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Quedlinburg Quedlinburg: Das Plus bei der Pflege im Klinikum

Von Gerd Alpermann 21.09.2012, 16:01

quedlinburg/MZ. - Sie gehen auf die Zimmer, bieten unter anderem Gespräche an und helfen bei Besorgungen. Die Helfer in Grün machen das, was die Schwestern und Pfleger zwar wollen, angesichts des Arbeitspensums aber nicht schaffen, ein Mehr an Zuwendung geben.

Die Gruppe der Grünen Damen kam 1997 zusammen. Barbara Hofmann ergriff die Initiative und war bis zum vergangenen Jahr die Leiterin und Ansprechpartnerin. Nach ihrer Verabschiedung hat ein Kleeblatt das Amt übernommen. Nachdem keiner allein die Verantwortung tragen wollte, sind nun Leonore Hollstein, Marianne Müller und Ingrid Rieke gemeinsam für die Gruppe tätig.

Zu den Grünen Damen kommen vorzugsweise Menschen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, aber noch eine Aufgabe erfüllen und für andere Menschen da sein möchten. Inzwischen ist die ehrenamtliche Arbeit im Klinikum nicht mehr wegzudenken, wissen alle Beteiligten. Anfängliche Bedenken sind einem Miteinander gewichen, sagt Pfarrer Zentner, der als Klinikseelsorger auch Vertrauter der Grünen Damen ist. Die Frauen gehen selbstständig auf die Zimmer, fragen nach, ob sie für die Patienten etwas tun können, werden aber auch von den Stationen angefordert oder erhalten Hinweise von Schwestern und Pflegern, dass ein Patient besondere Aufmerksamkeit brauche.

Die Dienstzeit der Grünen Damen ist von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr. "Wenn ich in die Zimmer gehe, stelle ich mich vor und sage auch, dass ich nicht zum Pflegepersonal gehöre, solche Arbeiten von mir nicht ausgeführt werden können", nennt Marianne Müller die ersten Schritte auf den Patienten zu. Oft werden dann nur Hilfestellungen gegeben. Ablehnung sei ganz selten. Vielmehr gebe es Dankbarkeit, dass da einer für den Patienten da ist, zum Beispiel, wenn er keine Verwandten hat oder aus anderen Gründen keinen Besuch bekommt. Verschwiegenheit gegenüber anderen sei eines der obersten Gebote, das Vertrauen schafft.

Die Grünen Damen kommen auf alle Stationen des Klinikums, auch in die Psychiatrie in Ballenstedt und die Pflegeeinrichtungen von Proklin im Ditfurter Weg sowie in der Taubenbreite. "Es haben sich schon Lieblingsstationen herausgebildet", weißt Ingrid Rieke. Trotzdem gebe es keine festen Stationen, die besucht werden. Ein Dienstplan lege fest, wer wann tätig ist, und natürlich könne auf Anfragen und Hinweise bei Bedarf reagiert werden.

"Es ist die Dankbarkeit der Patienten, aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe, was immer wieder motiviert", sagt Leonore Hollstein.

Monatlich finden Treffen der Grünen Damen statt. Zweimal sind es inhaltliche Foren, wo zum Beispiel ein Arzt einen Vortrag hält. Die anderen zehn gehören dem Austausch, auch mit Klinikseelsorger Matthias Zentner. Mit ihm finden alle sechs bis acht Wochen Supervisionen statt. Dabei geht es vor allem darum, dass keine der Ehrenamtlichen psychischen Schaden nimmt, wenn Gespräche mit schwer kranken Patienten geführt werden, die besonders berühren können. Fünf, sechs Jahre beträgt die Zeit, die im Durchschnitt bei den Grünen Damen mitgearbeitet wird, weiß der Klinikseelsorger. Es gibt aber auch andere Beispiele, denn noch sind drei der Mitstreiterinnen von 1997 dabei. Eine Altersgrenze ist im Interesse der Patienten und der Ehrenamtlichen auch gesetzt, wobei Ausnahmen, die älteste der Grünen Damen ist bereits 83, möglich sind.

Neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind jederzeit und immer willkommen. Der Beruf spielt dabei keine Rolle, auch die Konfession nicht und der Wohnort muss auch nicht Quedlinburg sein. Wichtig ist, anderen Menschen ein Stück Aufmerksamkeit geben zu wollen, die ihm hilft, mit einer schwierigen Lebenssituation fertig zu werden.

Die Grünen Damen sind unter der Telefonnummer 90 91 809 im Klinikum in Quedlinburg zu erreichen. Da sie meist im Haus unterwegs sind, sollte auf den Anrufbeantworter gesprochen werden. Ein Rückruf erfolgt.