest in Thale Tierparkfest in Thale: Als der Regenwald aufhellte

Thale - Auch in diesem Jahr waren wieder zahlreiche Besucher zum Tierparkfest auf den Hexentanzplatz in Thale, das das Team des Tierparks und der „Förderverein am Sonntag vorbereitet hatten.
Die Stimmung und die Zahl der Besucher sprechen für den Erfolg der Veranstaltung, freute sich daher Tierparkleiter Uwe Köhler: „Bis auf den Start sind wir sehr zufrieden.“ Starke Regenfälle und Gewitter hatten am Morgen die Vorbereitungen erschwert und den Helfern einige Sorgen bereitet.
Neben den Waschbären gibt es viele weitere Tier- und Pflanzenarten, die in Europa nicht heimisch sind, aber teils vom Menschen eingeschleppt wurden und sich hier verbreiten. Problematisch ist dabei, dass sie bestehende Ökosysteme verändern und heimische Arten verdrängen können. Bekannte invasive Arten sind etwa die Regenbogenforelle und die Nilgans aber auch Nandus, große flugunfähige Vögel aus Südamerika, die mittlerweile frei in Norddeutschland leben.
Uwe Köhler berichtet, dass er sich vormittags teils „wie im Regenwald“ gefühlt habe. „Bei dem Nebel fehlten nur noch die Gorillas“, scherzte er. Nachdem das Wetter dann aufklarte, seien aber doch noch zahlreiche Besucher gekommen, und so war Köhler „froh, dass uns die Leute die Treue halten“.
Gelohnt hat es sich für die Gäste allemal. Bei bestem Wetter war der Tierpark am Nachmittag gut gefüllt und freuten sich die Clowns und Unterhaltungskünstler über ein begeistertes Publikum. Den besonderen Reiz beim Tierparkfest machen natürlich immer auch die pelzigen, gefiederten oder geschuppten Bewohner des Tierparks aus. Sie zu entdecken und in ihren liebevoll gestalteten Gehegen zu beobachten, vermag Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern.
Steigern lässt sich dieses Erlebnis eigentlich nur, wenn man noch dichter an die Tiere herankommen kann, und dafür hatten die Mitarbeiter des Tierparks in diesem Jahr gesorgt. So war Tierpfleger Christoph Miehe mit einem kleinen Waschbären unterwegs. Beinahe wie einen Hund führte Miehe das gut drei Monate alte Findelkind an der Leine durch den Park. Besucher hatten das Jungtier, das wohl seine Mutter verloren hatte, gefunden und im Tierpark abgegeben.
Wie Miehe erklärte „wird das mit Waschbären als Findelkindern immer mehr.“ Überhaupt breiten sich diese Vertreter der Familie der Kleinbären immer weiter aus – ein Vorgang der Naturschützern im Land einige Sorgen bereitet. Denn eigentlich kommen Waschbären in Europa nicht natürlich vor, haben keine Fressfeinde und verdrängen einheimische Arten. Deshalb, so Miehe, dürften Waschbären auch nicht ausgewildert werden, sondern blieben, wenn sie einmal in einem Zoo oder Tierpark sind, auch dort. Das gleiche gilt für den kleinen Waschbär, den Miehe selbst mit der Flasche aufgezogen hat und mit dem er am Sonntag viele Besucher begeistern konnte.
Über mangelndes Interesse konnte sich auch die Familie Lochmann vom Frettchentreff Thale/Harz nicht beklagen. Auch sie hatte einige Tiere aus ihrem Frettchentierheim mitgebracht. Das habe mittlerweile Tradition beim Tierparkfest und liege ihnen besonders am Herzen, denn schließlich könne man hier wichtige Aufklärungsarbeit leisten. Gerade vor einigen Jahren seien diese Marder eine richtige Modeerscheinung gewesen und viele hätten sich ein Tier angeschafft, ohne über die anspruchsvolle artgerechte Haltung nachzudenken. Wie die Lochmanns erklärten, sei das dann zum Problem geworden, weil viele Tiere schnell wieder abgegeben oder einfach ausgesetzt wurden.
Lisa Müller und Christoph Toschke waren mit einem Altai-Falken im Tierpark unterwegs. Eckhard Kartheuser, selbst passionierter Falkner und Vogelschützer, hatte das Tier mitgebracht und damit Anknüpfungspunkte für so manches Gespräch geschaffen.
So nah an die Greifvögel des Tierparks heranzukommen, ist sonst nicht möglich, erklärte Auszubildende Lisa Müller. Schließlich seien die meisten Tiere im Park nicht entsprechend trainiert und würden nicht so ruhig auf dem Arm sitzen bleiben wie dieser Falke. Außerdem sind die meisten Vögel ohnehin als Pfleglinge in den Tierpark gekommen und waren damit meist schon zu alt für ein falknerisches Training. Jungtiere die auf dem Hexentanzplatz geboren werden, versuche man außerdem meist auszuwildern, so Müller weiter. Gerade bei Steinkäuzen seien diese Bemühungen sehr wichtig, denn im Harz und Harzvorland gebe es nur noch sehr wenige Exemplare dieser kleinen Eulenart, die schon in der Antike mit Athene, der Göttin der Weisheit, in Verbindung gebracht wurde. Um ihren Bestand im Harzvorland wieder zu vergrößern, ist seit einigen Jahren der „Arbeitskreis zum Greifvogel- und Eulenschutz Sachsen-Anhalt e.V.“ (AGESA) aktiv, erklärt Lisa Müller, die wie Kartheuser selbst Mitglied des Vereins ist. (mz)


