Quedlinburg Quedlinburg: Mit Station 18 eine variable Lösung gefunden
QUEDLINBURG/MZ. - "Bei beiden Standorten stehen keine Fragezeichen dahinter", so Wolfram Kullik, Geschäftsführer des Klinikums Dorothea Christiane Erxleben Quedlinburg, zu kursierenden Gerüchten, dass es die Klinik für Gynäkologie und Geburtenhilfe in Quedlinburg irgendwann nicht mehr geben wird und Patientinnen dann nur noch in der Frauenklinik des Harz-Klinikums Wernigerode-Blankenburg behandelt und betreut werden. Den Ausschlag für jenen unverbürgten Tratsch gab einst die Maßnahme der Klinikleitung, Patientinnen der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie in der Gynäkologie mit unterzubringen.
Hinter vorgehaltener Hand wurde im eigenen Haus schnell von "zu geringer Auslastung" und sogar "Schließung" gesprochen, weil es im Zuge des Fusionsprozesses der beiden Häuser in Quedlinburg und Wernigerode dann wohl nur noch eine Gynäkologie geben könnte. Und die dann eben in Wernigerode.
"Es war für uns eine rein variable Lösung, aus der Station 18 eine gemischte Frauenstation zu machen", erklärte Dr. med. Sven Fischer, seit Oktober letzten Jahres Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie. Denn die Beschwerden der Patienten, Angehörigen und Besucher einer Station der Inneren Klinik nahmen immer mehr zu, weil die baulichen Zustände sowie andere Umstände nicht zeitgemäß waren.
"Mit einer Dusche im Flur war keiner mehr richtig zufrieden. Auch die Auflagen seitens des Brandschutzes waren zu hoch. Diese zu erfüllen, waren ökonomisch nicht vertretbar. Also haben wir nachgedacht, ob es eine Lösung gibt und diese Variante gefunden", so Dr. med. Fischer, der erst 2008 als Funktionsoberarzt der Kardiologie vom Klinikum Magdeburg nach Quedlinburg kam.
"Wir wollen doch nur, dass es unseren Patienten gut geht", rechtfertigt Kullik das Modell der Zusammenlegung. Vielbesagte Einsparungen beim Personal habe es auch nicht gegeben. Es gebe zwar auf der Station 18 eine Zuordnung fachspezifischer Schwestern, aber das Pflegepersonal decke beide Fachrichtungen ab. Der äußere Anschein, dass das Personal weniger sei, habe allerdings eine andere Ursache. "Ich will nicht verheimlichen, dass wir zum Beispiel durch Schwangerschaften eine Phase des Personalmangels in beiden Häusern hatten. Doch jetzt sind wir wieder fast aufgefüllt", ergänzte Dr. Gunter Schultes, Chefarzt der Quedlinburger Gynäkologie und der Frauenklinik in Wernigerode.
Keinesfalls würde eine der beiden Kliniken in Quedlinburg und Wernigerode unter der Fusion leiden, wie Kullik und Schultes versichern. Es handele sich eher um Spezialisierungen beider Häuser unter dem Namen Frauenklinik Harz. Finde die Diagnostik an beiden Standorten gleichermaßen statt, widme sich zum Beispiel das Ärzteteam in Wernigerode den komplizierteren Geburten bis zur 34. Woche, weil dort die Voraussetzungen besser sind. In Quedlinburg wird die Geburtenhilfe ab der 34. Woche abgesichert. Dies ist ein Bereich.
Spezialisierung auch deshalb, weil ebenso Geld eine gewichtige Rolle spielt. "Die spezielle Technik und das entsprechend qualifizierte Personal an beiden Häusern vorhalten, ist ein Kostenfaktor", so Fischer. Schließlich seien laut Gesetzgeber Qualitätsstandards zu beachten und einzuhalten. Die Medizin entwickele sich immer weiter und die Behandlungsmethoden werden besser. "Wir müssen rechtzeitig auf Veränderungen in der Medizin reagieren, sonst können wir zumachen", so der Ärztliche Direktor. Wofür in der Vergangenheit ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich war, werde heutzutage ambulant gemacht. Aber auch die so genannte Liegedauer der Patienten verkürze sich durch den medizinischen Fortschritt. Und gerade die Entwicklung in der Gynäkologie lasse laut Schultes die Zahl der stationären Betten weniger werden. "Die Patienten wollen auch nicht länger als nötig im Krankenhaus bleiben", so der Chefarzt. Im Zuge der Weiterentwicklung im Bereich der Gynäkologie wurde zum Jahresanfang auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) aktiviert, um "den ambulanten und stationären Bereich miteinander zu verzahnen", wie Kullik verbildlichte. Und hier sind Ärzte tätig, die an beiden Stellen einsetzbar sind. "Wir bemühen uns, alle Fachrichtungen aufrecht zu erhalten. Und da haben wir in den letzten Jahren einiges geschafft", resümierte Dr. Sven Fischer. So wird zum Beispiel ab April auch die Neurochirurgie mit zwei neuen Ärzten aus Magdeburg weitergeführt.