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Quedlinburg Quedlinburg: Archiv muss gereinigt werden

Von Gerd Alpermann 12.07.2012, 16:23

Quedlinburg/MZ. - Die Stufen knarren bei jedem Schritt, die Türen geben ähnliche Geräusche von sich. Das kleine Gespenst, das derzeit als Filmstar durch städtische Räume wandelt, würde sich auf dem Nordboden des Quedlinburger Schlosses wahrscheinlich wohlfühlen. Doch spätestens, wenn ein Staubsager viel lautere Geräusche macht, könnte es sich vielleicht selbst erschrecken. Auf zwei Ebenen lagern dort noch Archivalien des Museums, manche wurden schon Jahrzehnte nicht mehr angefasst. Doch nun sollen sie in das neue Depot in der Halberstädter Straße gebracht werden.

Doch so einfach ist das nicht, denn die Räume sind teilweise mit DDT, einem Holzschutzmittel, belastet. Deshalb müssen vor dem Transport die Gegenstände, Möbel, Bilder, Fahnen, in Kartons verpackte archäologische Funde und vieles mehr entstaubt, von Männern einer Fachfirma in weißer Schutzbekleidung gereinigt werden. Dann kann Dirk Hoffmann aktiv werden. Seit dem 1. Mai ist der Museologe Sammlungsleiter der Städtischen Museen Quedlinburg. Vor dem 50-Jährigen steht eine Heidenarbeit, denn seit Jahrzehnten sind viele der historischen Gegenstände und Kunstwerke nicht mehr in Augenschein genommen worden. Sie müssen nicht nur gereinigt und aufgearbeitet werden, sondern auch katalogisiert, damit mit ihnen museologisch gearbeitet werden kann.

Dirk Hoffmann ist zunächst für zwei Jahre als Sammlungsleiter tätig. Derzeit noch mehr auf dem Schlossberg beschäftigt, später dann in den neuen Depotgebäuden für Bauarchiv, historische Bibliothek und den Gegenständen und Kunstwerken des Museums. "Wir erfüllen hier ein Pflichtaufgabe", betont Fachbereichsleiterin Birgit Voigt, warum für diese Arbeiten trotz Haushaltskonsolidierung Gelder zur Verfügung stehen. Die Mittel stammen aus dem Förderprogramm für Welterbestätten. Sie sind Teil des Masterplans zum Erhalt der unter Denkmalschutz gestellten Magazinbestände.

Schrittweise werden diese in die Halberstädter Straße, in die umgebauten oder in Umbau befindlichen Räume der ehemaligen Kaserne, gebracht. Der Umzug soll bis 2014 absolviert sein und dann genügend Platz und vor allem beste Bedingungen für die historischen Schätze bieten. Die Buchbestände sind bereits fast vollständig aus dem Schloss abtransportiert worden. Nur noch hölzerne und stählerne Regale weisen daraufhin, was dort im Westflügel gelagert worden ist, wie anderes auch, nicht immer in bestmöglicher Umgebung.

Auf dem Nordboden sieht es, wie beschrieben, noch etwas anders aus. Dort sind noch Schränke, Laden, Fahnen, historische Fahrräder und manch anderes zu finden. Der Sammlungsleiter, der bereits an vielen Museen tätig war, meist nur für ein zeitlich begrenztes Projekt, darunter im Schloss Burg, im Museum der Bildenden Kunst Leipzig und im Stadtmuseum Braunschweig, sieht seine Aufgabe vor allem darin, die Sammlung fit zu machen, fit für die wissenschaftliche Arbeit und für die weitere Entwicklung. Eine Sammlung, die nicht vermehrt wird, ist eine tote Sammlung, soll schon Goethe gesagt haben. Diesem Anspruch entsprechend ist er angetreten und die Museumsverantwortlichen der Stadtverwaltung setzen große Erwartungen in ihn. Seine vielfältigen Erfahrungen waren es , die den Ausschlag gaben, ihn nach Ausschreibung zu engagieren. Ihm zur Seite steht auf Honorarbasis eine Textilrestauratorin, eine Gemälderestauratorin soll folgen. Wie notwendig die Fachleute sind, zeigen Textilen im Archiv, die eigentlich konservatorisch nicht richtig gelagert wurden, sondern einfach auf Bügel hangen. Sie müssen nun restauriert und in entsprechende Kartons verpackt werden.

Der Nordboden des Schlosses kann für das Museums vorerst nicht weiter genutzt werden, denn neben dem Holzschutzmittel, sind auch bauliche Mängel zu beseitigen. Bereits offengelegte Balken und Wände zeigen, was an Arbeiten notwendig ist, wenn es die finanziellen Möglichkeiten erlauben.