Sanierungskonzept in Hausneindorf Sanierungskonzept in Hausneindorf: Wird die Burg gerettet?

Hausneindorf - Was soll künftig aus der Hausneindorfer Burg werden? Vor dieser Frage stehen derzeit nicht nur die Mitglieder des Gemeinderates. „Allein den Aufwand zur Sicherung der Dächer und der Mauern können wir als Kommune nicht allein stemmen“, weiß Sabine Friebus, Bürgermeisterin der Selke-Aue und damit auch für den Ortsteil Hausneindorf. Gutachten hätten ergeben, dass ohne ein Eingreifen über kurz oder lang die Burg in Richtung Selke abrutschen und einstürzen werde.
„Damit bleiben uns nur zwei Möglichkeiten“, erklärt Friebus: „Sanierung oder Abriss.“ Egal, für welche Variante sich die Ratsmitglieder auch entscheiden mögen, in beiden Fällen müsste ein großer Betrag eingesetzt werden. „Er wäre aber bei einem Erhalt besser angelegt“, betont Lars Deuter, dessen Ingenieurbüro derzeit die Burganlage vermisst, sichtbare Schäden dokumentiert und die Unterlagen mit der Denkmalschutzbehörde auswertet. „Solch besonders wertvolle Bausubstanz, wie der Palas, der Burgfried und die Grundmauern der Doppeltoranlage als einzige noch erhaltene im Harz, dürfen nicht einfach verschwinden“, plädiert Deuter für ein Erhaltungskonzept. Auch Ochsenstall, Federviehstall und Speicher wären erhaltenswerte Gebäudeteile, ist er sich mit der Denkmalbehörde einig, welche die Burganlage als bedeutendes Denkmal einschätzt. „Mit ihrer Art in der Ebene und mit dem gewaltigen Burggraben ist sie absolut selten.“
Erst seit den 1990er Jahren wird die Burg mit dem Amtsturm in den früheren Zustand versetzt, von der LPG hinzugefügte Gebäude abgerissen und der Graben freigelegt.
Erbaut wurde sie um 1130, aber schon 1168 beim Kampf zwischen Heinrich dem Löwen und Albrecht dem Bären (Markgraf Albrecht von Brandenburg) wieder zerstört. Vier Jahre später begann mit der Belehnung an den Bischof von Halberstadt, vermutlich einem „Regensteiner“, der Wiederaufbau. Ab erster Hälfte des 15. Jahrhunderts erfolgte allmählich ein Umbau zum Gutshof mit landwirtschaftlichem Betrieb und ab 1701 zur königlich-preußischen Domäne.
Im 19. Jahrhundert wird fleißig um- und angebaut, ein Beispiel ist der Ochsenstall. Gebäude der Kernburg werden zu Lager- und Speicherhäusern sowie Wagenschuppen. In der DDR wird die Burg bis zur Wiedervereinigung 1990 von der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) sowie den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) Hausneindorf, ab 1979 Hedersleben, genutzt. (bü)
Wie wichtig den Hausneindorfern ihre Burg ist, sieht man bei Festen, Weihnachtsmärkten oder Osterfeuern. Den inzwischen zu einem Festsaal ausgebauten Ochsenstall nutzen verschiedene Vereine, aber auch Familien für Feiern. Im Speicher haben beispielsweise die Rassegeflügelzüchter einen neuen Ausstellungsraum gefunden, nachdem eine Gaststätte im Dorf schloss. Vor der Burg hat der Kinder- und Jugendverein einen schmucken Spielplatz errichtet.
Seit 2006 kümmert sich der Heimatverein um Teile der Burg und hat mit dem Orgelmuseum für Reubke und Röver bereits einen Anziehungspunkt geschaffen. „Diesen könnte man mit einer noch spielbaren Orgel vergrößern“, sieht Deuter Perspektiven.
Überregional einzigartiges Museumskonzept
Ebenso würden geschichtsträchtige Persönlichkeiten neben den Orgelbauern, wie der Flugpionier Hans Röver, der Rennfahrer und Erfinder des Zebrastreifens, Huschke von Hanstein, und der Dampfpflugbauer Andreas Heucke, interessante und einzigartige Themen für ein überregional einzigartiges Museumskonzept bieten.
„Spätestens dann, wenn Besucher vom 37 Meter hohen Turm, dem Wahrzeichen Hausneindorfs, übers Land zwischen Harz, Börde und Seeland blicken können, wird die Attraktivität der Burg noch weiter steigen“, ist sich der Bauexperte sicher. Bei so großem Potenzial gebe es für ihn keine andere Alternative als den Erhalt.
Deuter appelliert deshalb an Ortschaftsrat, Verbandsgemeinde, Landkreis und Regionalverbände, ein Konzept zum langfristigen Bestand der Burg zu erarbeiten, mit dessen Hilfe das Vorhaben für die gesamte Region vorangetrieben und Geldgeber gefunden werden können. „Der Erhalt des geschädigten Denkmals ist nicht allein, sondern nur durch Fördermittel und hohe Spenden machbar“, sagt er und verweist auf „große Summen“.
„Dann lohnt sich auch die Sanierung der Burg.“
Für den Bauingenieur müssten regelmäßige Öffnungszeiten eingeführt sowie Schlaf- und Tagungsmöglichkeiten geschaffen werden, um dauerhaft Geld einzuspielen. Auch einer sich abhebenden, regionalen Gastronomie sowie kleiner Läden und vieler attraktiver Veranstaltungen für Einheimische und Besucher bedürfe es. „Dann lohnt sich auch die Sanierung der Burg.“
Noch zweifeln manche Ratsmitglieder an der Weitsicht des Vordenkers Deuter. Schließlich geht es bei dieser Frage um viel Geld und mögliche Schulden. Doch Lars Deuter fordert: „Um Förderern und Spendern deutlich zu machen, dass ihr Geld auf der Burg besser angelegt ist als anderswo, muss ein Nutzungskonzept garantieren, dass sich die Anlage nach der Sanierung selbst tragen kann.“ (mz)
