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Schlossberg wurde für zwei Tage zum Sternenstädtchen

Von Stephan Neef 27.11.2005, 17:35

Quedlinburg/MZ. - Eine bunte Meile

"Kunst und Genuss" versprach die zweitägige Aktion, an der sich Einzelhändler, Gastwirte, Galeristen, Künstler und Kunsthandwerker beteiligten. Sie verstanden die "Sterne am Schloss" als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zum "Advent in den Höfen", betonte Organisator Hans-Jürgen Furcht. Die bunte Advent-Meile zwischen Finkenherd und Mühlenstraße sollte ein schönes Trostpflästerchen sein für jene Touristen, die eine Woche zu früh angereist sind, um die bunten Höfe zu erleben.

Zauberhafte Höfe gab es aber auch am Schlossberg. Der vielleicht schönste, der die Besucher reihenweise ins Schwärmen und Staunen versetzte, ist seit einiger Zeit überdacht und im Hinterland jenes Kunstladens zu finden, der "Dies & Das" anbietet. Doch im Gegensatz zu manchem "Sterne"-Nachbarn, der lediglich sein Standard-Angebot verkaufte, wollte Stefan Hubert den "Kommerz etwas in den Hintegrund rücken". Und bot mit Lebensgefährtin Sabine Stumpe "Kunst und Genuss" für alle Sinne.

Wetterfeste Herzen

Da zeigte sich Zimmerer Falko Sluschny als Schau-Schnitzer, die Dachdecker Andreas Gawellek und Christian Prüfer schlugen aus Schieferplatten diverse Hausnummern oder - als unverwüstliche Liebeserklärung - wetterfeste Herzen, Erika Zidek filzte und bediente das Spinnrad. Und Daniela Franke bastelte mit jenen Kindern, deren Eltern gerade zwischen Amboss und dem elf Meter tiefen Hofbrunnen saßen, um bei Sebastian Kunze transsylvanisches Stockbrot oder ungarische Langos-Fladen zu kosten. Dabei hatte der Besucher das Gefühl, in einer überdimensionalen Krippe zu sein.

Das Gänsevolk kniff

Anderswo wurde der Gast selbst zum Kunsthandwerker, konnte Kerzen drehen oder - wie am Schlossberg 2 - "Sternensteine" bearbeiten. Bei Goldschmiedin Karin Böhmer durften Wagemutige eine "Sternen-Monotopie" anfertigen - mit Wasserfarbe, Seife, Kupfer und Papier. Und dabei einen "Sternenpunsch" genießen. Als Mogelpackung erwies sich der "Gänsemarkt". Die Café-Kaiser-Crew hatte diesmal - trotz Riesenaushangs - nur drei Steingut-Gänse zu bieten, dafür aber ein Mineralien- und Edelstein-Gewölbe mit pakistanischen Onyxmarmor-Sternen. Die Vogelgrippe lässt grüßen. Immerhin konnten Julius Schöpel (8) und andere Interessenten im Raubgrafenkeller des Hotels "Zum Schloss" mit Gänsefedern und Schwarznuss-Schlehenrinde-Tinte weihnachtliche Grüße schreiben. Das "Skriptorium" des Schlossmuseums machte es möglich. Wer "Schneeflockenwirbel" vermisste, konnte sich mit der gleichnamigen Weidenruten-Mobile von Anne Facius trösten, die im "Weißen Engel" zu sehen war.

In der Galerie bieten 38 Künstler sternenreiche Kreationen. Fröstelnde Damen konnten hier sogar einen von Odette Petzold gefertigten wollenen "Sternenmantel" erwerben. Oder sich mit einem "Sterntaler-Kleidchen" begnügen, einem Mini-Fummel aus handgeschöpftem Papier, mit Schlagmetall vergoldet. Kurzum: Die "Sterne am Schloss" erwiesen sich als anregende und zukunftsträchtige Schöpfung.