Privatisierung in Bad Suderode Privatisierung in Bad Suderode: Kurzentrum ist eine Riesenlast

bad suderode/MZ - Vor 18 Jahren galt das Kurzentrum in Bad Suderode als teuer: Als es im Mai 1996 fertig wurde, hatte es 64 Millionen Mark verschlungen. Das aber war nur der Anfang. Denn auch heute noch rauft man sich in der Quedlinburger Stadtverwaltung - die die kommunale Einrichtung mit der Eingemeindung Bad Suderodes übernommen hat - vor Verzweiflung die Haare. Obwohl die Stadt die Notbremse gezogen und die defizitäre Einrichtung vor einem Jahr geschlossen hat, muss sie weiterhin zahlen - Monat für Monat kostet sie der Unterhalt und die Bewachung des geschlossenen Kurzentrums fast 10 000 Euro.
Viele Schulden
Dazu türmen sich die Schulden aus der Vergangenheit: Als Quedlinburg den kommunalen Kur-Eigenbetrieb erbte, hingen daran auch 16,1 Millionen Euro aufgelaufene „Liquiditätshilfen“ des Landes. Nach einer Intervention des Landesrechnungshofes zahlte das Land ab 2011 nicht mehr. In diesem Jahr musste Quedlinburg deshalb aus Kassenkrediten 1,14?Millionen Euro als Verlustausgleich aufbringen. Rund eine Million Euro Defizit erwirtschaftete das Kurzentrum pro Jahr - etwa, weil es städtische Aufgaben wie die Pflege des Kurparks mit übernahm und ein Gewinnbringer wie ein großes Hotel fehlte.
Verkauf gescheitert
Der Stadtrat von Quedlinburg beschloss daraufhin den Verkauf an einen privaten Investor, der daraus ein „Gesundheitsresort“ mit Hotel machen soll. Am 23. Dezember 2013 unterschrieb Bad Suderodes Bürgermeister Gert Sauer während der vorübergehenden Selbstständigkeit des Ortes den Kaufvertrag. Käufer Pro Habitare Projektentwicklungs-AG hat aus Sicht der Stadt Quedlinburg – die seit der erneuten Eingemeindung Suderodes im Januar wieder für das Kurzentrum zuständig ist – seine Pflichten nicht erfüllt: Es fehlen bis heute die Bürgschaft über den Kaufpreis von einer Million Euro sowie die Abfindungszahlungen an die ehemaligen Mitarbeiter – etwa 450?000 Euro. Deshalb ist die Stadt am 2. Juni vom Kaufvertrag zurückgetreten. Sie versucht nun, das Kurzentrum anderweitig zu veräußern.
Doch ehe Verhandlungen mit neuen Interessenten schon etwas Hoffnung auf Rettung des Kurzentrums aufkommen lassen, bekommt die Stadt das nächste Riesenproblem durch das Kurzentrum: Am Dienstag nach Pfingsten verhandelt das Arbeitsgericht in Halberstadt die Klagen mehrerer ehemaliger Mitarbeiter der kommunalen Einrichtung gegen ihren Arbeitgeber - Quedlinburg. Nach dem geplatzten Verkauf könnten dadurch weitere Kosten von mehreren 100?000?Euro auf die ohnehin überschuldete Stadt zukommen.
Ausgemacht war bislang, dass Quedlinburg zu den 450?000 Euro vom Käufer Pro Habitare 179?000?Euro an die entlassenen Mitarbeiter zahlt. Aus Sicht von deren Anwalt Uwe Bitter „ist das jetzt alles ein Problem der Stadt“. Sie müsste also für die komplette Summe aufkommen. Falls die Stadtverwaltung in den Kündigungsschutz-Verfahren verlieren sollte, und davon ist Bitter überzeugt, will er seine Forderung sogar nochmals erhöhen. „Das“, sagt Bitter, „wird richtig teuer.“