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Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Florian Kießling ist ein Durchsteher

Von Uwe Kraus 29.09.2014, 20:19
Florian Kießling ist Kapellmeister am Städtebundtheater.
Florian Kießling ist Kapellmeister am Städtebundtheater. Privat Lizenz

Halberstadt/MZ - Dass er aus einer musikbegeisterten Familie kommt, kann Florian Kießling nun wirklich nicht verleugnen. Die Mutter diplomierte Musikwissenschaftlerin, der Bruder Professor für Bratsche in Wien, die Schwester Musik-Lehrerin, der Vater pensionierter Kapellmeister: „Da weiß man, wo es herkommt“, kommentiert der 27-Jährige. Im Juli fügte sich in den Familienverbund eine weitere Künstlerin ein: Marie-Luis, seine Frau, die als Schauspielerin bisher unter ihrem Mädchennamen Pühlhorn auf der Bühne stand. Das Quedlinburger Publikum wird sie als Gast in der Hannes Hametner-Produktion „Der Stein“ kennenlernen. Beide haben sich am Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz kennengelernt, wo sie erst kürzlich die Annika in „Pippi Langstrumpf“ spielte und in „Linie 1“ zu erleben war. „Annaberg-Buchholz, das war 2012 meine erste Stelle nach dem Studium“, erinnert sich der Halberstädter Kapellmeister.

In Altenburg geboren, zog Florian Kießling bald mit seiner Familie nach Weimar, wo sein Vater gerade eine neue Stelle antrat. „Zur Musik hat mich niemand gezwungen. Ich wollte spielen und habe schon früh ziemlich genervt“, erinnert er sich.

Da blieb es nicht aus, dass er ans Spezialgymnasium für Musik in Weimar wechselt. An die Musikhochschule angegliedert, hatte er neben der schulischen Ausbildung quasi als Jungstudent bei Hochschuldozenten musikalischen Unterricht. „Und trotzdem gab es nicht pflichtgemäß bei uns einmal monatlich Hausmusik. Bei Familienfeiern habe ich schon mal mit meinem Vater oder meiner Schwester musiziert.“ Die Schwester mit der Geige, er am Klavier, so traten sie bei „Jugend musiziert“ als Duo auf. „Da gab es viele Konstellationen, mal mit Klassenkameraden, mal als Klaviersolist, da hat sich immer mal was ergeben, so dass es auch mal zu Preisen reichte.“ Drei Jahre studierte Florian Kießling in Hannover Dirigieren, drei Jahre Musiktheaterkorrepetition an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden. In Hannover war es Pflicht, ein zweites Orchesterinstrument zu erlernen. „Damit man auch die andere Seite kennt, nicht nur vor dem Orchester zu stehen, sondern auch darin zu sitzen. So kann ich theoretisch auch Posaune spielen. Aber ich habe schnell gespürt, es sind zwei grundverschiedene Dinge, als Pianist hat man auch im Orchester eine ganz andere Gewichtung als einer der Bläser.“ Nach Halberstadt kam Kießling als Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung, unterdessen ist er Kapellmeister. „Angefangen hat es mit einem Probespiel; Klavierstellen spielen, mit den Sängern praktisch arbeiten. Das ist wichtig, um zu sehen, ob das funktioniert, ob man das Gespür für das Zusammenwirken mit dem Ensemble hat.“ Im September 2013 trat er seine Stelle an, nachdem er vorher schon mal im August als Aushilfe bei „Carmina burana“ aktiv war. Unterdessen schaut er auf ein Jahr zurück, in dem er viel gemacht hat. „Rita/Der Bär“, „Nacht in Venedig“ und ein Dirigat im Dom übernahm er, „Gräfin Mariza“ wurde zur ersten eigenen Produktion als musikalischer Leiter. Als nächste Inszenierung wird er „Cabaret“ musikalisch betreuen.

Ob er selbst Lieblingsopern habe? Florian Kießling wiegt den Kopf. „Schwer zu sagen und auch nicht zu gewichten, aber drei bis vier sind es schon. Der ’Freischütz’ gehört dazu, ich mag die ’Zauberflöte’, an Verdis und Puccinis Opern habe ich viel Spaß.“ Einstudieren und dirigieren würde er irgendwann einmal „einen guten Wagner, der ’Holländer’ reizt schon. Und dann ein Italiener, das wäre ein Herzenswunsch“, verrät der Nachwuchskapellmeister, der früher einmal Halbmarathon gelaufen ist. Er schaut ernster und meint: „Ich brauche den sportlichen Ausgleich, auch wenn es zeitlich schwer fällt. Im Orchestergraben hat man nicht die besten körperlichen Haltungen. “