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"Horror-Pension" Pension Zwischen den Städten 4a Quedlinburg: Kreis Stadt und Polizei schieben sich Verantwortung zu

Von Benjamin Richter 23.01.2019, 10:26
Blick auf das Gebäude der Pension Zwischen den Städten 4a in Quedlinburg.
Blick auf das Gebäude der Pension Zwischen den Städten 4a in Quedlinburg. Marco Junghans

Quedlinburg - Die Pension an der Adresse Zwischen den Städten 4a in Quedlinburg wird seit Mai 2016 illegal betrieben. Das teilt Franziska Banse, Sprecherin des Landkreises Harz, auf MZ-Anfrage mit. „Die Nutzung ist verboten“, sagt sie. „Wie das durchgesetzt wird, ist letztlich Sache der Polizei.“ Aus Brandschutzgründen hatte das Bauordnungsamt 2015 zunächst für fünf Appartements und im Mai 2016 für den Rest des Hauses die Vermietung an Gäste untersagt.

Kreis verweist auf Polizei, die wiederum auf die Stadt

Polizeisprecherin Nadine Sünnemann vom Revier Harz weist die Verantwortung für die Kontrolle der Pension von sich. „Wir überprüfen das Gebäude nur, wenn wir von den Behörden angefordert werden“, erläutert sie. Darum, dass das geschehe, müsse sich die Stadt Quedlinburg kümmern.

Im Quedlinburger Rathaus ist man wiederum anderer Ansicht. „Die Stadt ist bei diesem ganzen Verfahren vollkommen außen vor“, erklärt eine Mitarbeiterin im Fachbereich des Oberbürgermeisters. „Hier ist das Bauordnungsamt des Landkreises in der Pflicht.“

In den sozialen Medien ist die Unterkunft an der Adresse Zwischen den Städten 4a als „Horror-Pension“ verschrien. Ehemalige Gäste beklagen schmutzige Räume, kaputte Möbel und Zimmer, die an mehrere Leute gleichzeitig vermietet werden. Bei Facebook meldeten sich unter dem jüngsten MZ-Beitrag zu der Pension zahlreiche Kommentatoren zu Wort.

Welche Handhabe hat die Quedlinburg Tourismus Marketing GmbH (QTM), der das Wohl der Touristen am Herzen liegen sollte, gegen die „Horror-Pension“? „Da ein Großteil der Zimmer-Buchung in Quedlinburg und generell über diverse Online-Portale erfolgt, haben wir nur wenig Chancen, alle Gäste zu erreichen“, erklärt QTM-Prokurist Nico Reischke. „Gäste, die uns explizit zu der Unterkunft befragen, erhalten hierzu keine Empfehlung.“

Gesundheitsamt verbot das Angebot von Frühstück

Auch einige E-Mails zum Thema erreichten die MZ-Redaktion. So beschwert sich etwa Leserin Jutta Sch. darüber, dass das Bett voller Hundehaare gewesen sei. „Der Vermieterin Bescheid gegeben, Antwort: Die Frau, die sauber gemacht hat, hätte einen Hund“, berichtet sie. „Frühstück dürfe auch nicht mehr angeboten werden, das habe das Gesundheitsamt untersagt.“

Um Frühstück anbieten zu können, muss das Gesundheitsamt sein Okay geben. Seit einer beschwerdebedingten Vor-Ort-Begehung mit Vertretern des Amts im Herbst darf die Pension Gästen kein Essen mehr auf den Tisch setzen. Bei der Begehung sei festgestellt worden, dass die hygienischen Voraussetzungen zur Abgabe von Speisen nicht gegeben sind, teilt Kreissprecher Manuel Slawig mit.

Booking.com: Wir kooperieren mit neuem Eigentümer

Das Portal Booking.com habe bereits mehrfach Hinweise auf Gästebeschwerden von der QTM erhalten, merkt Nico Reischke an. „Eine Empfehlung der Unterkunft ist durch uns noch nie erfolgt.“ Kann Booking.com die Unterkunft unter diesen Umständen nicht einfach aus ihrem Angebot nehmen?

Theresa Bleibrunner vom Kommunikationsberater Ketchum Pleon, der für Booking.com die Pressearbeit übernimmt, betont, dass die Pension zum Jahresbeginn den Besitzer gewechselt hat. „Seit diesem Übergang arbeitet Booking.com mit dem neuen Eigentümer zusammen“, berichtet sie.

„Wenn wir auf ein Problem oder auf eine Beschwerde über eine Unterkunft aufmerksam gemacht werden, untersuchen wir dies sofort und, je nach Ergebnis der Untersuchungen, können wir Unterkünfte von unserer Plattform entfernen“, teilt Bleibrunner weiter mit.

Hat Booking.com die Pension überhaupt kontrolliert?

Auf die Frage, wie viele Untersuchungen Booking.com in der Unterkunft unternommen hat, erklärt Bleibrunner, als externe Pressesprecherin habe sie in das Vorgehen von Booking.com keinen Einblick. Sie könne die Anfragen nur an die Betreiber der Buchungsplattform weiterleiten. Diese teilen ohne konkrete Referenznummern von Kunden weder die Zahl der bei ihnen eingegangenen Beschwerden noch die der Untersuchungen mit.

Auch der neue Besitzer kann nicht sagen, ob Mitarbeiter von Booking.com die Pension kontrolliert haben. „Die weisen sich ja nicht aus“, erklärt er. Auf die Pension sei er, der ursprünglich aus Leipzig komme, während des Advents in den Höfen aufmerksam geworden. „An sich ist es ein sehr schönes Haus“, sagt er.

„Die Lage ist top, zu Fuß in zwei Minuten in der Innenstadt.“ Die frühere Betreiberin habe er vorher nicht gekannt und auch zur Übergabe nur kurz Kontakt zu ihr gehabt. Nun will er die Pension schnell wieder auf Vordermann bringen. „Ich habe schon damit begonnen, ein, zwei Zimmer wieder in Schuss zu bringen.“ Gerade sei er dabei, Möbel zu reparieren und nach Personal für die Reinigung zu suchen. „Und irreparable Sachen müssen natürlich ausgemistet werden.“