Swingtage in Quedlinburg Swingtage in Quedlinburg: Die Jazzwelle rollt an

Quedlinburg/MZ - Erfolg wächst manchmal aus zufälligen Begebenheiten. Sechs Potsdamer, die einer Amateur-Dixielandband nacheifern wollten, haben das erlebt. Vor 30 Jahren standen sie nämlich ohne die dafür nötigen Instrumente da. Doch ein Bekannter kam des Wegs: „Ich habe zu Hause noch ’ne Trompete.“ „Und ich hab mal Trompete im Pionierorchester gespielt“, erzählt der Gitarrist der Alte Wache Jazz Band, die bei den 12. Dixieland- und Swingtagen in Quedlinburg dabei sein wird, eine Anekdote aus der Bandgeschichte. Drei Jahrzehnte nach dem ersten Konzert auf der Freundschaftsinsel in Potsdam „kennt man uns selbst in Frankreich, Monaco, Ungarn, Tschechien und Amerika, selbstverständlich New Orleans.“
18 Veranstaltungen
Die Alte Wache Jazz Band gehört zu den zwölf Formationen aus Deutschland und Dänemark, die vom 27. bis 29. Juni Musik in der ganzen Stadt erklingen lassen. 18 Veranstaltungen hat der Freundeskreis „Quedlinburg swingt“ für jenes Wochenende organisiert, das seinen Auftakt und Abschluss auf dem Marktkirchhof findet.
Dazwischen gibt es überall jede Menge zu hören - in Hotels und Gaststätten, in Kneipen und im Kaiserhof, in der Steinbrücke. Auch der Dixietrain rollt wieder von Quedlinburg aus durch das Selketal nach Silberhütte. Die Stilrichtungen der Bands reichen vom klassischen Dixieland über Boogie Woogie bis zum Swing. „Das Grundkonzept unseres Festivals hat sich seit 2002 nicht verändert“, sagt Dietrich König, Vorsitzender des Freundeskreises. „Gestartet als ein regionales Musikevent, haben sich die Quedlinburger Dixieland- und Swingtage mit ihrer besonderen Atmosphäre inzwischen zum beliebtesten Jazzfestival in Mitteldeutschland entwickelt.“
Bands aus ganz Deutschland
Die besondere Qualität des Festivals hat sich auch bei den Musikern herumgesprochen. So nimmt die Hamburger Southland New Orleans Jazz Band nicht nur gern Einladungen zum Internationalen New Orleans Festival an der Côte d’Azur an, sondern kommt ebenso gern in den Harz. Nach Quedlinburg. Hier spielen die acht das, was sie am meisten mögen: Jazz aus den 20er und 30er Jahren. Dies ist auch das Spezialgebiet der Hot4Jazz aus Garbsen, die den Jazz „nicht mehr so wild wie früher, aber dafür gehaltvoller mit angemessenem Drive und Spannung“ spielen.
Drive haben auch die sieben Dänen, die als Basement Jazzband „strammen Dixiestil“ verkörpern. Dass man dies auch in der Börde zu spielen versteht, zeigen die Dixie Kings aus Colbitz: „Erklärtes Ziel ist es, den lockeren Stomper Jazz ohne Strom, voll flexibel und immer am Publikum zu zelebrieren“, betont das Quintett, das auf den Straßen unterwegs ist wie Little Johns Jazz Band aus Bochum, die sich „Happy Jazz und fröhlichem Dixieland-Stil“ verschrieben hat.
„Swing und Artverwandtes“ aus den 30er und 40er Jahren liegt dagegen den sieben Mannen von „MachMaJaTzz“ aus Erkrath bei Düsseldorf am Herzen, die versuchen, „das Swing-Feeling der damaligen Zeit zu vermitteln“. Das will auch das Kaufbeurer Trio „Blue Honky Tonk“; die Allgäuer erwecken „mit authentischem Auftreten vergangene Jazzepochen zum Leben und holen sie mit pfiffigen Arrangements ins 20. Jahrhundert“, heißt es über die Band.
Das Konzept „aus Alt mach Neu“ verfolgen auch „Lady Sou & Mr. Banjo“. Die Thüringer mischen Dixieland, Skiffle, Bluegrass und Old Time Country zu einem neuen Sound, den sie mit Stimme, Sousaphon und Banjo erklingen lassen.
Abwechslung ist garantiert
Unkonventionell mag es auch die Hamburger Band Skiffle Track, die ihre Musikrichtung schon im Namen trägt und Jazz, Blues und Folk im Repertoire hat. Auf alles gefasst sein darf man beim „Musikalischen EinsatzKommando“ aus Jena. Das Quartett präsentiert Dixie, Swing, englische und deutsche Evergreens, gepaart mit Slapstick und Stand-up-Comedy. Beinahe schon zu den Stammgästen des Festivals gehören die Halberstädter Stadtbläser, die auch dieses Jahr wieder mit dabei sind.
Abwechslung ist also garantiert, die - das betont König - ohne breite Unterstützung nicht möglich wäre: „Neben befreundeten Vereinen, wie dem Quedlinburger Carnevalsverein, der Stadtverwaltung Quedlinburg, der evangelischen Kirchgemeinde der Marktkirche sowie einer Vielzahl ortsansässiger Betriebe erfahren wir auch Unterstützung von Privatpersonen, allen voran unsere rund 30 Vereinsmitglieder.“ Denn schließlich, auch das ist etwas Besonderes an den Quedlinburger Swingtagen, hat jede Band einen vom Freundeskreis gestellten Betreuer, der sie während des Aufenthalts begleitet und unterstützt.