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Public Viewing in Wernigerode und Thale Public Viewing in Wernigerode und Thale: Mon dieu!

Von ingo kugenbuch 04.07.2014, 20:07
Jubel beim Tor nach dem Tor von Mats Hummels.
Jubel beim Tor nach dem Tor von Mats Hummels. chris wohlfeld Lizenz

wernigerode/Thale/MZ - Familie Blattner aus Thale hat es gut. Schon im Vorfeld des Viertelfinal-Spiels der deutschen Mannschaft gegen Frankreich war klar: Egal, wie das Match ausgeht - es gibt immer einen Sieger. Denn Ilona Blattner ist Deutsche, ihr Mann Denis kommt aus Straßburg. Obwohl er seit 20 Jahren in Deutschland lebt, fieberte er für die französische Mannschaft. Am schwersten hat es wohl Sohn Charles, 14: Er hat beide Staatsangehörigkeiten - und konnte sich nur schwer entscheiden, wem er die Daumen drückt. Laut seiner Mutter liegt bei ihm aber Deutschland knapp in der Gunst vorn. „Wir gewinnen und verlieren heute in jedem Fall“, sagt Ilona Blattner.

„Allez, les Bleus!“ gegen „Deutschland, Deutschland!“

Im Hörsaal auf dem Campus der Hochschule Harz in Wernigerode, in dem sonst Kino für Studenten angeboten wird, ist die Trennlinie deutlicher gezogen: Sechs junge Franzosen auf der einen, geschätzte 300 Deutsche auf der anderen Seite. Die Fangesänge unterscheiden sich nicht nur durch die Sprache - „Allez, les Bleus!“ gegen „Deutschland, Deutschland!“ -, sondern auch in der Lautstärke. Natürlich können die Franzosen gegen die akustische Übermacht nicht ankommen. Dafür sind sie aufwendiger geschminkt: Lidschatten, Lippen, Fingernägel - überall leuchtet die Trikolore. Vielleicht schießen die deutschen Studenten dann ein bisschen über das Ziel hinaus: Als die Franzosen die Nationalhymne mitsingen, gibt es Buhrufe aus der schwarz-rot-goldenen Ecke. „Das ist kein Fairplay“, sagt Mallaury in der Halbzeitpause etwas enttäuscht. „Wir kennen die doch alle vom Studium.“

Die zwischen 20 und 22 Jahre alten Studenten aus Frankreich setzen bei zimmerwarmem Hasseröder und Prosecco - serviert vom Hochschulkino „Film ab!“ - auf den Sieg ihres Teams. Bien sur. „Wir sind stark und können schnell laufen“, sagt William. Er weiß aber, dass es seine Mannschaft nicht leicht haben wird. In der Halbzeitpause - nach dem Tor von Mats Hummels - ist er noch optimistisch: „Wir brauchen immer eine Halbzeit, um warm zu werden.“ Doch am Ende reicht es nicht für die Blauen und ihre tapferen Fans, die in Wernigerode Tourismusmanagement oder Wirtschaftswissenschaften studieren.

Deutschland muss Weltmeister werden

Die sechs nehmen es mit Fassung, als nach dem Schlusspfiff der Hörsaal brodelt. „Das war ein schönes Spiel. Wir sind stolz auf unser Team“, sagt William. „Aber Deutschland war heute einfach besser.“ Und Lolita sieht das Ganze pragmatisch: „Es ist auch schön, wenn Deutschland gewinnt - weil wir ja hier leben.“ Am Ende sind die sechs sich einig: Jetzt muss Deutschland Weltmeister werden!

Gegner, aber trotzdem Freunde: Anna (l.) und Mallaury.
Gegner, aber trotzdem Freunde: Anna (l.) und Mallaury.
Chris Wohlfeld Lizenz