1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Münzenberg in Quedlinburg: Münzenberg in Quedlinburg: Museum für ehemaligen Klosterkirche

Münzenberg in Quedlinburg Münzenberg in Quedlinburg: Museum für ehemaligen Klosterkirche

Von Uwe Kraus 18.06.2015, 20:45
Siegfried Behrens (2.v.l.) erklärt Wolfgang Illert von der Denkmalschutz-Stiftung (M.) und den Gästen, welcher Aufwand betrieben wurde.
Siegfried Behrens (2.v.l.) erklärt Wolfgang Illert von der Denkmalschutz-Stiftung (M.) und den Gästen, welcher Aufwand betrieben wurde. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg - „Als wir hier anfingen, standen in den Kellern auf klerikalem Boden Fahrräder, Einweggläser und alte Möbel“, erinnert sich Siegfried Behrens, seit fünf Jahren Ehrenbürger von Quedlinburg und 2008 für seinen Einsatz mit dem Romanikpreis des Landes Sachsen-Anhalt geehrt. Angefangen hat die Erfolgsgeschichte des jetzt fertiggestellten und am Donnerstag eröffneten Marien-Museums 1994. Es sei ein weiterer wichtiger Baustein in der Bau- und Kulturgeschichte Quedlinburgs. Der Mediziner erinnert sich an die Reaktionen, als er vor 21 Jahren im Stadtrat seine Ideen vorstellte. „Da gab es ein kontroverses Stimmungsbild.“ Von „verschrobenen Träumen eines Wessis“ soll damals die Rede gewesen sein. „Und manch Diskutant wusste nichts von den Örtlichkeiten, über die geredet wurde.“

Wolfgang Illert, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, würdigt die Verdienste, die sich Siegfried Behrens und seine Frau erworben haben. „Was lange währt, wird gut, was wie hier so ganz lange währt, wurde besonders gut“, bescheinigt er den Mäzenen und Investoren aus Lemgo. „Sie haben einen Schatz wieder ans Tageslicht gebracht.“ Er bewundere die Zähigkeit von Siegfried Behrens, an seinem ambitionierten Ziel festzuhalten. Durch Sanierung, Ankauf und Tauschgeschäfte habe der die einzelnen Teile der ehemaligen Klosterkirche wieder zusammengefügt.

Dabei finden sich die meisten Teile der freigelegten Klosterkirche St. Marien eher unter der Erde. In einem Rundgang durch das Museum ist etwa der Westbau, der Vorraum zur ehemaligen Nonnenempore, der Innenhof, die Ostkrypta, das Untergeschoss des Südturms und eine Grablege zu besichtigen, in der sich zwei sogenannte Kopfnischengräber befinden. Hier fänden sich bedeutsame Zeugnisse des Totenkultes des 10. und 11. Jahrhunderts. St. Marien wurde 986 als ein Benediktinerinnenkloster gegründet.

2006 wurde die Stiftung Klosterkirche St. Marien auf dem Münzenberg errichtet und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz drei der genannten Häuser übertragen. Immerhin zwölf Grundstücke unterschiedlichster Eigentumsverhältnisse mussten dafür zusammengefügt werden, erinnert sich Quedlinburgs Vize-Oberbürgermeister Wolfgang Scheller. Er lobt, dass Siegfried Behrens immer gemeinsam mit den Münzenbergern gewirkt habe. Das schließe eine „kritische Begleitung, wenn es ums Parken, den Brandschutz und Zufahrtsmöglichkeiten geht, ein“.

Ehrenbürger Behrens kann all die helfenden Hände gar nicht aufzählen. „Da musste auch mal jemand über seinen denkmalpflegerischen Schatten springen.“ Immer habe man „in den berühmt-berüchtigten Mittwochsmatineen des Sanierungsteams um die besten Lösungen gerungen“. Nicht er allein und seine treuhänderische Stiftung, sondern auch die zahlreichen Zustifter hätten zum Gelingen des Projektes beigetragen.

Die Betreuung des Museums auf dem Münzenberg übernahm der Museumsverein, „der sich autark finanziert“, so Behrens. Es mache im besten Sinne „Spaß, nun durch die heiligen Hallen zu wandeln“. Im Vorjahr hätten 16853 Besucher die Baureste der Klosterkirche besucht, allein 2 722 davon mit organisierten Touren der Stadtführer.

Joachim Stappenbeck vom Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt erinnert daran, dass Quedlinburg der erste Weltkulturerbe-Ort Sachsen-Anhalts war. Unterdessen seien es fünf. „So ein Titel bringt Anerkennung, ist aber gelegentlich auch Last.“ Solche Menschen wie Siegfried Behrens, die sich in eine Stadt verlieben und dort engagieren, tragen dazu bei, dass die Städte an Ausstrahlung gewinnen. (mz)

Hinter dem unscheinbaren Eingang eröffnet sich eine völlig andere Welt.
Hinter dem unscheinbaren Eingang eröffnet sich eine völlig andere Welt.
Chris Wohlfeld Lizenz