Schlossberg Quedlinburg Schlossberg Quedlinburg: Die letzten Tage einer Laube

Quedlinburg - Der Nordhang des Quedlinburger Schlossberges wird mit Millionenaufwand gesichert und umgestaltet. Bevor die Arbeiten beginnen, muss das Areal beräumt werden. Damit fällt auch eine Laube über dem Grundstück Schlossberg 26 weg. Aber hier begann Anfang der 1930er Jahre die Trassierung eines Areals. Vorher war es ein ganz normaler Hang. „Mein Vater wollte den Hang neu gestalten und wandte sich an die Stadt, ob er eine Fläche über dem Haus trassieren dürfte“, erzählt Christa Schier-Kirchner bei einem Gespräch mit der MZ. „Die Stadt zeigte sich von der Idee angetan, dass ein Anwohner von sich aus den Hang verschönern wollte. So wurde mein Vater Robert Schier zum Pionier am Schlossberg, dem andere folgten.“
Laube auf der dritten Terrasse errichtet
Aus Dankbarkeit erhielt Robert Schier, der Tischler war, die Erlaubnis eine Laube auf einer der Terrassen zu errichten. Dies tat er auf der dritten Terrasse, etwa auf der Hälfte zwischen dem Fußweg vor den Häusern und der oberen Mauer. Die Laube gibt es heute noch. Während sie am Anfang Freizeittreffpunkt für die Familie und mit Freunden war, wurde sie später eine Art Werkstatt für Robert Schier und noch später zum Arbeitszimmer von Christa Schier-Kirchner, die Lehrerin für Deutsch und Kunsterziehung, erst in der Markt-, dann in der Carl-Ritter-Schule war. Dort oben malte sie zum Beispiel. Und sie baute die Laube noch einmal fast neu auf, als die Hütte schon etwas ramponiert war. „Ich wäre lieber Tischler geworden“, gesteht sie, „aber ich hatte studiert.“ Tischlern könne sie aber trotzdem so schlecht nicht.
In der Laube als Werkstatt fertigte Robert Schier kleine Möbel an. Ein Hobby, nachdem er aus dem Krieg schwerbeschädigt nach Hause gekommen war. In der Werkstatt stand ein Kanonenofen. „Das Feuer knisterte so schön. Das war für uns Kinder etwas Besonderes“, erinnert sich Christa Schier-Kirchner gern. Nachdem Robert Schier damit begonnen hatte, nahmen weitere Anwohner des Schlossberges einen Teil des Nordhangs unter ihre Fittiche. Pacht mussten sie bis 1990 nicht zahlen, weiß Christa Schier-Kirchner. Heute habe sie eine bezahlbare Größe. Auf den terrassierten Flächen wurden Obstbäume gepflanzt und Beete angelegt. Robert Schier schuf direkt unter der oberen Mauer des Schlossbergs einen „Hühnerzwinger“. Zu den zehn bis 15 Hühner kamen später noch vier Enten hinzu. (mz)