Quedlinburg Quedlinburg: Der Roland verliert den Kopf

Quedlinburg/MZ - Der Roland am Quedlinburger Rathaus verliert den Kopf. Natürlich nicht für immer, nur für eine kurze Zeitspanne. Der Kopf wiegt um die 30 oder 40 Kilogramm, kann also von Hand abgenommen werden. „Vorsichtig“, wie der Fachmann betont. Dies ist bei der Restaurierung notwendig, denn der steinerne Mann, das Symbol städtischer Freiheit, ist nicht im besten Zustand. Bis Mitte November werden Restauratoren ihr bestes geben, um alle Wehwehchen zu beseitigen.
Dabei muss eben auch der Kopf des Rolands abgenommen werden. „Für uns kein großer Akt“, sagt der freiberufliche Restaurator Fabian Belter aus Braunschweig, der mit der Sanierung eines der Quedlinburger Wahrzeichen betraut worden ist. Die Figur muss ihren Sockel nicht verlassen, wird aber von Planen verdeckt, um Konservierungsmittel nicht in die Umgebung gelangen zu lassen.
Glanz zum Weihnachtsmarkt
Eigentlich sollte die Restaurierung schon im Frühjahr erfolgen, doch die Marktumgestaltung verhinderte einen früheren Beginn. Erst vor kurzem wurde der Bereich vor dem Rathaus neu gepflastert. Das Ziel der Fertigstellung ist trotzdem vor dem Beginn des Quedlinburger Weihnachtsmarktes, wurde zu einem Vor-Ort-Termin mit den Sponsoren betont.
Der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Scheller machte dabei noch einmal deutlich: „Wir haben ein ehrgeiziges Ziel. Bis zum Beginn des Weihnachtsmarkts müssen die Arbeiten auf dem Markt abgeschlossen sein. Das wollen wir schaffen“. Er dankte den Sponsoren Partner Bau und der Ostharzer Volksbank aus Quedlinburg. Ohne ihr Engagement könnte der Roland nicht saniert werden, denn in der Förderung zur Marktplatzumgestaltung sei er nicht enthalten. „Die Sponsoren zeigen damit ihre Verbundenheit mit der Stadt“, hob Wolfgang Scheller hervor.
Die 2,75 Meter hohe Figur wieder in Bestform zu bringen, verlangt einige Anstrengungen. Die Restauratoren Fabian Belter und seine Berufs- und Lebenspartnerin Carla Leupold erläuterten die Arbeitsschritte. So wird der Roland gereinigt und so weit möglich von schwarzer Gipskruste befreit, die durch Algen, Flechten und Moose entstanden ist. Danach geht es daran, die Wunden zu heilen, wie die Fugen neu mit Kalkmörtel zu versehen und Metallteile der Halterungen zu ersetzen. Das sind Teile, die wahrscheinlich 1952 bei einer vorhergehenden Sanierung aus einer Kupferlegierung bestanden. Die rostet zwar nicht, wie der Restaurator anmerkte, entwickelt aber grüne Ablagerungen. Deshalb werde jetzt Edelstahl verwendet.
Eile ist geboten
Das Neuverfugen der Rolandteile kann bei Temperaturen bis zu vier Grad Celsius vorgenommen werden. Ist es dagegen kälter, besteht nicht mehr die Möglichkeit, den Mörtel ohne Schaden einzubringen. Darauf verwies der Restaurator auf Nachfrage. Das heißt für ihn auch, solche Arbeiten vor dem November auszuführen, um nicht in Schwierigkeiten mit dem Zeitplan zu geraten. Insgesamt beträgt der Restaurierungsaufwand ungefähr 25 000 Euro. Fabian Belter hat nicht zum ersten Mal mit einem Roland zu tun. Seine Restauratorenhandschrift hinterließ er schon am Roland in Haldensleben. Dort befindet sich der einzige reitende Steinmann. Dem Quedlinburger Roland sollen auch Körperteile ersetzt werden. Dazu gehört die fehlende Nase. „Sie wird so gestaltet, dass sie nicht dominiert oder das Steingesicht nachhaltig verändert“, erklärt der Restaurator. Da müsse sehr behutsam herangegangen werden. Ziel sei es, den Alterungsprozess des Rolands, der um 1437 aufgestellt wurde, zu verlangsamen. Wie lange die Frischekur währt, wollte der Restaurator nicht in Zahlen fassen. Die Wartung in den ersten drei Jahren sei mit beauftragt worden. Der gesamte Prozess der Instandsetzung werde mit der Denkmalpflege abgestimmt. Archäologe Robert Brosch wiederum zeigte sich hoffnungsvoll, noch Teile des Rolands, der 1477 zerschlagen wurde, auf dem Marktplatz zu finden.
