Mit Harke und Papierspießer Unrat zu Leibe gerückt
FRIEDRICHSBRUNN/MZ. - Die Touristen erwarten in Friedrichsbrunn einen sauberen und gepflegten Ort. Deshalb waren die Einwohner aufgerufen, sich "nicht nur über den Dreck zu beklagen, sondern ihn selbst wegzutragen", wie es Bürgermeister Jürgen Zehnpfund ausdrückte.
War es die Kälte oder der frühe Beginn? Während der größere Teil des Ortschaftsrates mit gutem Beispiel voran ging, hielten sich die Friedrichsbrunner in ihrem Engagement doch merklich zurück. Gut zwanzig Leute, eingeteilt in kleine Trupps, waren es schließlich, die ab morgens um neun vor allem im Zentrum sowie an beliebten Treffpunkten dem Schmutz und Unrat zu Leibe rückten. Auch an Wanderwegen sowie auf den Parkplätzen an den Ortsrändern fanden sie Dinge, die üblicherweise nichts in der Natur zu suchen haben. Weggeworfene Flaschen gehörten ebenso dazu, wie Plastikmüll oder Papier.
Doch irgendwie gewann man den Eindruck, dass es die mit Harken, Papierspießern oder Mülltüten bewaffneten fleißigen Akteure ihren heimlichen Vorbildern, den Heinzelmännchen, gleichmachen wollten. Viele von ihnen schienen irgendwo zwischen Dorf und Wald verschwunden zu sein, lediglich gefegte Bürgersteige oder am Rande blaue Müllsäcke hinterlassend. Ausgerechnet der einzige Akteur mit passendem Namen, Heinz Goldmann, konnte deutlich sichtbar vor dem Heimat- und Skimuseum beim Rasenharken wahrgenommen werden. Zusammen mit Bianka Krebs sorgte er an einer der Sehenswürdigkeiten der Gemeinde für einen schönen Anblick mit gepflegtem Grün.
Auch das Areal an der Grundschule und um den Jugendclub wurde geputzt, ebenso wie die links und rechts der Hauptstraße entlang führenden Fußwege und Grünstreifen. Sylvia Bunzel und Herbert Eisenhuth waren inzwischen vom Friedhof bis zum Kurpark unterwegs, um entlang des Weges alles nicht dorthin gehörende einzusammeln. "Den Parkplatz am Klobenberg hatten wir schon gereinigt", erklärte Goldmann dort fehlende Saubermänner und -frauen. Eine größere Gruppe war auf dem Parkplatz Ramberg am Ortseingang aus Richtung Bad Suderode dabei, lästigen Müll und vermodertes Laub zu beseitigen.
"Eigentlich könnten wir hier den ganzen Tag arbeiten", mutmaßte Ortsrätin Roswitha Riechmann, "doch ob wir dann wirklich alles schaffen würden?"
Auch Kollege Peter Müller war gleicher Meinung, zumal es auch "ein Stück Baustellenverschönerung" sei, merkte er ob der Hinterlassenschaften der Wasserbehälterbauer an. "Um wirklich alles beseitigen zu wollen", gab Zehnpfund zu, "hätten wir viel mehr Zeit oder mehr Helfer haben müssen". Auch manche Bürger könnten mehr Interesse für die Sauberkeit ihrer Gemeinde zeigen, kritisierte er mangelnde Verantwortung von einigen Grundstückseigentümern. "Wir können und wollen mit unserem Einsatz nicht die Aufgaben der Einwohner übernehmen." Es gehe ja nicht nur um die Verschandelung des Dorfs und der Umgebung, letztlich wirke der Müll abschreckend auf die Touristen, von denen Friedrichsbrunn profitiere. Allerdings würden schon viele auf ein vernünftiges Ortsbild achten.
Das bewies auch eine ältere Frau, die ihren Namen nicht nennen wollte. Sie sammelte Unrat in der Nähe des Schützenplatzes und beseitigte lästiges Unkraut. Von den Haus- und Grundstückseigentümern an der Hauptstraße allerdings war niemand zu sehen. Nach fast drei Stunden schließlich traf man sich wieder zur Auswertung. "Die Aktion hat sich gelohnt", befand Zehnpfund, um zu ergänzen: "Die tüchtigen Einwohner haben sich den wärmenden Kaffee und leckere Würstchen jedenfalls redlich verdient."