Mühlentag im Harz Mühlentag im Harz: Großer Andrang beim 20. Deutschen Mühlentag

Stadt Falkenstein/Thale/MZ - „Ohne Hahnenschrei kein Frühstücks-Ei“ verkündet ein Plakat auf dem Mühlenhof von Axel Schröder sen. Zum 15. Male verbinden sich ab 9 Uhr Wettkrähen und der Mühlentag, zu dem interessierte Besucher aus der weiteren Umgebung kommen, um sich an Speis’ und Trank zu laben. Axel Schröder jun., Enkel des Besitzers der Thalenser Getreidemühle, dessen Mutter Claudia Schröder unterdessen Inhaberin der Mühle ist, führt die Heerscharen von Besuchern an Mehlmahlschnecken, über den Rohrboden und am Mahlstuhl vorbei.
Welches Futter die Sieger des Wettkrähens, die Tiere von Johannes Hohmann (Quedlinburg) und Mühlen-Besitzerkollegen Birger Ehrhardt aus Böserode, im Napf haben, verriet gestern niemand. Aber es könnte durchaus „Körnly-Hühnermix“ aus Schröders Mühle sein. Der Senior berichtet stolz über den Müller-Enkel, dass der gerade eine neue Futtermischung entwickelt habe. So gesellt sich nun „Zucht&Reise-Flieger“ zu den Mischungen „Harzperle“ und „Junior“ für Jungtauben.
Schröder sen. freut sich, dass bei sonnigem Wetter doch wieder so viele Besucher auf dem Mühlenhof einkehren. Immerhin acht Familienangehörige und zwei Freunde sind zum Wohl der Gäste im Einsatz. „Uns ist es wichtig, allen zu erklären, wie so eine Mühle funktioniert. Wir stellen fest: Der Wert des Mehls wird von Menschen heute gering geschätzt, wie heute Lebensmittel überhaupt zu viel weggeschmissen und vernichtet werden.“ Nicht nur 20. Mühlentag und 15. Wettkrähen sind die Jubiläen des Jahres. Die „Schröder-Mühle“ wird auch 120 Jahre alt. „Zum 125. Geburtstag wird es eine größere Feier geben“, verspricht der Mühlenbesitzer, der darauf verweist, dass die Mühle nun schon die fünfte Familiengeneration in ihren Mauern beherbergt.
Ihre Jubiläen hat die Familie Bischof in Meisdorf schon 2012 gefeiert. Vor 501 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, ist die Mühle seit 81 Jahren in Familienbesitz und mahlt auch im Nachfeier-Jahr 16 Tonnen Weizen und zwölf Tonnen Roggen in 24 Stunden, erzählt Uwe Rusche, der hier als Müller arbeitet. Vom Korn bis zum fertigen Brot erleben die Mühlentagsgäste hier den gesamten Ablauf in der Wassermühle an der Selke mit. So erfahren sie, was es mit der Zahl auf der Mehltüte auf sich hat und wie viel Strom die Turbine schluckt. „Bei idealem Wasserstand arbeiten wir mit bis zu 70 Prozent Eigenstrom“, so Rusche.
Das Schroten, Auflösen und Ausmehlen erfolgt mit hohem Qualitätsanspruch. Das Mehl, was hier in Tüten und Säcken abgefüllt ist, bleibt frei von „Mehlchemie“, die dafür sorgt, dass Brötchen riesig groß werden. Derartige Luftbäckereien sind längst nicht mehr im Trend. Das beweist auch die Nachfrage am Stand der Bäckerei Reinhard aus Arnstedt. „Natürlich sind wir bei Bischofs Kunden. Das Mehl passt ideal zu unseren Produkten, die aus einem traditionellen Steinofen kommen.“
In Endorf kümmern sich die Mitglieder des Förderkreises Konradsburg rührig um ihre Gäste, die immer wieder kommen, seit sich die 1994 rekonstruierte Mühle mit vollen Segeln dreht, auch wenn dieses Jahr ein defekter Zahn im Getriebe das verhindert, wie Heiko Wenden-burg traurig berichtet. Der kleine Philipp aus Harzgerode lauscht derweil andächtig, wie hier Parallelen zur Mühlen-Geschichte von „Max und Moritz“ gezogen werden. Ob er sich am Pfingstmontag 2014 daran erinnern wird?