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Münzenberg 47 Münzenberg Quedlinburg

Quedlinburg - Teil einer Terrasse eines Wohnhauses ist abgerutscht, Anwohner berichten von Mauerrissen. Wie es jetzt weitergeht.

Von Petra Korn 22.08.2017, 06:46

Wo zuvor die untere Terrasse des Hauses Münzenberg 47 endete, gähnt nun Leere. Der Rand der Fläche einschließlich des kleinen Zauns ist abgestürzt und liegt als Schutthaufen einige Meter tiefer am Hang.

In der Mauer zum Nachbargrundstück klafft ein großer Riss. Nicht der einzige am Nord- bzw. Nordwesthang.

Anwohner haben sich deshalb in Sorge nun erneut an die Stadtverwaltung Quedlinburg gewandt. „Allein können wir das nicht stemmen“, sagt Kerstin Bauer.

Münzenberg 47: Der Schreck im Juni

Sie wohnt im Haus Nummer 47 und erinnert sich nur zu gut an den Schreck im Juni. Als sie morgens das Haus verlassen habe, sei noch alles in Ordnung gewesen.

„Als ich zwei Stunden später wiederkam, habe ich schon von der Zwergkuhle aus gesehen, was passiert ist“, schildert sie. „Ich habe gedacht, mein Hund ist mit abgestürzt.“

Das war glücklicherweise nicht passiert. Seit dem Abrutsch betrete sie den unteren Teil der Terrasse nicht mehr. „Und ich habe Blumenkübel aufgestellt, damit mein Hund da nicht mehr hinkommt.“

Münzenberg 47: Bewegung gab es auch am Nachbarhaus

Abgesprungene Bretter der Begrenzung der Terrasse des Nachbarhauses zeigen, dass es auch hier Bewegungen gab.

„Die Terrasse ist eigentlich nicht mehr sicher begehbar“, sagt Hausbewohnerin Mandy Theerbaum. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die auch abrutscht.“

Kerstin Bauer hat sich gleich im Juni in zwei Briefen an die Stadtverwaltung wie den Oberbürgermeister direkt gewandt.

„Aber ich bin ja nicht der einzige Fall“, verweist sie auf das Schreiben im August, in dem sieben Betroffene genannt werden.

Erinnert wird hier auch an Rutschungen auf der Südseite, die über städtische Sanierungsmaßnahmen abgefangen worden seien.

Heimatforscher Rüdiger Mertsch, für den der Münzenberg sein „A und O“ ist, weiß, dass dieser aus ganz weichem Quedlinburger Sandstein besteht, auf den noch Aufschüttungen erfolgten. Der Münzenberg, betont Mertsch, gehöre zum Welterbe.

Münzenberg 47: Die Sache wird von der Stadt ernst genommen

„Wir nehmen die Sache ernst“, sagt Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) der MZ. „Uns ist klar, dass wir hier die privaten Grundstücksbesitzer nicht alleinlassen können.“

Nach der Sanierung der Stützwände im südlichen Bereich sei schon vom Grundsatz her klar gewesen, dass auch im Nord- bzw. Nordwestbereich Arbeiten erforderlich sein würden, erklärt Ruch.

Nach Anwohnerhinweisen zu sich entwickelnden Problemen habe es im Mai einen ersten Vor-Ort-Termin mit der Baubecon, dem Sanierungsträger der Stadt, gegeben.

„Dort ist schon gesagt worden, dass weitergehende Untersuchungen stattfinden müssen, um notwendige Sicherungsmaßnahmen zu eruieren.“

Münzenberg 47: Externes Büro soll vor Ort alles prüfen

Die Stadt arbeite eng mit dem Bauordnungsamt des Landkreises Harz zusammen, über das es gelungen sei, ein externes Büro zu gewinnen, „das sich mit solchen Problemlagen auskennt“.

Geplant sei, bei einem Vor-Ort-Termin in dieser Woche mit diesem Büro zu prüfen, welche Ursachen es für die Schäden gebe und welche Maßnahmen zu treffen seien.

„Uns ist schon klar, dass wir unter Zeitdruck stehen“, spricht Ruch von einer „Dramatik, die sich teilweise ergeben hat“, und die „so nicht vorhersehbar“ war. „Wir stehen klar zu unserer Verantwortung“, unterstreicht der Oberbürgermeister. Er machte aber auch deutlich, dass Maßnahmen „Hand in Hand“ mit Grundstückseigentümern erfolgen müssten.

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Im Jahr 1993 war nach Erdarbeiten für den Bau von Leitungen auf der Südseite des Münzenberg eine Sandsteinmauer, die zwei Grundstücke abstützte, zusammengebrochen und hatte ein Haus beschädigt. Dessen Bewohner hatte zuvor darauf hingewiesen, dass sich in der Mauer bereits Risse gezeigt hatten. Womöglich durch die Erarbeiten hatte die Sandsteinmauer nicht mehr standgehalten. Nachdem von 1993 bis 1995 auf dem Münzenberg neue Versorgungsleitungen gelegt und die Straßen gepflastert wurden, erfolgte die Sanierung der Stützmauern auf der Süd- und Ostseite. Über acht Jahre hinweg wurden insgesamt 8,7 Millionen Euro mit Hilfe von Bund, Land und Deutscher Stiftung Denkmalschutz investiert. Bis zu 15 Meter tief wurden Anker in den Felsen getrieben, um eine Standfestigkeit der Stützmauern zu erreichen, die zumeist aus Beton mit Sandsteinverblendung neu errichtet wurden. Während der acht Jahre wurden drei Mauerzusammenbrüche und ein Hangrutsch verzeichnet.

(mz)