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Quedlinburg Quedlinburg: Ausstellung «Welten-Segler» zum 100. Feininger-Geburtstag

Von GERD ALPERMANN 16.05.2011, 14:55
Nicht nur Segelschiffe - «Abandoned Engines» heißt dieses Ölgemälde von 1941/42, welches in der Lyonel-Feininger-Ausstellung zu sehen ist. (FOTO: CHRIS WOHLFELD)
Nicht nur Segelschiffe - «Abandoned Engines» heißt dieses Ölgemälde von 1941/42, welches in der Lyonel-Feininger-Ausstellung zu sehen ist. (FOTO: CHRIS WOHLFELD) Photo by: Chris Wohlfeld

QUEDLINBURG/MZ. - Glück hatte die Galerie, als am Sonnabend gegen 4.30 Uhr ein großer Ast der Esche vor dem Haus abbrach, eine Mauer des Gebäudes in Mitleidenschaft zog und ein Geländer demolierte - doch niemand Schaden erlitt. Erleichterung wiederum kam auf, weil die Brandschutzauflagen weitgehend erfüllt sind und pünktlich die neue Ausstellung eröffnet werden konnte. Und Freude empfand Björn Egging, dass seit diesem Sonntag ein Einblick in das Werk des jüngsten Sohnes von Lyonel Feininger gegeben werden kann. Freude wohl auch, dass zur Mittagszeit so viele Besucher gekommen waren, die zunächst Jazz-Improvisationen des Bauhaus-Trios folgen konnten.

Die Ausstellung mit Arbeiten von T. Lux Feininger war in Kiel konzipiert und dann vor Quedlinburg auch in Paderborn gezeigt worden. Für die meisten Besucher sind die Werke eine Entdeckungsreise, nicht nur deshalb, weil ein Großteil sich in Privatbesitz befindet und darum bisher nur wenig zu sehen war. Das Oeuvre des Malers ist auch sonst wenig bekannt. Bekannt ist sein Name als einer der drei Söhne des Bauhaus-Künstlers Lyonel Feininger. Auch wenn er die Liebe zum Meer mit dem Vater teilte, ist sein Werk doch völlig verschieden. Darauf verwies Feininger-Kenner Ulrich Luckhardt von der Hamburger Kunsthalle. Er machte an drei Punkten fest, warum T. Lux Feininger zu den weitgehend Unbekannten zählt, ein Künstler, der durch alle Raster falle. Gründe dafür waren, dass es am Bauhaus keine Malerei gab und dass T. Lux Feininger mehrere Brüche erlebte - durch den Weggang von Berlin nach Paris und dann nach New York. Trotz vieler hochkarätiger Ausstellungen in den 1930er Jahren geriet er in Vergessenheit, auch nachdem er bis 1945 drei Jahre Soldat war. Und da sei der Name Feininger gewesen. Der Sohn unterschieb seine Werke lange Zeit nur mit T. Lux.

T. Lux Feininger lebt heute, inzwischen 101 Jahre alt, in Cambridge / Massachusetts in den USA. Bis 1936 entstanden über 121 Gemälde. Etwa die Hälfte lässt sich nachweisen, erklärte Ulrich Luckhardt. In 80 Jahren hat sich ein Werk von über 1 000 Arbeiten ergeben. Im Unterschied zu seinem Vater ist es oft von großer Farbigkeit. Sujets waren immer wieder das Meer, Segelboote und Küstenszenen, aber auch Lokomotiven. Mit den 60 Arbeiten, die in Quedlinburg zu sehen sind, ist ein Überblick gegeben, der die Intentionen des Künstlers nacherlebbar macht.

Und zur Ausstellungseröffnung wurde auch ein weitgehend unbekanntes Geschehen Anfang der 1990er Jahre offen gelegt, was zeigte, dass Quedlinburg und T. Lux Feininger schon vor 20 Jahren Kontakte hatten. Detlef Mahlo, der scheidende Vorsitzende des Fördervereins der Galerie, damals Landrat, berichtete von zehn Gemälden T. Lux Feiningers, die der Künstler bei Hermann Klumpp zurückließ. Diese wollte er gern wieder haben, doch bis 1990 tat sich nichts. Die Gemälde wurden weder gezeigt, noch wurde publik gemacht, dass sie sich in Quedlinburg befanden. Dann, nach der Wende, fiel die Entscheidung, die Werke zurückzugeben. "Was uns nicht gehört, geben wir auch zurück", sagte Detlef Mahlo damals eingedenk der gerade in den USA aufgetauchten Teile des Quedlinburger Domschatzes. Damals hätte er sich eine Präsentation gewünscht, die nun 20 Jahre später viel größer und schöner zustande gekommen sei.

Dass T. Lux Feiningers Werk hier nicht gänzlich unbekannt ist, daran erinnerte die Direktorin der Stiftung Moritzburg Halle, Katja Schneider. So habe es 1998 bereits eine Ausstellung mit seinen Werken in der Moritzburg gegeben und mit Weimar, Hamburg und Schleswig gehört Halle zu den wenigen Museen in Deutschland, die Arbeiten von T. Lux Feininger besitzen.

Vizelandrat Martin Skiebe zeigte sich erfreut, dass die Ausstellung "Welten-Segler" gerade in Quedlinburg gezeigt wird. Die Lyonel-Feininger-Galerie sei nicht nur eine Außenstelle der Moritzburg, sondern eine "ganz wichtige museale Einrichtung", deren Wert deutlich werde, wenn jetzt rund 600 000 Euro unter anderem für die Brandschutzanlagen ausgegeben wurden und im Jahre 2013 mit dem Schlossberg 11 die Galerie eine weitere Aufwertung erhält.

Die Sonderausstellung "Welten-Segler" ist bis zum 28. August 2011 in der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg zu sehen. Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.