Quedlinburg Quedlinburg: Kleine Artisten erobern die Manege
QUEDLINBURG/MZ. - Iona ist aufgeregt. Den ganzen Morgen schon, erzählen ihre Eltern René und Dana Nachtigall. Die Dreijährige habe sich bedeckt gehalten und nicht verraten, als was und mit welcher Nummer sie heute auftritt, sagt der Papa lächelnd. "Unsere soll, glaub ich, eine Seiltänzerin sein", mutmaßt die Mama. Sie hält Ausschau nach ihrer Tochter, aber "noch ist sie nicht zu sehen".
Dann begann das Programm. Die Mitarbeiter des Christlichen Kinderhaus hatten sich für das diesjährige Sommerfamilienfest etwas Besonderes ausgedacht - alle Kinder sollten bei einer Zirkusvorstellung zeigen, was sie in den vergangenen vier Wochen einstudiert haben.
Auf der Wiese vor dem Wasserwerk, gegenüber der Kindertagesstätte, steckten die Erzieher eine kleine Manege mit Pfosten und Wimpelketten ab. Hinter einem roten Vorhang versammelten sich rund 60 Kinder und warteten auf ihren Einsatz. Unterdrücktes Lachen und Gemurmel waren zu hören.
Die Kleinsten, Zwei- und Dreijährige, betraten als erstes die Bühne und verzauberten mit ihrer Nummer Eltern und Großeltern. "Ist das süß", rief Dana Nachtigall mit Blick auf die Miniartisten, die versuchten, mit einem Schwungtuch einen Wasserball zum Tanzen zu bringen. "Oh" und "Ah" war aus dem Publikum zu hören. Fotoapparate klickten, Videokameras surrten. Auch die Auftritte des kleinen Zirkusdirektors, dem sein Frack bis zu den Knien reichte, der Jongleure, die mit Tellern, Bällen und Reifen hantierten, eine Raubtiernummer mit als Löwen maskierten Kindern, Bodenakrobaten etc. begeisterten. Alle waren in liebevoll genähte Kostüme gekleidet und überzeugten mit originellen Nummern.
Auch die kleine Iona - mit rosafarbenem Haartuch und im Ballettröckchen - machte ihre Eltern stolz. "Schau mal, dass hat sie die ganze Zeit geübt", sagte René Nachtigall und deutete stolz auf seine Tochter, die ganz sicher an der Hand einer Erzieherin über eine umgedrehte Sportbank balancierte.
"Mit so einem Projekt wie dem Zirkus wollen wir das Selbstwertgefühl der Kinder steigern - das Kind soll erfahren, dass es wertvoll ist", erläuterte Leiterin Andrea Zinke-Münch den pädagogischen Ansatz. Das gesamte Kinderhaus sei an diesem vom Landkreis geförderten Projekt beteiligt gewesen - 101 Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren und elf Erzieherinnen.
Dass nur 60 Kinder an der Vorstellung am Sonnabend beteiligt gewesen seien, liege daran, das viele schon in den Urlaub gefahren seien. "Es steckt viel Arbeit drin, aber das Ergebnis des Projekts macht die Kinder und uns Erzieher so stolz", sagte sie.
Im Kinderhaus wird altersübergreifend und ohne feste Gruppen gearbeitet (Projekt offener Kindergarten). Nur für die Jüngsten ist eine Kleingruppe mit einer Erzieherin als Bezugsperson eingerichtet. Die Einrichtung ist ein zweisprachiger Kindergarten - Englisch und Deutsch.
"Uns ist es wichtig, selbstbewusste, starke Kinder ins Leben zu entlassen", erklärte Zinke-Münch zu den Zielstellungen der Kindertagesstätte.
In diesem Jahr feiert das Christliche Kinderhaus seinen 20. Geburtstag. Geplant ist in diesem Zusammenhang eine Festwoche vom 28. November bis 2. Dezember mit zahlreichen Aktionen.