Ronald Brachmann erhält keinen Listenplatz Ronald Brachmann erhält keinen Listenplatz : SPD serviert Kreisvorsitzenden ab

Wittenberg - Der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Harz, Ronald Brachmann, steht vor den Trümmern seiner politischen Karriere: Bei der Wahl der Kandidatenliste für die Landtagswahl auf einem Parteitag in Wittenberg wurden Brachmann zunächst von den Delegierten von Platz 16 auf Platz 21 durchgereicht.
Kein Einzug über Landesliste
Als Brachmann auch die Kampfkandidatur um diesen Platz verlor, gab der Wernigeröder auf. Brachmann hat damit keine Chance, wie zur vergangenen Landtagswahl über die Landesliste ins Parlament einzuziehen. Dies wäre ihm nur auf direktem Wege möglich, gilt aber als ausgeschlossen, weil der Wahlkreis regelmäßig von den CDU-Kandidaten gewonnen wird. Dass die Genossen den Vorsitzenden des Innenausschusses - und damit einen der bekannteren Politiker - in die Wüste schicken, hat wohl mehrere Gründe: Brachmann hat in den vergangenen Jahren immer wieder die eigene Justizministerin Angela Kolb unter Feuer genommen; vor allem im Streit um die Gefängnisstrukturreform ließ Jurist Brachmann kaum ein gutes Haar an seiner Parteigenossin. Gleichzeitig wirft die SPD ihrem Innenpolitiker vor, ein zu inniges Verhältnis mit Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) zu pflegen.
Aufstellung wirft Bachmann aus dem Rennen
Hinzu kam, dass Brachmann sich mitsamt seinem Kreisverband von Anfang an gegen Pläne stellte, nach der Landtagswahl ein Bündnis mit den Linken einzugehen. In Magdeburg wird das als Affront gegen Fraktions- und Parteichefin Katrin Budde gewertet. Zu guter Letzt war es die Aufstellung der Landesliste im Parteivorstand selber, die Brachmann wohl endgültig aus dem Rennen warf. Obwohl auf Platz 18 noch aussichtsreich platziert, wurde Brachmann im Vorstand gegen den Mansfelder Norbert Born auf Platz 16 getauscht. Angeblich auf Antrag von Brachmanns Frau, was dieser aber dementiert. Born deutete dann in seiner Vorstellungsrede nur „Vorgänge im Landesvorstand“ an, die ihn auch bewogen hätten, wieder auf seinem alten Platz 16 zu kandidieren - mit Erfolg. Brachmann sah anschließend keinen Stich mehr, auch nicht, als er um seinen alten Listenplatz kandidierte. Vieles spricht dafür, dass es unter mehreren Kreisverbänden eine Absprache gab, eigene Kandidaten gegenseitig nach vorn zu bringen - was zulasten der Harzer ging.
Versuch geht schief
Denn auch der Versuch, anstelle Brachmann den Wernigeröder Tobias Kascha auf Platz 22 zu hieven, ging schief. Kascha kam am Ende auf den aussichtslosen Listenplatz 30. Brachmann erklärte auf MZ-Nachfrage, er habe zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich „im Vorfeld eines so wichtigen Parteitages Allianzen gebildet haben, die ihr eigenes Personalpaket schnüren und Listenplätze nach der Nase vergeben“. Er zweifele daran, dass man damit der Partei einen Gefallen getan habe. „Und sollte das in Kenntnis der Landesvorsitzenden geschehen sein, dann darf man, nach alldem was ich in der Politik geleistet habe, auch menschlich enttäuscht sein“, so Brachmann. (mz)