Quedlinburg Quedlinburg: Akku löst Explosion in Hotelzimmer aus

QUEDLINBURG/MZ. - Ein überladener Hochleistungsakku hat am Mittwochabend gegen 21 Uhr eine Explosion in einem Hotelzimmer des Acron-Hotels in Quedlinburg ausgelöst. Verletzt wurde niemand; die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest. In dem Zimmer wohnten Mitglieder der französischen Nationalmannschaft, die an der derzeit laufenden Europameisterschaft der Hubschrauber-Modellflieger in Ballenstedt teilnehmen. Der Hochleistungsakku - ein Lithium-Polymer-Akku - wird für Hubschraubermodelle genutzt.
Verkohlte Reste der Ladegerätschaften auf dem Boden, schwarze Wände, zerborstene Fensterscheiben, in der Garderobe auf der anderen Seite des Raumes durch die Hitze völlig deformierte Kleiderbügel - das Hotelzimmer bietet ein Bild der Verwüstung. Das Unglück, sagte Hotel-Geschäftsführer Hermann Schulz, haben alle Hotelgäste gehört: "Es hat gerumst."
Zum Zeitpunkt der Explosion befand sich niemand im Zimmer. Der Unglücksort war schnell gefunden, das Personal habe, unterstützt durch einige Gäste, sofort begonnen, das Feuer zu löschen. "Die Feuerwehr war auch sehr schnell da und hat sich gekümmert", so Schulz weiter. Die Einsatzkräfte der Wehren aus Quedlinburg und Gernrode übernahmen die weiteren Löscharbeiten, der Unglücksort wurde gesichert und entraucht.
Der Geschäftsführer ist erleichtert, dass niemand verletzt wurde. Er sagte aber auch, dass es vor der Explosion wohl "gekokelt" habe: Wenn jemand im Zimmer gewesen wäre, hätte er das "gemerkt und die Strippe gezogen". Wie hoch der entstandene Sachschaden ist, kann Hermann Schulz noch nicht sagen. "Ich bin dabei, das zu eruieren. Das Zimmer muss komplett renoviert werden." Wie er weiter sagte, wurde bei der Explosion auch ein vor dem Hotel parkendes Auto beschädigt. Den von dem Unglück betroffenen Gästen konnte ein anderes Zimmer zur Verfügung gestellt werden; der Hotelbetrieb geht weiter.
Um die Vermutung zur Brandursache abzusichern und durch Details zum Ablauf zu ergänzen, war gestern auch ein Brandursachenermittler der Polizei im Einsatz. "Es ist auch für uns nicht alltäglich, dass ein Akku explodiert. Daher ist die Spurenarbeit wichtig", erklärte Peter Pogunke, Sprecher des Polizeireviers Harz. Fest stehe: Das Akkupaket sei mit dem Ladegerät verbunden gewesen, und bei dem Ladevorgang sei das Akkupaket "regelrecht explodiert". Warum - das müsse noch ermittelt werden.
"Dass solche Akkus explodieren, kommt schon einmal vor", sagte Gerhard Grasser, Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft der Hubschrauber-Modellflieger. "Solche Fälle passieren, Gott sei Dank, sehr selten", ergänzte Achim Krüger, Organisator der Europameisterschaft. Zu einer Explosion könne es kommen, wenn Akkus überladen werden oder wenn einzelne Zellen schadhaft sind, so Grasser. "Im Gegensatz zu Nickel-Metallhybrid-Akkus zeichnen sich Lithium-Polymer-Akkus dadurch aus, dass sie eine sehr hohe Energiedichte und Leistung bei sehr geringem Gewicht haben", erläutert der Bayreuther weiter, der seit sieben Jahren Hubschrauber-Modellflieger ist. Weltweit gebe es für diese Akkus vier Hersteller.
Die zwischen 1 300 und 1 500 Gramm schweren Akkus werden genutzt, um die etwa 1,60 Meter langen sowie zwischen 5,5 und 6,5 Kilogramm schweren Hubschrauber-Modelle zu fliegen.
"Dabei ist es bei uns der Fall, dass die Zellen sehr, sehr hoch belastet werden, so dass die Chemie an ihre Grenzen stößt", erklärte Achim Krüger. Würden dabei Zellen schadhaft, sei dass nicht einfach zu erkennen. "Mechanische Beschädigungen sieht man natürlich, aber solche ,inneren Verletzungen‘ nicht."