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Nach Abrutsch einer Terrasse Münzenberg in Quedlinburg: Geologe untersucht im Auftrag der Stadt, ob der Hang sicher ist

Von Petra Korn 05.04.2018, 17:10
Andreas Peter hebt die Erde aus.
Andreas Peter hebt die Erde aus. Petra Korn

Quedlinburg - Gut 30 Zentimeter von der kleinen Bruchsteinmauer entfernt treibt Andreas Peter den Spaten in den Boden. Sorgfältig hebt er die nasse Erde aus, Spaten für Spaten, bis das Ende der Mauer sichtbar wird.

Andreas Peter gräbt noch ein Stück tiefer, stellt dann fest: „Die Unterkante der Mauer ist 30 Zentimeter unter dem Mauerfuß.“ Es ist eine von insgesamt fünf sogenannten Schürfen - mit der Hand gegrabene Löcher - , die Peter, Inhaber des Ingenieurbüros für Geotechnik, an der Nordseite des Münzenbergs in Quedlinburg durchgeführt hat.

Im Sommer 2017 war ein Teil einer Terrasse abgerutscht

Im Sommer vergangenen Jahres war plötzlich ein Teil einer Terrasse eines Wohngrundstücks auf der Nordseite des Münzenbergs abgerutscht. Auch Anwohner anderer Grundstücke auf dieser Seite des Berges hatten Risse in Stützmauern am Hang und Absenkungen von Terrassen festgestellt.

Noch im Sommer war unter Federführung des Bauordnungsamtes des Landkreises ein Statiker hinzugezogen worden. Für die Häuser mit Kellern im Fels hatte dieser keine Gefahr gesehen. Die Terrassen aber sollten nicht mehr betreten werden.

Mit Klein-Rammbohrungen wird der Untergrund untersucht

Der Statiker hatte vermutet, dass Stützwände am Hang, die einst gebaut wurden, um hier nutzbare Flächen zu erhalten, nicht mehr standsicher seien. Genauere Aussagen zur Situation am Hang selbst soll eine geologische Untersuchung bringen. Mit dieser hat die Stadtverwaltung Andreas Peter beauftragt. „Unsere Aufgabe ist, den Hang zu untersuchen in Bezug auf die Standsicherheit der Gebäude und der Mauern“, erklärt Andreas Peter.

„Dafür betrachten wir die Böschungsneigung, den Boden, aus dem die Böschung aufgebaut ist, die Baugrundverhältnisse, die Gründungsverhältnisse von Gebäuden und Stützmauern.“

Für die Untersuchungen sei zunächst durch das Ingenieurbüro Deuter der Hang aufgemessen und ein digitales Geländemodell erstellt worden. „Das erlaubt uns, in jeder Position Geländeschnitte zu erzeugen.“ Erkennbar sei mit diesen auch, wo sich Mauern befänden, wie hoch diese seien und wie weit entfernt von der Böschungskante die Häuser stünden.

Um die Standsicherheit in den Geländeschnitten beurteilen zu können, seien zum einen sogenannte Klein-Rammbohrungen erfolgt. Mit den Bohrungen, die auf den Grundstücken erfolgt seien, werde der Aufbau des Baugrundes erkundet. Insgesamt wurden 16 Bohrungen durchgeführt, sagt Andreas Peter. Sie seien in Tiefen zwischen drei und fünf Metern erfolgt - „bis man auf gewachsenen Boden kommt“.

Zudem erfolgten Schürfe - wie die an der Mauer eines der Grundstücke. „Das sind Mauern, die die Terrassen stützen.“ Mit den Grabungen per Hand - insgesamt fünf, die bis in 50 Zentimeter Tiefe reichten - seien die Gründungsverhältnisse dieser Mauern erkundet worden.

Die Untersuchungen am Münzenberg seien schon etwas komplexer, sagt Andreas Peter und begründet: „Aufgrund der Hangsituation.“ Diese sei durch den Menschen beeinflusst. So gebe es verschiedene Mauerzüge im Hang, die nur noch in Resten vorhanden seien. Und: „Wir bewegen uns hier im Bereich von Aufschüttungen“, weist der Ingenieur auf den Hangbereich.

„Wir bewegen uns hier im Bereich von Aufschüttungen“

Die Untersuchungen seien nun so gut wie abgeschlossen,. „Wir stellen jetzt den Bericht zusammen“, erklärt Andreas Peters. Dieser - mit Ergebnissen für die einzelnen Grundstücke - werde dann der Stadt vorgestellt.

Die Stadtverwaltung hatte angekündigt, nach dem Vorliegen des Gutachtens das Gespräch mit den Anwohnern - alle Grundstücke am Nordhang sind in Privateigentum - zu suchen. (mz)