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Thema Gebietsreform bewegt die Gemüter

Von Petra Korn und Rita Kunze 03.07.2008, 16:33

Friedrichsbrunn/MZ. - In ihrem Heimatort Friedrichsbrunn fühlt sich Anneliese Kölle rundum wohl. Die Lage sei schön, die Infrastruktur unter anderem mit Kaufhalle, Sparkasse und einem sehr schönen Seniorenclub stimme - "ich bin sehr zufrieden. Und auch mit unserem Bürgermeister sind wir sehr zufrieden", sagte Frau Kölle Donerstag am MZ-vor-Ort-Stand in Friedrichsbrunn. Deshalb, so fügt sie mit Blick auf die bevorstehende Gebietsreform hinzu, möchte sie, dass der Ort eigenständig bleibt.

Blick nach Thale

Die Gebietsreform bewegt auch Roni Petrasch. "Wenn sich etwas eingefahren hat und läuft, dann kommt man mit neuen Sachen. Das ist nicht in Ordnung", meint der Friedrichsbrunner, der seinen Ort ebenfalls auch in Zukunft eigenständig sehen möchte. Er verweist auf die Kreisreform vor einem Jahr: Zuvor seien die Bürger nach Quedlinburg gefahren, wohin es eine Busverbindung gibt. Heute befänden sich Behörden in Halberstadt und Wernigerode: "Und da kommt man nicht hin."

Als Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative "pro Friedrichsbrunn" kamen Herbert Eisenhuth, Hans-Joachim Ullrich und Roland Nagel zum MZ-Stand. Auch ihr Thema: die Gebietsreform und der vom Gemeinderat mit sechs zu vier Stimmen gefasste Grundsatzbeschluss. Mit ihm hat sich der Rat dafür ausgesprochen, dass innerhalb der so genannten freiwilligen Phase ein Gebietsänderungsvertrag zur Neubildung einer Einheitsgemeinde in der Struktur der jetzigen Verwaltungsgemeinschaft Gernrode / Harz abgeschlossen werden sollte - sofern das von einer Volksinitiative angefochtene Gesetz Bestand hat.

"Sehr viele Bürger sehen aber Friedrichsbrunn in Thale besser aufgehoben", verwies Herbert Eisenhuth auf Gespräche mit Bürgern. Friedrichsbrunn lebe vom Tourismus, "und Thale hat bewiesen, dass es sich hier sehr stark engagiert und weiter engagieren wird", begründete Eisenhuth. Wie Ratsmitglied Hans-Joachim Ullrich ergänzte, müsse auch Material vorgelegt werden, das zeige, welche Vorteile die Varianten Gernrode oder Thale hätten. "Dieser Vergleich fehlt." Deshalb habe sich die Bürgerinitiative zusammengefunden, um hier aktiv zu werden.

Ihr Vorwurf an den Gemeinderat: Er habe "alternativlos eine Richtungsentscheidung getroffen". Die Bürger seien nicht ausreichend informiert worden. Deshalb will die Bürgerinitiative die nötigen Informationen beschaffen und aufklärend wirksam werden. Ziel ist es außerdem, ein Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen, das einen Bürgerentscheid zum Ziel hat.

Dieter Wozny spricht sich dagegen klar für Gernrode aus, "weil das für uns, meiner Meinung nach, am besten ist. Thale ist für uns eine Nummer zu groß". Er glaubt, dass Friedrichsbrunn von einem Zusammengehen mit Thale nicht profitieren und eher Schwierigkeiten bekommen würde. Friedrichsbrunn sei "ein sehr schöner Ort, immer schon", betonte der Geschäftsmann, der einen Handel für Waren täglichen Bedarfs mit Gastronomie betreibt. Zwischen Gewerbetreibenden und Kommune - Gemeinderat und Bürgermeister - gebe es ein gutes Miteinander, beide unterstützten sich gegenseitig.

Auch Bürgermeister Albrecht Loeffler, der ebenso wie Verwaltungsleiter Holger Thiele zum MZ-vor-Ort-Stand gekommen war, sieht die Zukunft Friedrichsbrunns weiter in Richtung Gernrode. "Wir wollen zusammenbleiben", betonte er, die Gemeinschaft sei ausgeglichen und habe bisher auch gut funktioniert. Er sieht in nur in einer hier neu zu gründen Einheitsgemeinde die Chance, den Ort bestmöglich einzubringen.

Große Familie

Gleich zweifach dickes Lob spendete Horst Göbel. Zum einen richtete er das an Bürgermeister Loeffler: "Was der Bürgermeister geleistet hat, ist sagenhaft." Und zum anderen würdigte er die Arbeit von Heide Anacker. Sie kümmere sich seit rund 15 Jahren um die Senioren im Ort, organisiere regelmäßig gemeinsame Nachmittage, Ausflüge und Veranstaltungen. "Das ist wie eine große Familie."